Skandal

Verschwendung und Betrugsverdacht

»Ich respektiere den Bericht und die darin enthaltene Kritik«, schrieb Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf Facebook. Foto: Flash 90

Kein Regierungschef der Welt lebt in Armut. Dem Bericht über die Ausgaben in der Residenz des israelischen Premiers zufolge täte etwas mehr Bescheidenheit indes gut. Die Netanjahus liebten Luxus, schwelgten in Massen von Duftkerzen, Weinflaschen und Pistazieneis, heißt es. Nach Monaten der Recherchen veröffentlichte der staatliche Kontrolleur seine Erkenntnisse. Verschwendung und sogar Betrugsverdacht lautet sein Urteil.

»Ich respektiere den Bericht und die darin enthaltene Kritik«, lautete die Antwort von Benjamin Netanjahu auf seiner Facebook-Seite. »Mit dem Großteil der betreffenden Angelegenheiten haben wir uns bereits beschäftigt. Das sieht man an der drastischen Reduzierung der Kosten in unserer Residenz im Jahr 2013. Und ich versichere, dass ich die Ausgaben noch weiter minimiere.« Zu den Betrugsvorwürfen, die sich um einbehaltenes Flaschenpfand und zu hohe Rechnungen für Handwerker drehen, schwieg er sich aus.

innenarchitekt
Zuvor hatte Netanjahus Ehefrau Sara bereits ihren Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen wollen. Sie lud einen berühmten Innenarchitekten in ihre Wohnräume ein, der ob des Zustandes geschockt die Hände über dem Kopf zusammenschlug und den Lebensstil alles andere als oppulent nannte. Stattdessen befand er, die gesamten Wohnräume bedürften dringend einer Renovierung.

Die rivalisierenden Parteien beschwichtigen diese Aussagen nicht. Sie bezeichneten die Netanjahus als »hedonistisch«. Der Likud indes meint, es sei alles die Schuld des ehemaligen Verwalters.

parlamentswahlen
Es ist inzwischen weniger als einen Monat Zeit bis zu den Parlamentswahlen in Israel, und man sollte meinen, dass jeder Skandal die politische Landschaft völlig durcheinander wirbeln könnte. Doch Umfragen der Fernsehkanäle zwei und zehn zufolge gibt die Mehrzahl der Israelis an, dass der Bericht des Kontrolleurs kaum Auswirkung auf ihr Wahlverhalten habe.

Fast alle – 92 Prozent – erklärten, die Vorkommnisse seien ihnen egal. Allerdings betonten drei Viertel der potenziellen Wähler, dass sie ohnehin nicht für den Likud stimmen würden. Lediglich zwei Prozent gaben zu, dass sie eigentlich ihr Kreuzchen bei der Regierungspartei hätten machen wollen, dies aber nach Bekanntwerden der Vorwürfe nicht tun wollten. Von den Likud-Wählern erklärten 78 Prozent, dass der Bericht keinerlei Effekt habe – und sie so wählen würden, wie sie es immer getan haben.

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Jerusalem

Netanjahu plant Reise nach Kairo für milliardenschweren Gasdeal

Der Besuch bei Präsident Abdel-Fattah al-Sissi wäre historisch. Aus dem Umfeld des Premierministers kommt aber zunächst ein Dementi

 12.12.2025

Chanukka

Alles leuchtet!

Nach besonders schwierigen Jahren lässt die Stadtverwaltung Tel Aviv in vollem Glanz erstrahlen und beschert ihren Einwohnern Momente des Glücks

von Sabine Brandes  12.12.2025

Vermisst

Letzte Reise

Die am 7. Oktober von der Hamas nach Gaza verschleppte Leiche von Sudthisak Rinthalak wurde an Israel übergeben und nach Thailand überführt

von Sabine Brandes  12.12.2025

Gaza

Neue Aufnahmen: Geiseln feierten vor ihrer Ermordung Chanukka

Carmel Gat, Eden Yerushalmi, Hersh Goldberg-Polin, Ori Danino, Alexander Lobanov und Almog Sarusi begangen sie im Terrortunnel das Lichterfest. Einige Monate später werden sie von palästinensischen Terrroristen ermordet

 12.12.2025

London

Nach 26 Monaten: Amnesty wirft der Hamas Verstöße gegen das Völkerrecht vor

Die Organisation brauchte viel Zeit, um bekannte Tatsachen zu dokumentieren. Bisher hatte sich AI darauf konzentriert, Vorwürfe gegen Israel zu erheben

von Imanuel Marcus  12.12.2025

Nahost

USA verlangen von Israel Räumung der Trümmer in Gaza

Jerusalem wird bereits gedrängt, im Süden der Küstenenklave konkrete Maßnahmen einzuleiten

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert