Faktencheck

Wenn aus einem Satire-Clip plötzlich vermeintliche Wahrheit wird

Benjamin Netanjahu Foto: POOL

Hat der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu ernsthaft eingeräumt, Israel nehme im Krieg mit der Hamas im Jahr 2023 gezielt zivile Einrichtungen wie Schulen und Moscheen ins Visier? Einem Facebook-Post vom Oktober zufolge soll das der Fall gewesen sein. Netanjahu soll bei einem Treffen mit Hillary Clinton gesagt haben: »Nun, wir teilen ihre Sorgen um zivile Opfer überhaupt nicht.« Ziel der Operationen seien Schulen, Moscheen, Universitäten, Krankenhäuser und Kinder. »Und eines der dinge, die wir Beabsichtigen ist eine Maximierung ziviler Opfer. Wir wollen es so«. (Schreibweise im Original) Dieser angebliche Wortlaut ist auch in einem Video mit Netanjahu und Clinton zu hören, das die Aussagen vermeintlich belegt.

Bewertung

Das Video ist manipuliert und ein Satire-Beitrag in einer niederländischen Fernsehsendung. Im Original-Video von 2012 sagt Netanjahu nichts dergleichen.

Fakten

Benjamin Netanjahu und Hillary Clinton haben sich tatsächlich einmal getroffen, um über den Gaza-Streifen zu sprechen - das war allerdings im Jahr 2012 und nicht 2023. Clinton war damals Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika. Von dem gemeinsamen Auftritt am 20. November in Jerusalem zu Beginn der Gespräche gibt es eine Aufnahme.

Anhand der Kleidung, der Gestik und der Schnittfolge sieht man, dass es die Vorlage für das gefälschte Video ist, in dem Netanjahu angeblich den Beschuss von Zivilisten verteidigt. Doch im Original von 2012 spricht Netanjahu an keiner Stelle von solchen Inhalten, was neben dem Originalvideo zum Beispiel eine Reuters-Meldung bestätigt.

Wie ist die manipulierte Tonspur zu erklären?

Die manipulierte Tonspur ist nicht aktuell erstellt worden: Der Clip mit dem falschen Aussagen stammt aus der niederländischen Fernsehsendung »De Wereld Draait Door«, und zwar aus einer Folge im November 2012. Offensichtlich haben die Macher der Sendung für die Tonspur andere Aufnahmen von Netanjahu zusammengeschnitten. So spricht Netanjahu im Original vom Ziel, zivile Opfer im Krieg minimieren zu wollen - im Fake wird daraus, angeblich zivile Opfer »maximieren» zu wollen (»maximize civilian casualties«).

Der Nahost-Konflikt hat schon mehrmals Kriege in Gaza ausgelöst, unter anderem für wenige Tage im November 2012. Der Satire-Beitrag nahm darauf Bezug und wurde damals als technisch gut gemacht, aber humorlos kritisiert. Die Sendung gibt es seit 2020 nicht mehr.

Es handelt sich also um einen Satire-Fake, der sich seit Jahren immer wieder als vermeintlich echtes Dokument verbreitet.

(Stand: 16.11.2023)

Links

Post (archiviert)(Video archiviert)

Auftritt Netanjahu und Clinton (archiviert)

Protokoll (archiviert)

Original Show (archiviert)

Bericht (archiviert)

Faktencheck von 2016 (archiviert)

Reuters-Meldung (archiviert)

Zu den Kriegen (archiviert)

Israel

Israel plant strengere Regeln für jüdische Zuwanderung

Die Netanjahu-Regierung will offenbar die Zuwanderung von Menschen mit nur einem jüdischen Großelternteil unterbinden

 09.05.2025

London

Bericht: UNO ignoriert Hamas-Strategie der lebenden Schutzschilde

Die Henry Jackson Society kritisiert in einem Bericht die Vereinten Nationen: In ihren vielen Berichten erwähnt die Weltorganisation demnach kaum je, dass der palästinensische Terror die Bewohner Gazas als menschliche Schutzschilde missbraucht

von Imanuel Marcus  09.05.2025

Gaza

Neues System für Verteilung von Hilfsgütern geplant

Eine Stiftung will nun wieder Nahrung und Sanitärprodukte liefern - an der Terrororganisation Hamas vorbei

 09.05.2025

Israel

Herzog erinnert an »Sieg über das dunkelste Böse«

Israels Präsident würdigt zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs den Einsatz der Alliierten und warnt vor dem Schweigen angesichts von Hass

 08.05.2025

USA

Trump angeblich von Netanjahu enttäuscht

Die regierungsnahe Tageszeitung »Israel Hayom« schreibt, der US-Präsident wolle seine Nahostpolitik ohne Israel vorantreiben

von Sabine Brandes  08.05.2025

Libanon

Israel greift Hisbollah-Stützpunkt an

Dieser habe zur Steuerung von Hisbollah-Waffensystemen im Bereich des Angriffs und der Verteidigung gedient, so die israelische Armee

 08.05.2025

Schweiz

Israel warnt vor Reisen zum ESC

Den Eurovision Song Contests in Basel als Jude oder Israeli zu besuchen, könnte gefährlich werden: Das befürchtet Israels Sicherheitsrat und empfiehlt Bürgern Zurückhaltung und Wachsamkeit

 08.05.2025

Israel

Huthi reklamieren Drohnenangriffe für sich

Die Huthi im Jemen greifen Israel weiter an. In einer Erklärung stellen sie klar: Auch israelische Schiffe im Roten Meer würden weiter Ziel ihrer Angriffe werden

 08.05.2025

Hamas-Terror

Netanjahu: 21 Geiseln noch am Leben - Status von dreien unklar

Präsident Trump hat mit Äußerungen, dass drei weitere im Gazastreifen festgehaltene Menschen gestorben seien, für Entsetzen in Israel gesorgt. Nun äußert sich Israels Ministerpräsident Netanjahu

 07.05.2025