Vereinte Nationen

»Voreingenommen«: Israel lässt UN-Gremium nicht ins Land

Die 80-jährige Südafrikanerin Navi Pillay soll eine UN-Kommission zur Untersuchung des Gaza-Konflikts 2021 leiten Foto: imago stock&people

Im Juli 2021 berief der Präsident des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen die Mitglieder einer dreiköpfigen Untersuchungskommission. Ihr Auftrag: Das Verhalten Israels und das der Terrororganisation Hamas im Gaza-Konflikt im Mai sollten genauer unter die Lupe genommen werden.

Die Besetzung des Gremiums ist für viele Beobachter bereits ein klares Anzeichen dafür, welche Tendenz der Abschlussbericht haben könnte. So wurde die 80-jährige Südafrikanerin Navanethem (»Navi«) Pillay, einstmals UN-Hochkommissarin für Menschenrechte und zuvor Richterin am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, als Vorsitzende der Kommission bestimmt. Weitere Mitglieder sind Miloon Kothari aus Indien and Chris Sidoti aus Australien.

ERKLÄRUNG Seit Jahren fällt vor allem Pillay als scharfe Kritikerin Israels auf. Beobachter wie Hillel Neuer von der Genfer Organisation UN Watch halten sie für voreingenommen und fordern deshalb ihren Rücktritt. »Wir haben Pillays Erklärungen zwischen September 2008 und Juni 2010 untersucht. Sie gab damals neun Erklärungen zu Israel ab, der einzigen Demokratie in der Region, aber keine einzige zur Menschenrechtslage in 146 anderen Ländern«, schrieb Neuer auf Twitter.

Während man Israel an den Pranger stelle, würden die schlimmsten Menschenrechtsverletzer wie Nordkorea, Saudi-Arabien oder den Sudan von Pillay und vom UN-Menschenrechtsrat einfach ignoriert, so Neuer.

»Der UN-Menschenrechtsrat ist besessen vom Thema Israel.«

2018 hatte Navi Pillay zudem in einem TV-Interview behauptet, es gebe in Israel ein System der »Rassentrennung«, und sich damit den Vorwurf zu eigen gemacht, in Israel herrsche ein Apartheid-Regime.

Die Regierung in Jerusalem lehnte daher am Donnerstag eine Zusammenarbeit mit der Pillay-Kommission ab. Es sei nicht damit zu rechnen, dass man eine gerechte und unvoreingenommene Behandlung erfahren werde, teilte das Außenministerium am Donnerstag in einem Schreiben an Pillay mit.

VOREINGENOMMENHEIT Israel werde der Südafrikanerin im Rahmen der Untersuchung keine Einreise ins Land gewähren, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Das Gremium sei eindeutig israelfeindlich eingestellt und könne daher kein objektives Urteil treffen.

Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas hatte am 10. Mai vergangenen Jahres tausende Raketen auf Israel abgefeuert. Das israelische Militär griff daraufhin Ziele im Gazastreifen an, um seine Bürger zu schützen.

Der UN-Menschenrechtsrat verurteilte zwei Wochen später nicht nur die Raketenangriffe der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung, sondern auch die israelische Reaktion dagegen, und setzte die Untersuchungskommission ein. Schon damals spekulierte die UN-Menschenrechtskommissarin und Pillay-Nachfolgerin Michelle Bachelet über mögliche »Kriegsverbrechen« Israels in Gaza.

OBSESSIV Die Voreingenommenheit des 2006 gegründeten Rates gegen den jüdischen Staat ist wohl dokumentiert. Als einziges Land wird die Lage in »Palästina und den anderen besetzten arabischen Gebieten« als ständiger Tagesordnungspunkt auf der Agenda der Sitzungen des Gremiums geführt. »Der UN-Menschenrechtsrat ist besessen vom Thema Israel«, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem.

Der UN-Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung (CERD) teilte unterdessen am Donnerstag mit, man habe eine Vermittlungskommission eingerichtet. Diese solle Israel und Palästinensern dabei helfen, »den Streit über Vorwürfe der Rassendiskriminierung auf freundliche Weise zu lösen«. (mit dpa)

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025

Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Der 36-jährige Elkana Bohbot spricht zum ersten Mal über seine persönlichen Erlebnisse als Hamas-Geisel in Gaza

von Sabine Brandes  30.12.2025

Medizin

Studie aus Tel Aviv: Hautkrebs setzt Immunsystem gezielt außer Gefecht

Weltweit sterben jährlich 57.000 Menschen an Melanomen. Die neuen Erkenntnisse aus Israel könnten Medizinern helfen, diese Krebsform zu bekämpfen

 30.12.2025

Jerusalem

Knesset beschließt Gesetz gegen Versorgung von UNRWA-Einrichtungen

Israel wirft der UN-Organisation eine Nähe zur Hamas vor. Jetzt werden ihr der Strom, das Wasser und die Datenverbindungen gekappt

 30.12.2025