Kampagne

Wir Botschafter

Junge Isralis in Berlin: Auch sie sollen helfen, das Image des jüdischen Staates aufzupolieren. Foto: Stephan Pramme

Das ganze Land als PR-Abteilung? Wenn es nach Yuli Edelstein geht, wäre es die Erfüllung eines Traums. Der Minister für Diasporaangelegenheiten und Öffentlichkeitsarbeit wünscht sich jeden Einwohner, der ins Ausland reist, als persönlichen Diplomaten seines Landes. Mit der Kampagne »Masbirim«, die auf Hebräisch und Englisch erscheint, sollen die Israelis zu Botschaftern werden – allerdings ohne auf der Gehaltsliste des Auswärtigen Amtes zu stehen.

Erläutern Masbirim heißt »erklären« und soll Schluss machen mit Klischees und verzerrten Bildern: »Ich sage nicht, dass die Leute Experten zu den Resolutionen der Vereinten Nationen werden oder die Regierungspolitik erläutern sollen«, sagte Edelstein kurz nach dem Start der Aktion. »Was mir wirklich Sorge bereitet, ist die Verfälschung, die ganz normale Menschen überall sehen.« Eine vom Ministerium in Auftrag gegebene Untersuchung fand heraus, dass der Großteil der Israelis mit dem Ansehen ihres Landes im Ausland unzufrieden sind. 85 Prozent von ihnen würden gern mithelfen, dies zu ändern.

Nach Auffassung des Ministeriums werden besonders von den ausländischen Medien immer wieder entstellte Wahrheiten in die Welt gesendet. Clips auf der Website sollen verdeutlichen, wie Pressevertreter aus anderen Ländern Israel in der Berichterstattung Unrecht tun. Die Lage sei ernst, meint der Minister, und wählt für die Videos Klamauk als Darstellungsform. In einem zeigt ein völlig überzeichneter britischer Reporter, der sich durch Sanddünen kämpft, den typischen Wohnort der Israelis: die Wüste. Im nächsten ist eine französische Nachrichtensprecherin zu sehen, die ihren Landsleuten die Feiern zum hiesigen Unabhängigkeitstag als Bomben auf israelische Städte verkauft. Edelstein hofft, dass »wir gemeinsam das Bild ändern und zeigen können, dass Israel anderes ist«.

Methode Die Kampagne besteht aus Broschüren, die am Ben-Gurion-Flughafen verteilt werden, Fernsehspots, Workshops und dem Herzstück, der Website masbirim.gov.il. »Wir haben beschlossen, unseren Bürgern, die ins Ausland reisen, Werkzeuge an die Hand zu geben und Tipps zu liefern, die ihnen helfen, wenn Israel in Gesprächen attackiert wird«, erklärte der Minister. »Wenn die Menschen über das schöne Israel sprechen und bereit für haarige Fragen sind, dann kann das die Atmosphäre für Israel auf der internationalen Bühne wirklich verändern.«

Israelis im Ausland sollen sich »mit Informationen und Stolz auf Israels Geschichte sowie globalen Errungenschaften bewaffnen«, steht im Internet geschrieben, »damit ein realistischeres Bild geschaffen werden kann«. Die Kategorien »israelischer Stolz«, »Internationale Errungenschaften«, »Israel in der Welt«, »Mythos gegen Realität«, »Israel und die arabische Welt« sowie »Tipps für den Botschaftsneuling« sollen Grundlagen über das Heilige Land vermitteln. Unter »Wussten Sie ...« findet sich Altbekanntes wie »Jerusalem ist eine einzigartige Stadt mit ihrer besonderen Altstadt« und wirklich Neues, etwa dass der USB-Speicherstick eine israelische Erfindung ist. Neben den heimischen Infos liefert die Website gleich noch einige Benimmregeln mit: »Lassen Sie Ihr Gegenüber ausreden und schauen Sie ihm in die Augen.«

Vorwurf Masbirim trifft den Nerv der Israelis. In den ersten Tagen waren bereits mehr als 150.000 Besucher vorbeigesurft. »Das Interesse ist fast zu gut, um wahr zu sein«, so Edelstein begeistert. Doch nicht alle sind über die Kampagne erfreut. Einige Kommentatoren bezeichneten sie als autoritär und undemokratisch. Die Friedensinitiative »Schalom Achschaw« sandte einen Beschwerdebrief an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, in dem sie Masbirim als zu rechtslastig beschreibt. Sie klagt an, dass die Israelis damit in eine politische Richtung gedrängt werden sollen.

Einen Vorwurf, den der Initiator der Kampagne nicht auf sich sitzen ließ: »Jene, die Israel angreifen, sind nicht für die israelische Linke und gegen die Rechte. Sie sind gegen unser Existenzrecht.« Sollten sich Israelis im Ausland für einen palästinensischen Staat starkmachen wollen, könnten sie das gern tun. Das Ministerium aber konzentriere sich darauf, Israelis Fakten und Techniken zu geben, um das Land zu repräsentieren. »Die Kampagne soll die Leute nicht motivieren, eine Rede über den Konflikt zu halten, sondern über ihr Leben zu sprechen,« meint Edelstein. »Darüber, dass wir mit unseren Frauen am Abend nicht zum Kampf gegen die Palästinenser gehen, sondern ins Konzert.«

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Australien

16 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Zwei Attentäter schießen auf Juden, die sich am Bondi Beach in Sydney zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  15.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Terror

Herzog: »Grausamer Angriff auf Juden« in Sydney

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich zu dem Angriff auf eine Chanukka-Feier in Australien mit vielen Toten und Verletzten

 14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Jerusalem

Netanjahu plant Reise nach Kairo für milliardenschweren Gasdeal

Der Besuch bei Präsident Abdel-Fattah al-Sissi wäre historisch. Aus dem Umfeld des Premierministers kommt aber zunächst ein Dementi

 12.12.2025

Israel

Chanukka in Tel Aviv: Alles leuchtet!

Nach besonders schwierigen Jahren lässt die Stadtverwaltung Tel Aviv in vollem Glanz erstrahlen und beschert ihren Einwohnern Momente des Glücks

von Sabine Brandes  12.12.2025

Vermisst

Letzte Reise

Die am 7. Oktober von der Hamas nach Gaza verschleppte Leiche von Sudthisak Rinthalak wurde an Israel übergeben und nach Thailand überführt

von Sabine Brandes  12.12.2025

Gaza

Neue Aufnahmen: Geiseln feierten vor ihrer Ermordung Chanukka

In Israel sorgen erstmals veröffentlichte Videoaufnahmen für aller größte Betroffenheit und Trauer

 12.12.2025