Nahost

Waffenruhe hält

Benjamin Netanjahu (M.) traf sich am Donnerstag mit Bürgermeistern aus südisraelischen Städten. Foto: Flash 90

An Tag 39 der Militäroperation »Protective Edge« schweigen die Waffen weiter. Die fünftägige Feuerpause zwischen Israel und der Hamas scheint nach einem unsicheren Start in der Nacht zum Donnerstag jetzt zu halten.

Kurz vor dem Beginn des Schabbats herrscht in Israel und auch im Gazastreifen Ruhe. Währenddessen versuchte das Sicherheitskabinett in Jerusalem in stundenlangen Sitzungen eine Lösung zur Beendigung der Krise zu finden. Doch ohne Erfolg.

Die israelischen Vermittler waren am Donnerstag aus Kairo abgereist, um ihre Ergebnisse der Regierung zu präsentieren. Wie bereits an den Vortagen gab es im Anschluss allerdings wenige konkrete Informationen aus dem Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Ein Minister erklärte, dass das Kabinett über die Verhandlungen in Ägypten auf den neuesten Stand gebracht wurde, mehr erfuhr man nicht.

Deal Nur der rechtsgerichtete Vorsitzende der Partei »Jüdisches Haus«, Naftali Bennett, ließ sich zu einer Stellungnahme vor dem Wochenende hinreißen. Er sagte, Israel solle unilaterale Schritte unternehmen und nicht auf ein Abkommen mit der Hamas setzen. Die Regierung solle die Übergänge in den Gazastreifen öffnen und die Fischereizone erweitern. »Wir werden aber keinen Deal unterzeichnen, der unsere Fähigkeit einschränkt, ihre Tunnel zu zerstören«, sagte Bennett weiter.

Doch ob und wie der Krieg weitergeht, ob eine neue Waffenruhe geplant ist oder wie weit die Verhandlungen fortgeschritten sind, darüber lassen Netanjahu und Co. die Bevölkerung im Dunkeln. Aufgrund des Mangels an Informationen aus Jerusalem verlassen sich viele Israelis mittlerweile auf Nachrichten internationaler Medien im Internet oder sogar die Aussagen der Hamas.

So schrieb etwa der israelische Friedensaktivist Gershon Baskin, nachdem er nach eigener Auskunft mit einem Hamas-Vertreter gesprochen hatte: »Hamas will einen langfristigen Waffenstillstand und ist bereit, die Kontrolle über den Gazastreifen an die palästinensische Einheitsregierung zu übergeben, von der sie ein Teil ist.« Nach Angaben von Baskin will die Hamas in jedem Fall, dass Gaza wieder aufgebaut wird, und sei dafür sogar bereit, internationale Aufsicht zuzulassen.

Einigung »Die Kämpfe werden nicht mehr aufgenommen«, zitiert die Tageszeitung Al Hayat Ziad Nakleh, den stellvertretenden Chef des militärischen Arms der Hamas, Islamischer Dschihad. »Es gibt keine Alternative zu einer langfristigen Vereinbarung«, soll Nakleh gesagt haben. Ein anderes Mitglied der Terrororganisation erklärte im israelischen Armeeradio sogar, dies sei »der Anfang vom Ende«, und es werde keine Gewalt mehr geben – sogar wenn am Montag, nach Ablauf der derzeitigen Waffenruhe, noch keine völlige Einigung zwischen Israel und der Hamas gefunden sei.

Auch die 15.000 Menschen, die am Donnerstagabend auf dem Tel Aviver Rabinplatz demonstrierten, wollen ein Ende der Raketen. Doch es war nicht die gewöhnliche Antikriegs-Kundgebung, die die Regierung auffordert, den Krieg mit Gaza zu beenden. Diese Demonstranten forderten ein endgültiges Ende des Beschusses von Israels Süden. »Wir sind alle aus Sderot«, skandierte eine Gruppe von jungen Leuten als Solidaritätsbekundung für die Bewohner der Ortschaften im Süden.

Der Vorsitzende des Regionalrates der Küstenregion Aschkelon, Jair Farjoun, brachte die Bedürfnisse der Einwohner dort in einem Radiointerview am Freitagmorgen zum Ausdruck: »Man darf die sporadischen Raketen nicht ignorieren. Wir haben jahrelang in einer Art leichten Raketenregens gelebt. Doch auch wir wollen eine echte Ruhe – so wie das ganze Land die Ruhe braucht.«

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Geiseldeal

Hamas übergibt Leichnam von Meny Godard

Der 73-jährige Großvater wurde am 7. Oktober im Kibbuz Be’eri von Terroristen der Hamas ermordet und in den Gazastreifen entführt

 14.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Waffenruhe

Hamas und Islamischer Dschihad wollen Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen haben noch die sterblichen Überreste von vier Geiseln in ihrer Gewalt

 13.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Westjordanland

Israel: Rund 40 Hamas-Mitglieder in Betlehem festgenommen

Israelische Einsatzkräfte wollen Anschlagspläne mit möglicherweise vielen Toten gestoppt haben: Was hinter der Festnahme Dutzender Hamas-Mitglieder steckt

 13.11.2025

Westjordanland

Jüdische Siedler zünden Moschee an

Nur einen Tag nachdem Israels Präsident Herzog und hochrangige Vertreter der Armee Angriffe gewalttätiger Siedler verurteilt hatten, schlugen diese wieder zu

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025