Covid-19

Zahlen sinken – Lockdown verlängert

Aufrufe zum Maskentragen haben in Israel die Werbetafeln abgelöst. Foto: Flash 90

Letzte Sukkot-Dekorationen werden fürs nächste Jahr verstaut, die Laubhütten abgebaut. Die Hohen Feiertage in Israel sind vorüber. Und damit hätte auch der nationale Lockdown wegen der Corona-Pandemie beendet sein müssen, der verhängt worden war, als die Infektionsrate zwischenzeitlich bei 15 Prozent lag. Doch das Kabinett entschied, dass er verlängert wird.

FLUGHAFEN Derzeit dürfen in Israel derzeit weder Schulen oder Kindergärten noch Geschäfte oder öffentliche Einrichtungen ihre Pforten aufsperren. Seit Rosch Haschana am 18. September ist das ganze Land abgeriegelt. Der internationale Flughafen Ben Gurion inklusive.

Am Montagmorgen veröffentlichte das Gesundheitsministerium neue Zahlen. Demzufolge liegt die Neuinfektionsrate derzeit bei 7,3 Prozent. Am Sonntag waren von 22.777 Coronatests 1609 positiv zurückgekommen. Das sind die niedrigsten Zahlen seit Ende August. Offizielle Stellen sehen es als Beweis, dass der Lockdown effektiv sei.

Die Regierung hat vor, den Lockdown nur schrittweise aufzuheben und von den täglichen Infektionszahlen abhängig zu machen.

In rund sechs Wochen gab es in Israel durch die Pandemie mehr als 200.000 neue Fälle und 1000 Menschen, die an den Folgen einer Infektion mit Covid-19 gestorben sind. Insgesamt gibt es in Israel bislang 1933 Todesfälle. Momentan sind mehr als 1550 Patienten in den Krankenhäusern, von ihnen werden 224 künstlich beatmet.

Die regionalen Fallzahlen zeigen nach wie vor, dass die ultraorthodoxe Bevölkerung überdurchschnittlich hoch betroffen ist. Die meisten aktiven Fälle befinden sich in Jerusalem und Bnei Brak, beides Hochburgen von Charedim.

KRITIK Die Regierung hat vor, den Lockdown, anders als beim ersten Mal, nur schrittweise aufzuheben und von den täglichen Infektionszahlen abhängig zu machen. Bis das Land zum regulären Rhythmus zurückkehren kann, soll es mindestens vier Monate dauern. Das jedoch stößt auf große Kritik in der Bevölkerung und sogar Teilen der Regierung.

Kindergärten sollen die ersten sein, die wieder geöffnet werden dürfen, voraussichtlich am kommenden Sonntag. Das bestätigte der Generaldirektor im Ministerium, Itamar Grotto. »Wenn nichts Ungewöhnliches geschieht, werden wir die Vorschulen und Kindergärten für Kinder bis sechs Jahre aufmachen.«

PROTESTE Auch die Restriktionen für Demonstrationen sollen nicht verlängert werden. Die Regierung, allen voran Premierminister Benjamin Netanjahu, hatte darauf gepocht, die Proteste zu unterbinden, bei denen seit Monaten sein Rücktritt gefordert wird. Da die Infektionszahlen sinken, könne dieser »extreme Schritt nicht mehr gerechtfertigt werden«, heißt es aus dem Ministerium.

Die Vorsitzende des Corona-Komitees, Yifat Shasha-Biton (Likud), sagte am Wochenbeginn im Armeeradio, dass man beginnen müsse, den Lockdown sofort zu erleichtern und Einschränkungen entsprechend der Zahlen der Neuinfektionen nur noch lokal und nicht mehr national umzusetzen.

»Es muss jetzt passieren. Nicht erst in einer Woche. Jeder weiß, dass es Restriktionen gibt, die keine epidemiologische Logik haben.«

Vorsitzende Corona-Komitee, Yifat Shasha-Biton

»Es muss jetzt passieren, nicht erst in einer Woche. Jeder weiß, dass es Restriktionen gibt, die keine epidemiologische Logik haben. Worauf wartet man also? Die Gesellschaft wird kaputt gemacht.« Besonders kleine Geschäfte, Cafés, Restaurants, Bars und Kunstbetriebe leiden extrem unter der Abriegelung.

AMPEL-PLAN »Wir müssen über die Verbreitung sprechen«, führte Shasha-Biton aus, »nicht im Hinblick auf die Gemeinden, sondern auf die Gegenden. Dies wurde aus vielen Gründen nicht getan, einige davon waren politischer Natur. Wir müssen diese Unterschiede aber machen.« Sie verlangt, dass der sogenannte Ampel-Plan wieder eingeführt wird, den der Corona-Berater der Regierung, Ronni Gamzu, ausgearbeitet hatte.

Demzufolge werden die Städte entsprechend ihrer jeweiligen Infektionsraten in die Farben rot, orange, gelb und grün eingeteilt und entsprechende Regulationen verhängt. Der Plan scheiterte an der Opposition der ultraorthodoxen Koalitionspartner in der Regierung.   

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Westjordanland

Messer- und Autoangriff auf israelische Soldaten

Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei Anschlägen auf Vertreter des israelischen Militärs

 02.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025