ns-zeit

600 neue Anträge auf Einbürgerung von Nachkommen NS-Verfolgter

Foto: Getty Images / istock

Rund 600 Nachkommen von NS-Verfolgten haben auf Grundlage einer vor einem Jahr eingeführten Neuregelung bislang einen Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft gestellt.

Von den zwischen September 2019 und dem 25. August 2020 eingereichten 604 Anträgen wurden bisher 220 - und damit gut ein Drittel - entschieden, wie das Bundesinnenministerium auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte.

Antragsteller müssen auf Basis der neuen Regeln lediglich in einem persönlichen Gespräch in einer Auslandsvertretung Grundkenntnisse der deutschen Sprache und der Lebensverhältnisse in Deutschland nachweisen.

In 217 Fällen ist danach eine Einbürgerungsurkunde aufgrund der Neuregelung ausgestellt worden, drei Fälle betreffen Nachfahren von Zwangsausgebürgerten, die nach dem Grundgesetz eingebürgert werden. Die übrigen Anträge werden noch bearbeitet.

Das Ministerium hatte zum 30. August 2019 die Einbürgerung für Nachfahren von denjenigen Verfolgten erleichtert, denen vor einer Ausbürgerung durch die Nazis die Flucht gelungen war und die später eine andere Staatsangehörigkeit annahmen. Dabei geht es etwa auch um Kinder verfolgter jüdischer Mütter, sofern die Mütter durch die Heirat eines nicht-deutschen Mannes ihren deutschen Pass verloren.

Betroffen sind neben Juden ebenfalls Roma oder andere Gruppen, die aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt wurden. Zwangsausgebürgerte und deren Nachfahren haben hingegen laut Grundgesetz einen Anspruch auf Wiedereinbürgerung.

Antragsteller müssen auf Basis der neuen Regeln lediglich in einem persönlichen Gespräch in einer Auslandsvertretung Grundkenntnisse der deutschen Sprache und der Lebensverhältnisse in Deutschland nachweisen. Andere Staatsangehörigkeiten dürfen sie zudem behalten.

Kinder, deren Eltern nach dem 31. Dezember 1999 im Ausland geboren worden sind, haben prinzipiell keinen Anspruch mehr auf die deutsche Staatsbürgerschaft.

Zuvor gab es für Betroffene lediglich eine erleichterte Einbürgerung nach Ermessen. Auch nach Jahrzehnten stellten die Behörden laut Ministerium dabei noch »ein beachtliches Fallaufkommen« fest. Zuletzt hatte die Zustimmung der Briten zum Brexit zu einem sprunghaften Anstieg der von Großbritannien aus gestellten Einbürgerungsanträge in Deutschland geführt: Allein die Zahl der Fälle von Nachfahren Zwangsausgebürgerter nach dem Grundgesetz stieg von 43 im Jahr 2015 auf 1737 im Jahr 2019. In diesem Jahr kamen bis einschließlich Juli 367 Anträge hinzu.

Das Innenministerium hatte indes eine zeitliche Grenze in die Neuregelung eingebaut. Kinder, deren Eltern nach dem 31. Dezember 1999 im Ausland geboren worden sind, haben prinzipiell keinen Anspruch mehr auf die deutsche Staatsbürgerschaft. Eine Ausnahme gilt allerdings für bereits geborene Kinder: Für sie kann noch bis Ende 2020 ein Antrag auf Miteinbürgerung gestellt werden.

FDP, Linke und Grüne hatten im Bundestag nach der Neuregelung vergeblich auf eigene Vorschläge gedrungen. Sie befürchteten, dass durch die Regierungsvorlage noch nicht alle Betroffenen erfasst werden. Auch der Zentralrat der Juden hatte betont, dass weitere Schritte geprüft werden müssten, sollte sich herausstellen, dass bestimmte Verfolgte oder deren Nachkommen weiterhin von der Einbürgerung ausgeschlossen blieben. kna

Ungarn

Die unmögliche Geige

Dies ist die zutiefst berührende Geschichte eines Musikinstruments, das im Todeslager Dachau gebaut und 70 Jahre später am Balaton wiedergefunden wurde

von György Polgár  17.04.2025

Medien

Noa Argamani ist auf der »Time 100«-Liste

Alljährlich präsentiert das »Time Magazine« die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. 2025 ist auch eine freigelassene israelische Geisel dabei

 17.04.2025

USA

Neuauflage von Weinstein-Prozess startet

Vor gut einem Jahr überraschte ein Gericht in New York die Welt und hob das historische Vergewaltigungsurteil gegen Harvey Weinstein auf. Nun wird über die Vorwürfe erneut verhandelt

von Benno Schwinghammer  14.04.2025

Türkei

Die Optimistin

Liz Behmoaras schrieb über das jüdische Leben im Land – und für das Miteinander. Ein Nachruf

von Corry Guttstadt  14.04.2025

Ägypten

Gefährliches Paradies

Der Sinai ist einer der wenigen Urlaubsorte im Ausland, den Israelis auf dem Landweg erreichen können. Gern auch zu Pessach. Aber zu welchem Preis?

von Matthis Kattnig  11.04.2025

Feiertag

Putzen, Plagen, Playmobil

Neben Mazza und Haggada bietet Pessach Raum für ganz neue, individuelle Rituale. Wir haben uns in sieben Familien in Europa und Israel umgehört

von Nicole Dreyfus  11.04.2025

Israel-Boykott

Johnny Rotten nennt Hamas »einen Haufen von ›Judenvernichtern‹ «

Eine irische Zeitung hat versucht, den Ur-Punk Johnny Rotten vorzuführen, der sich kraftvoll gegen einen Boykott Israels wehrt. Das ging gründlich schief

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025

USA

Eine Hochschule und ihr LGBTQ-Klub

Die einen feiern den »Meilenstein für queere Juden«, die Yeshiva University rudert zurück. Nicht nur die orthodoxe Gemeinschaft ist verwirrt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.04.2025

Vereinigte Arabische Emirate

EU kritisieren Todesstrafe für Mörder von Chabad-Rabbiner

Ein in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebender Rabbiner wurde verschleppt und ermordet. Ein Gericht verurteilte drei Täter zum Tod. Der Auswärtige Dienst der EU äußert Bedauern

 10.04.2025