In Jerusalem hat am Dienstagabend der 39. Weltzionistenkongress begonnen – die traditionsreichste und zugleich wichtigste Versammlung der globalen zionistischen Bewegung. Mit dabei ist in diesem Jahr die größte US-Delegation in der Geschichte des Kongresses: 155 gewählte Delegierte und rund 100 Stellvertreter aus 22 amerikanischen Bundesstaaten.
Der dreitägige Kongress, der bis Donnerstag tagt, bringt Vertreter jüdischer Organisationen und Gemeinden aus mehr als 40 Ländern zusammen. Er gilt als das »Parlament des jüdischen Volkes« und entscheidet über die Schwerpunkte der weltweiten zionistischen Arbeit. Dazu gehören Fragen der jüdischen Identität, der Bildung, des Kampfes gegen Antisemitismus, der Unterstützung Israels und der Zuteilung von über einer Milliarde Dollar jährlich an entsprechende Projekte. Alle wichtigen Medien in Israel berichten über den Kongress.
Die amerikanische Delegation spiegelt nach Angaben der American Zionist Movement (AZM) die ganze Bandbreite jüdischen Lebens in den Vereinigten Staaten wider. Die Teilnehmenden sind zwischen 18 und 87 Jahre alt, kommen aus Bundesstaaten wie Kalifornien, New York, Texas, Florida oder Maine und repräsentieren unterschiedliche religiöse Strömungen. Unter ihnen sind 75 Rabbiner, aber auch Politiker, Pädagogen und Vertreter jüdischer Organisationen.
Demokratisches Forum
»In einer Zeit, in der Polarisierung weltweit so viele Debatten bestimmt, zeigt der Weltzionistenkongress, dass Einheit nicht Gleichförmigkeit bedeutet«, sagte Herbert Block, Geschäftsführer der AZM. »Juden mit den unterschiedlichsten Ansichten versammeln sich hier mit einem gemeinsamen Ziel: die Zukunft Israels und des jüdischen Volkes zu stärken. Vielfalt ist unsere Stärke – und unsere gemeinsame Stimme ist kraftvoll.«
Der Weltzionistenkongress ist das einzige demokratisch gewählte globale Forum, in dem Jüdinnen und Juden aus aller Welt Vertreter wählen, die die Richtung zentraler israelischer und zionistischer Institutionen mitbestimmen. Die 39. Ausgabe findet 128 Jahre nach dem ersten Kongress statt, den Theodor Herzl 1897 im schweizerischen Basel einberufen hatte.
Israels Präsident Isaac Herzog eröffnete die Tagung mit einem Appell an Zusammenhalt und Selbstbewusstsein. »Diejenigen, die uns einst ›Zhid‹ nannten, nennen uns heute ›Zios‹«, sagte er in Anspielung auf antisemitische Schmähbegriffe. »Nun – diese ›Zios‹ sind in ihr Land zurückgekehrt.«
Seele für die Nation
Der Präsident betonte, dass Israel und das jüdische Volk »nach zwei Jahren des Krieges und des Schmerzes aufstehen, um sich neu zu erfinden«. Der Kongress, so Herzog, sei »eine Zeit der Selbstreflexion für unsere Nation«.
Der Vorsitzende der Weltzionistischen Organisation, Jaakov Hagoel, erinnerte in seiner Ansprache an den Gründer der Bewegung: »Vor 128 Jahren träumte Herzl von einer Nation. Heute verleihen wir dieser Nation Seele.« im