Radsport

Toursieger als Wasserträger: Froomes Glück in der Anonymität

Chris Froome Foto: imago images/Sirotti

Chris Froome ist wieder ein glücklicher Mensch. Angesichts der Umstände bei der 108. Tour de France mag das einem zunächst merkwürdig vorkommen. Denn sein Körper ist von zwei großen, dunklen Hämatomen am Bein und auf der Brust gezeichnet. Und sportlich ist der 36-Jährige längst zurück in der Anonymität des Pelotons. Der viermalige Sieger des bedeutendsten Radrennens der Welt ist fast Letzter, noch bevor eine einzige Bergetappe gefahren worden ist.

Froome könnte es trotzdem kaum besser gehen. »Ich liebe es, zurück bei der Tour zu sein. Es fühlt sich großartig an«, sagte der Teamkollege von Sprinter André Greipel. »Ich habe das in den vergangenen beiden Jahren so sehr vermisst und es fühlt sich unglaublich an, wieder zurück zu sein.«

Nach den verbissenen und nur auf den Tour-Sieg ausgelegten Jahren beim Team Sky wird Froome zum Genussfahrer. Jeder Kilometer ist für ihn ein Erfolg, nachdem der Brite im Juni 2019 bei der Streckenerkundung zum Dauphiné-Zeitfahren von einer Windböe erfasst und gegen eine Hauswand geschleudert worden war. Beinbruch, Wirbelbruch, Rippenbruch, Ellbogenbruch - und das ist nur ein Auszug aus seiner damaligen Krankenakte.

An ein Karriereende dachte Froome nie. Noch bevor er wieder richtig laufen konnte, saß er bereits wieder auf dem Rad. Die Rückkehr zur Tour war immer sein Ziel - und selbst das hatten ihm aufgrund seiner vielen Verletzungen nicht viele zugetraut. Doch nun ist der hagere Kerl von der Insel zurück auf der großen Bühne, wenn auch mit anderen Zielen. »Für mich ging es nur darum, nicht aus dem Zeitlimit zu fallen«, sagte Froome nach dem Zeitfahren in Laval. Er sei mit etwa 85 Prozent gefahren. Genug für Platz 121.

Dabei musste man befürchten, dass das Tour-Comeback von Froome schon vor dem Ziel der ersten Etappe beendet war. Nach einem Massensturz saß der einstige Patron lange auf dem Asphalt, konnte sich nur mit Mühe wieder aufrichten. Froome hatte Glück, kam ohne Knochenbrüche davon. Die Stürze in den ersten Tagen haben ihn jedoch nachdenklich gestimmt. »Ich kann mich nicht erinnern, im Feld jemals so viele verletzte Fahrer gesehen zu haben. Das jagt einem Angst ein«, gab Froome zu.

Der zweimalige Vuelta-Sieger hofft, dass seine Verletzungen ihn nicht mehr ganz so plagen, wenn es am Samstag in die Alpen geht. Dann wird er sich in den Dienst seiner Teamkollegen stellen. »Jahrelang haben die Jungs mir geholfen. Es ist schön, nun etwas zurückzugeben«, erklärte Froome. Wenn er nicht mehr selbst gewinnen könne, dann soll es ein Teamkollege wenigstens auf einer Etappe schaffen.

Damit man das nicht falsch versteht, Froome ist bei all seinem Glück kein Samariter geworden. Pro Jahr zahlt ihm sein Team Israel Start-Up Nation dem Vernehmen nach fünf Millionen Euro. Damit ist Froome noch immer der Top-Verdiener der Szene. Nur Peter Sagan und Tour-Sieger Tadej Pogacar kommen in ähnliche Dimensionen.

Bisher bekommt das israelische Team zwar keine Ergebnisse von Froome, dafür aber jede Menge Werbewert. »Man merkt schon, dass der Status ein anderer ist, als wenn man ohne Chris Froome hier fahren würde. Er bringt sehr viel Aufmerksamkeit mit«, sagte Routinier Greipel. Chris Froome dürfte auch das glücklich machen.

Lesen Sie mehr über die Tour de France und den israelischen Rennstall in der nächsten Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Auswanderung

Mehr Israelis wollen einen anderen Pass

Eine wachsende Zahl von Israelis kehrt dem jüdischen Staat den Rücken. Der aktuelle Konflikt verstärkt den Exodus. Zugleich sehen sich Auswanderer vor höheren Hürden auf dem Weg zum Zweitpass

von Burkhard Jürgens  29.10.2025

Kiryat Ata

»Wie kann man sein Kind in Raten beerdigen?«

Richelle Tzarfati, Mutter der getöteten Hamas-Geisel Ofir, muss zum zweiten Mal das Grab ihres Sohnes öffnen, nachdem die Terroristen der Hamas weitere sterbliche Überreste übergeben haben

 29.10.2025

Eilat

Drei Tage Sonne, Meer und Jazz

Das diesjährige Red Sea Jazz Festival bietet eine vielfarbige Klangmischung vor der Kulisse des Hafens von Eilat

von Imanuel Marcus  29.10.2025

Jerusalem

Weltkongress der Zionisten eröffnet

Laut Präsident Isaac Herzog ist der Kongress »eine Zeit der Selbstreflexion für unsere Nation«

 29.10.2025

Gaza

Israelische Armee: Waffenruhe gilt wieder

Nach ihrer Reaktion auf Verletzungen der geltenden Vereinbarung durch die Terroristen der Hamas sind die Streitkräfte am Morgen zur Umsetzung des Waffenstillstandes zurückgekehrt

 29.10.2025

Nahost

Trump: Israel soll reagieren, wenn Hamas Soldaten tötet

Die palästinensischen Terroristen verletzten die Waffenruhevereinbarung. Ein Soldat stirbt, Israel reagiert

 29.10.2025

Jerusalem/Gaza

Israel reagiert auf mehrfachen Bruch des Friedensplans durch die Hamas

Die Hintergründe

 28.10.2025

Gazastreifen

Israels Premier Netanjahu ordnet »intensive Angriffe« an

Der Regierungschef reagiert damit auf mehrmalige Brüche der Waffenruhe und des Geiseldeals durch die Terroristen der Hamas

 28.10.2025

Nachrichten

Kiosk, Kandidatur, Lebenserwartung

Meldungen aus Israel

von Sabine Brandes  28.10.2025