Schweiz

70 Euro für einen Käsekuchen

Traditioneller Nachtisch an Schawuot: Käsekuchen Foto: Getty Images

Wer gern Käse isst, für den kann Schawuot, wenn in vielen jüdischen Haushalten traditionell milchige Speisen serviert werden, ein kulinarischer Höhepunkt sein. Die Auslagen und Regale in den Koscher-Geschäften zwischen Zürich und Genf sind das ganze Jahr über gut gefüllt mit verschiedenstem Weich- und Hartkäse, vor allem aus der Schweiz, aber auch aus Frankreich, Holland und Italien – doch in den Tagen und Wochen vor Schawuot ist das Angebot noch größer.

Die Cholowiss AG in Zürich, ein namhafter Anbieter koscherer Milchprodukte in der Schweiz, bestätigt, dass vor Schawuot die Nachfrage nach Käse, Quark und Joghurt weitaus höher ist als sonst. Genaue Zahlen werden aber nicht herausgegeben. »Dafür haben wir momentan keine Zeit«, heißt es. Diese Aussage bestätigt indirekt, dass zurzeit Hochbetrieb herrscht.

Zahlen, wenn auch keine Mengenangaben, teilt die Firma Smart Savers in Basel mit. Das Unternehmen betreibt seit einigen Jahren einen kleinen Laden in der Rheinstadt mit einem gewissen Sortiment an milchigen Produkten. »In den Wochen vor Schawuot verzeichnen wir einen großen Mehrumsatz«, sagt Smart-Savers-Geschäftsführerin Gitti Royde. Man verkaufe »etwa fünfmal so viel Cream Cheese, Quark und Hüttenkäse« als während des gesamten restlichen Jahres.

FONDUE Rund die Hälfte dieser Produkte sei in der Schweiz hergestellt worden, der Rest werde importiert. Beim Halbhartkäse wie dem inländischen Tilsiter, Berg-, aber auch Raclettekäse sei der Zuwachs gegenüber anderen Verkaufsmonaten doppelt so groß. Und selbst die bekannte koschere Fondue-Mischung, die für viele Käseliebhaber eigentlich in den tiefsten Winter gehört, findet sich in diesen warmen Frühlingstagen um Schawuot in den Regalen von Smart Savers und anderen Geschäften.

Einen großen Bedarf vor allem an Cream Cheese gibt es dieser Tage auch im jüdischen Seniorenheim »Sikna« in Zürich. Dort sagt Küchenchef Olivier Alder auf die entsprechende Frage: »Vor Schawuot verarbeiten wir rund 80 Kilo Cream Cheese.« Und groß sei auch der Verbrauch von Magerquark.

In der Sikna bäckt man für Schawuot sehr viel Käsekuchen, weit mehr als nur für die 65 Heimbewohner. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass die Nachfrage nach Käsekuchen, der Schawuot-Nachspeise Nummer eins, überall gestiegen ist: »Wir sind froh, dass wir der Community dieses Angebot machen können«, heißt es aus dem Altenheim. Mangels anderer Anbieter liefere man die beliebte Süßspeise in diesem Jahr sogar nach Basel. Ein Geschäft sei der Verkauf für Sikna aber nicht, trotz des für deutsche Verhältnisse sehr hohen Preises von umgerechnet 70 Euro pro Käsekuchen: »Der Preis für einen Liter koschere Milch zeigt dies klar.«

Dennoch lief die Produktion in den Tagen vor Schawuot auf Hochtouren. Im vergangenen Jahr musste man wegen der großen Nachfrage sogar kurzfristig nachproduzieren.

Spanien

Mallorca als Vorbild

Das Stadtparlament von Palma hat eine Antisemitismus-Resolution verabschiedet – anders als der Rest des Landes

von Sabina Wolf  26.07.2024

Sport

Der Überflieger

Artem Dolgopyat ist in Israel ein Star. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann der Turner Gold, 2023 wurde er Weltmeister. Nun tritt er in Paris an

von Martin Krauß  26.07.2024

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Frankreich

»Man ist schließlich französisch«

Ganz Paris feiert die Olympischen Spiele. Ganz Paris? Nicht alle Juden fühlen sich vom erwünschten »Wir-Effekt« angesprochen. Denn das Land bleibt zerrissen

von Sophie Albers Ben Chamo  25.07.2024

USA

Die zweite Wahl?

Mit dem Rückzug von Joe Biden und der Kandidatur von Kamala Harris könnte das Rennen um die Präsidentschaft noch einmal richtig spannend werden

von Michael Thaidigsmann  24.07.2024

Jüdische Emigration

Die Niederlande - Ein Ort der Zuflucht für Juden?

Die Historikerin Christine Kausch nimmt das Leben jüdischer Flüchtlinge in den Blick

von Christiane Laudage  24.07.2024

Vor 80 Jahren

Von Rhodos nach Auschwitz

1944 wurden 2000 Jüdinnen und Juden von Rhodos nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten

von Irene Dänzer-Vanotti  23.07.2024

Jerusalem

Nach Gaza entführter Holocaust-Experte für tot erklärt 

Der Historiker Alex Dancyg ist in der Geiselhaft umgekommen

 22.07.2024