Corona

Vorsichtige Hoffnung

Die Omikron-Variante des Cornavirus sorgt für hohe Infektionszahlen. Foto: imago images/Science Photo Library

Elad Maor ist Arzt. Und er hat sich mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert. Der Kardiologe am Scheba-Krankenhaus war der dritte bestätigte Fall in Israel und einer, der sich öffentlich dazu äußerte. Obwohl Omikron in Israel angekommen ist, gehen dort die Zahlen der Neuinfektionen zurück. Zwei israelische Experten äußern nun die vorsichtige Hoffnung, dass die neue Variante das Ende der Pandemie einläuten könnte.

In diese Richtung äußerte sich Zvika Granot, Professor der Hebräischen Universität in Jerusalem. Der Immunologe meint, eine hochinfektiöse, aber weniger krankmachende Variante könnte ein Wendepunkt im Kampf gegen die Pandemie sein. »Vielleicht ist es diese neue Variante. Sie könnte aus meiner Sicht das Licht am Ende des Tunnels sein.

Granot zitiert Daten aus Südafrika, wo die mutierte Version von Covid-19 erstmals entdeckt wurde. Die dortigen Gesundheitsbehörden berichteten von vielen Neuinfektionen, die Symptome bei den Betroffenen seien jedoch mild.

SÜDAFRIKA Die Vorsitzende der südafrikanischen Medizinervereinigung, Angelique Coetzee, war die Erste, die offizielle Stellen über das veränderte Virus informierte. Dutzende ihrer Patienten, bei denen der Verdacht auf die neue Variante bestand, zeigten nur leichte Symptome und erholten sich ohne Krankenhausaufenthalt vollständig, gab sie an.

Granot geht davon aus, dass SARS-CoV-2 wahrscheinlich viele Jahre mit neuen Varianten im Umlauf sein wird, aber nicht auf dem Niveau einer Pandemie. »Denn wenn sich das Coronavirus entwickelt, wird es immer weniger aggressiv.«

Er warnt zudem davor, derzeit bereits Schlussfolgerungen zur Wirksamkeit von Impfungen gegen die neue Variante zu ziehen. Es bedürfe umfangreicherer Tests. »Wenn man versucht sich vorzustellen, wie die Pandemie eines Tages endet, wird es wahrscheinlich nicht so sein, dass wir einen herausragenden Impfstoff haben. So funktioniert es einfach nicht. Meiner Meinung nach wird es enden, wenn wir auf diese neue Variante stoßen, die hochansteckend ist, aber nicht sehr aggressiv.«

Die Symptome bei den von einer Omikron-Infektion Betroffenen in Südafrika seien mild.


Das bedeute, dass sich viele Menschen infizieren, aber kaum jemand ernsthafte Symptome entwickelt. »In gewisser Weise kann die Bevölkerung so tatsächlich eine Herdenimmunität erlangen – und dann wird das Coronavirus einfach verschwinden.« Auch der Leiter der Corona-Abteilung im Hadassah-Krankenhaus in Jerusalem, Professor Dror Mevorach, spricht »von etwas Licht am Ende des Corona-Tunnels«.

HOFFNUNG Er äußert die Hoffnung, dass Omikron die Schwere der Covid-19-Erkrankung senken könnte. »Wir müssen dies mit viel Zurückhaltung sagen, doch wenn wir uns die derzeitigen Informationen ansehen, gibt es Grund anzunehmen, dass die Variante sich zwar schnell verbreitet, jedoch nicht so gefährlich ist.« Zugleich ruft er zur Vorsicht auf: »Nachdem ich mehr als 5000 Patienten in vier Wellen behandelt habe, weiß ich, dass dies eine sehr gefährliche Krankheit ist.«

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte Omikron als »besorgniserregend« eingestuft. Zeitgleich nannte sie bis zum vergangenen Freitag keinen Todesfall im Zusammenhang mit der Variante, obwohl Omikron bereits in mindestens 38 Ländern nachgewiesen wurde. Auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten berichtete, dass von den ersten 70 Omikron-Fällen auf dem Kontinent die Hälfte keine Symptome aufwies, die andere Hälfte nur leichte. Es habe bislang weder Krankenhauseinweisungen noch Todesfälle gegeben.

Mevorach erläutert: »Einerseits ist Omikron eine Bedrohung, andererseits könnte es die Variante darstellen, die wir uns wünschen. Eine Hoffnung ist, dass die Krankheit verschwindet. Doch wenn nicht, wollen wir eine Variante, die leicht übertragbar ist, aber nur einen sehr leichten Verlauf verursacht.« Sollte das bei Omikron tatsächlich der Fall sein, »könnte die Infektion von etwas sehr Gefährlichem in etwas umgewandelt werden, das eher der Grippe ähnelt. Die verursacht zwar ebenfalls Krankheit und Sterblichkeit, aber in geringerer Zahl«.

»Wir sehen, dass der Booster die Zahl der Antikörper beträchtlich erhöht.«

Dror mevorach


Zu Beginn dieser Woche sank in Israel der R-Wert, der angibt, wie viele Menschen durchschnittlich jeder Träger des Virus infiziert, mit 0,98 zum ersten Mal seit einem Monat auf unter eins. Das bedeutet, dass sich die Ausbreitung der Pandemie abschwächt.

auffrischimpfung Mevorach, der sich derzeit in einer fast leeren Corona-Abteilung befindet, weiß, dass dies dem Impfstoff zu verdanken ist, der den Israelis mittlerweile ab dem fünften Lebensjahr verabreicht wird, sowie neuen antiviralen Behandlungen. »Mit beidem zusammen hat die Medizin eine neue Ära der Bekämpfung von Covid-19 erreicht.« Die Auffrischimpfung habe dabei eine besondere Bedeutung. »Wir sehen in immunologischen Studien, dass der Booster die Zahl der Antikörper beträchtlich erhöht. Ich gehe davon aus, dass er eine längerfristige Immunität gibt.«

Auch Elad Maor, der Arzt mit der Omikron-Ansteckung, geht davon aus, dass ihm der Impfstoff von BioNTech/Pfizer geholfen habe. »Ich bin sicher, dass es ohne Vakzin schlimmer gewesen wäre und ich meine Verwandten und Freunde infiziert hätte. Wir sind alle dreifach geimpft.« Er fordert die Menschen auf, statt in Panik zu verfallen, sich »vollständig impfen zu lassen, einschließlich des Boosters«.

Professor Mevorach gibt sich optimistisch, »obwohl ich weiß, dass sich das in drei oder vier Wochen auch wieder ändern kann«.

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