In Sydney haben Hunderte Menschen der Opfer des antisemitischen Terroranschlags von Bondi Beach gedacht. Im Mittelpunkt der Trauerfeiern stand am Donnerstag (Ortszeit) die zehnjährige Matilda, die am Sonntag beim Fest »Chanukkah by the Sea« ermordet worden war. Die Tat hat Australien tief erschüttert und insbesondere die jüdische Gemeinschaft des Landes in einen Zustand kollektiver Trauer versetzt.
Im jüdischen Gedenkzentrum im Osten der Stadt nahmen Familie, Freunde sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft Abschied von dem Mädchen. Matilda wurde als offenes, lebensfrohes Kind beschrieben, das Tiere liebte, gern draußen war und viele Freunde hatte. Auf ihrem Sarg lag ein großer Plüsch-Hummel – eine Anspielung auf ihren zweiten Vornamen Bee. Zahlreiche Trauergäste trugen entsprechende Aufkleber oder brachten Luftballons in Hummelform mit, um ihre Verbundenheit mit der Familie auszudrücken.
Zu den Teilnehmern der Zeremonie zählten unter anderem Generalgouverneurin Sam Mostyn, Oppositionsführerin Sussan Ley, die Vorsitzende der Opposition in New South Wales, Kellie Sloane, sowie Bundesministerin Tanya Plibersek. Premierminister Chris Minns trug ein eigens für Matilda verfasstes Gedicht vor, in dem er den Namen des Mädchens mit der Geschichte und dem Selbstverständnis Australiens verband.
»Süßes und gütiges Mädchen«
Rabbiner Yehoram Ulman würdigte Matilda in der Trauerrede als »ein gerechtes, besonderes, süßes und gütiges Mädchen«. Ihr Tod sei »so grausam und unbegreiflich, dass es uns allen weh tut, als hätte man unsere eigene Tochter verloren«.
Bereits zuvor war im Osten Sydneys der 87-jährige Alex Kleytman beigesetzt worden, das älteste Opfer des Anschlags. Der Holocaust-Überlebende hatte den Zweiten Weltkrieg mit seiner Mutter und seinem Bruder in Sibirien überstanden und war nach dem Krieg aus der Ukraine nach Australien ausgewandert. Dort arbeitete er als Bauingenieur und widmete sich im Ruhestand dem Schreiben von Büchern über jüdisches Leben in der Sowjetunion.
Nach Angaben seiner Familie starb Kleytman, als er versuchte, seine Frau Larisa mit seinem eigenen Körper vor den Kugeln zu schützen. In einer über die Polizei verbreiteten Erklärung beschrieben ihn die Angehörigen als einen Mann »von vielen Talenten und unerschütterlichem Geist«, der seine Frau »mit einer Leidenschaft liebte, wie man sie sonst nur aus Filmen kennt«. Erst im späteren Lebensalter habe er zu einem religiösen jüdischen Leben gefunden und Australien als seine neue Heimat mit großer Dankbarkeit angenommen.
Weitere Beisetzungen angekündigt
Auch Vertreter der israelischen Botschaft in Australien würdigten Kleytman als »geliebten Ehemann, Vater und Großvater«, der eine Familie hinterlasse, die ihn zutiefst verehre. Die Beisetzung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Polizei sicherte das Gelände und angrenzende Straßen.
Neben Matilda und Alex Kleytman wurde am Donnerstag auch des 78-jährigen Tibor Weitzen gedacht, der ebenfalls bei dem Anschlag ums Leben kam. Weitzen, der 1988 aus Israel nach Australien gezogen war, starb, als er versuchte, eine befreundete Person vor den Schüssen zu schützen. Familie und Weggefährten beschrieben ihn als engagierten Familienmenschen, der mehrere Generationen hinterlässt.
In den kommenden Tagen sind weitere Trauerfeiern geplant. Während Ermittlungen zu den Hintergründen des Anschlags andauern, steht für viele in Sydney derzeit das Gedenken im Vordergrund. Die jüdische Gemeinschaft trauert um Menschen aus drei Generationen – Kinder, Großeltern und Urgroßeltern. im