Zauberei

50 Jahre Spuk um verbogene Löffel

Uri Geller, Meister der verbogenen Löffel Foto: picture alliance / empics

Zauberei

50 Jahre Spuk um verbogene Löffel

Als Uri Geller im Januar 1974 im TV Löffel und Gabeln verbog, drehte Deutschland durch

von Christof Bock  16.01.2024 08:51 Uhr

Man kann im Rückblick vielleicht von einer Massen-Hysterie sprechen: »Beim Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) sind am Freitag erste Regressansprüche und Schadenersatzforderungen von Fernsehzuschauern wegen «verbogener Gabeln» und «zertrümmerter Besteckteile» eingegangen«, berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Anfang 1974. »Anlass dazu ist die am Donnerstagabend aus der Oberrheinhalle in Offenburg ausgestrahlte ZDF-Show Drei mal Neun

Was war da passiert? Uri Geller, ein junger Israeli mit Föhnfrisur, ist am 17. Januar 1974 - vor 50 Jahren - beim ZDF zu Gast und zeigt live eine Mischung zwischen Grenzwissenschaft und Jahrmarktspektakel.

Geller nimmt bei diesen Vorführungen Löffel und Gabeln in die Hand, starrt sie an und reibt sanft am Griff, bis sie sich verbiegen. Nicht selten bricht auch eine Hälfte ab. Ohne Gewalt, ohne Hitze, allein durch die Kraft der Gedanken - so beteuert er immer wieder. »Ich muss ein Gefühl für das Objekt haben«, hat er mal dabei erklärend gesagt.

Zauber oder Scharlatanerie?

Um Skeptikern zuvor zu kommen, lässt er andere das Besteck anfassen: »Fühlen Sie? Keine Wärme!« Am 17. Januar zur besten Sendezeit läuft der »Löffel-Trick« erstmals vor einem großen westdeutschen Publikum.

Geller ist mit diesen Auftritten weltberühmt und wohlhabend geworden, obwohl ihm Skeptiker seit Jahrzehnten Scharlatanerie vorwerfen. Einer seiner schärfsten Verfolger war der Zauberkünstler und Wissenschaftskritiker James Randi (1928-2020).

Im TV-Sender »Welt der Wunder« zeigte er seine Erklärung: »Wenn man den Löffel in beiden Händen hält, dann kann man ihn biegen.« Der Rest sei dann eine Sache von Augenkontakt, Ablenkung und richtigem Präsentieren des Löffels.

Premiere in der Küche

Mit fünf Jahren hat der jüdische Künstler Geller erstmals einen Löffel verbogen, wie er der dpa in Tel Aviv 2021 anlässlich seines 75. Geburtstags erzählt hat. »Ich habe mit meiner Mutter in der Küche Suppe gegessen.« Da sei es passiert. »Und dann dachte ich, jeder kann das machen.«

Anfang der 1970er Jahre mit Mitte 20 ist er kommerziell erfolgreich mit seinen »Fähigkeiten«, wie er sie nennt: neben Besteck verbiegen etwa auch das Anhalten und In-Gang-setzen von Armbanduhren. Das passt eben gut in die Zeit: Die westlichen Gesellschaften sind damals neugierig auf Parapsychologie, PSI-Kräfte, Grenzwissenschaft.

Man mag dem Phänomen Uri Geller gegenüberstehen wie man will. Aber unbestreitbar arbeiten sich bis heute Forscher an ihm ab. Ein kleiner Auszug ihrer Erklärungen: Chemikalien, Hitze, weiches Alumaterial.

Mit Gabel und Löffel vor der Glotze

Geller hat immer Menschen fasziniert. Beim ZDF ging 1974 eine Flut Tausender Anrufe ein. Großteils Menschen, die die Kräfte bestätigen wollten. Sie hatten sich zumeist mit Gabel oder Löffel vor die Glotze gesetzt und danach nach eigenen Worten plötzlich ein verbogenes Stück Besteck in der Hand gehalten.

Noch krasser ein Fall aus der Schweiz, über den die Nachrichtenagentur SDA am 24. Januar 1974 berichtete: Eine gelähmte Zuschauerin des Spektakels konnte angeblich nach 20 Jahren wieder gehen. Der Fall sei »klinisch überprüft«, so die SDA. Die These, dass tatsächlich Uri Gellers Vorführung hinter der Heilung steckte, gilt allerdings als Unsinn.

Fragt man Geller, was er da mit so einer Gabel macht, hat er eine einfache Antwort. Er denke sich gar nichts dabei. »Heutzutage habe ich mich so daran gewöhnt. Ich befehle ihr einfach, sich zu biegen.«

Australien

Faktencheck zum Terroranschlag in Sydney

Nach dem Blutbad am Bondi Beach ist noch vieles unklar. Solche Situationen nutzen Menschen in sozialen Netzwerken, um Verschwörungsmythen zu verbreiten

 15.12.2025

Faktencheck

Ahmed Al Ahmed hat einen Angreifer am Bondi Beach entwaffnet

Ein Passant verhindert Schlimmeres - und wird im Netz umbenannt. Angeblich soll Edward Crabtree einen der Täter von Sydney entwaffnet haben. Doch die Geschichte stammt von einer Fake-Seite

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert