Sabine Brandes

Wie die Raketen aus Gaza wirken

Sabine Brandes, Israel-Korrespondentin der Jüdischen Allgemeinen Foto: Marco Limberg

Die ersten Raketen aus Gaza kamen aus heiterem Himmel. An einem Donnerstag um 21 Uhr. Die Zeit, in der sich die jungen Tel Aviver schminken, ihr Outfit aussuchen und per WhatsApp verabreden. Jom Chamischi, der Abend vor dem Wochenende. Die einzige Sorge ist, ob es regnet. Genauso wie in Hamburg, München oder Wanne-Eickel. Ohne die Raketen, versteht sich.

Lippenstift und Eyeliner wurden sinnlos, als plötzlich Sirenen schrillten. Auf und ab, auf und ab. Das Signal für einen Angriff. Woher, warum, was war geschehen? Die Menschen im Großraum Tel Aviv, immerhin einige Millionen, trauten ihren Ohren kaum, während sie in Schutzräume oder in Ermangelung dieser in Treppenhäuser hasteten. Denn die sind am stabilsten, meist ohne Fenster und sonstige Materialien, die im Falle eines Einschlags wie tödliche Pfeile durch die Luft zischen können. Das wissen in Israel schon die Kleinen.

explosionen Viele Menschen hörten in den Treppenhäusern oder Bunkern zwei Explosionen, glücklicherweise gab es weder Verletzte noch Sachschäden. Es hätte ganz anders ausgehen können. Das haben die Tel Aviver spätestens seit dem direkten Einschlag im nördlich der Metropole gelegenen Städtchen Mischmeret verstanden. Die Bewohner des Südens wissen es schon lange.

Antworten zur Sicherheitslage erhalten die Israelis dieser Tage nicht.

Antworten zur Sicherheitslage erhalten die Israelis dieser Tage nicht. Ein »Fehler«, ein »Versehen« der Hamas – das glaubt niemand. Doch auch die israelische Regierung hält sich mit Erklärungen zurück. Krieg? Waffenstillstand? Die offenen Fragen bleiben. Für die Bevölkerung ist Ungewissheit, gepaart mit Unwissen, unerträglich. Denn sie hat gelernt, das Abwehrsystem kann nicht überall sein – die Geschosse aus Gaza aber schon. Ohne Krieg, einfach so.

Ratlos und verängstigt stehen die Menschen in Tel Aviv, Mischmeret und Sderot vor den Spiegeln. Sie möchten Make-up auflegen und ihr Leben leben wie die Menschen in Hamburg, München oder Wanne-Eickel. Doch für sie heißt es, dass es jederzeit ohne Vorwarnung regnen könnte. Raketen, versteht sich.

Nahost

US-Sender: Israelische Reaktion auf Iran nicht vor Monatsende

Kommt die Antwort des jüdischen Staates nach Pessach?

 18.04.2024

Israel

Jerusalem rechnete nicht mit Irans Großangriff

Laut »New York Times« haben sich die Israelis »schwer verkalkuliert«

 18.04.2024

Nahost

Israels Außenminister begrüßt EU-Absicht zu Sanktionen gegen Iran

»Dies ist ein wichtiger Schritt, um der Schlange die Zähne zu ziehen«, so Israel Katz

 18.04.2024

Ofek

Anfragenschwemme bei Antisemitismusberatungsstelle

Seit dem 7. Oktober habe sich die Zahl der Anfragen versiebenfacht

 18.04.2024

Geiseln der Hamas

Bibas-Familie veröffentlicht Entführungsvideo

Die Angehörigen wollen auf das Schicksal von Yarden aufmerksam machen

von Sabine Brandes  18.04.2024

Interview

»Ich werde Pessach nicht feiern«

Alon Nimrodi muss das erste Mal Pessach ohne seinen Sohn verbringen. Tamir ist seit 194 Tagen Gefangener der Hamas in Gaza

von Sophie Albers Ben Chamo  18.04.2024

Vermisst

Beten für die Rückkehr

Eitan Horn ist seit 194 Tagen in der Gewalt der Hamas

von Sophie Albers Ben Chamo  18.04.2024

Nahost

Appelle zu Gewaltverzicht an Israel und Iran

Die Lage am Donnerstagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 18.04.2024

Konflikt

Das Ende des Schattenkrieges

Warum der Angriff des Iran zu einer Neuordnung im Nahen Osten führen könnte – und zwar zum Vorteil Israels

von Ralf Balke  18.04.2024