Frankreich

Adieu, la France!

Zwei von 220 Neueinwanderern nach Israel Foto: Flash 90

Tausende französischer Juden haben nach Angaben der Jewish Agency am vergangenen Sonntag in Paris eine Alija-Messe besucht. Sie informierten sich dort über Austauschprogramme, Jobperspektiven und Formalitäten. Die Zahlen der Einwanderungsagentur belegen, dass angesichts von Antisemitismus und Wirtschaftskrise immer mehr Juden Frankreich verlassen und nach Israel gehen.

Rekord In den Monaten Januar und Februar erreichte die Zahl der Auswanderer ein neues Rekordhoch. 854 französische Juden haben in diesem Zeitraum Alija gemacht, das sind dreimal so viele wie in den gleichen Monaten des Vorjahres. »Mehr als 1000 Personen haben allein im Januar bei uns einen Antrag auf Alija gestellt«, sagt Natan Sharansky, Präsident der Jewish Agency.

Viele Juden haben Angst vor Übergriffen und Anfeindungen, die in Frankreich fast schon zum Alltag gehören. Vor Kurzem schlugen in Paris jugendliche Täter nordafrikanischer Herkunft den jüdischen Lehrer Richard David zusammen, als er aus einem koscheren Restaurant kam, und malten ihm ein Hakenkreuz auf die Brust.

Der 59-Jährige erlitt Prellungen im Gesicht und eine Nasenfraktur. Er sagte später im Gespräch mit Journalisten: »Ich denke, die Freiheit, im öffentlichen Raum eine Kippa zu tragen, ist in Frankreich klar bedroht. Aber ich werde das weiterhin tun, denn ich will mich nicht einschüchtern lassen.« Doch auch David räumt ein, dass »der einzige Weg, unser Judentum in Frieden zu leben, die Auswanderung nach Israel ist«.

Angriffe Nach dem Jahresbericht der jüdischen Schutzorganisation SPCJ ist die Zahl der antisemitischen Angriffe 2013 gegenüber dem Vorjahr zwar um 31 Prozent zurückgegangen, sie liegt jedoch immer noch acht Prozent höher als 2011.

Wie die Ergebnisse der Kommunalwahlen zeigen, wird sich das Klima für Juden in nächster Zeit wohl kaum bessern. Der rechtspopulistische Front National, dem auch Holocaustleugner und Antisemiten angehören, ist der heimliche Wahlsieger. Die Tageszeitung Libération spricht von einem »spektakulären Durchbruch« der Partei. Sie stellt mehr als 1000 Stadträte und in 15 Städten den Bürgermeister, darunter in den größeren südfranzösischen Städten Béziers und Fréjus. Insgesamt gewann der FN rund acht Prozent der Stimmen. FN-Politiker machen immer wieder mit antisemitischen Äußerungen auf sich aufmerksam, auch wenn die Parteivorsitzende Marine Le Pen diese Tendenzen bestreitet.

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Hurrikan Melissa

»Ich habe seit einer Woche nicht geschlafen«

Wie ein Rabbiner vom Wirbelsturm in Jamaika überrascht wurde – und nun selbst Betroffenen auf der Insel hilft

von Mascha Malburg  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

New York

ADL will Mamdani unter Beobachtung stellen

Die Anti-Defamation League erwartet vom neugewählten New York Bürgermeister nichts Gutes. Jetzt hat die jüdische Organisation angekündigt, man werde genau hinschauen

 05.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  05.11.2025 Aktualisiert

Essay

Mamdanis demokratische Steigbügelhalter

Führende Politiker der Demokraten haben aus Opportunismus die Wahl des Israel-Hassers Zohran Mamdani zum New Yorker Bürgermeister ermöglicht - und so in Kauf genommen, dass aus Worten gegen Israel wieder Gewalt gegen Juden werden könnte

von Menachem Z. Rosensaft  05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025