Gaza/Teheran/Beirut

Tod der Terroristen

Hamas-Terroristen in Gaza Foto: picture alliance/dpa

Das »Politbüro« der Hamas im Gazastreifen hat praktisch aufgehört zu existieren. Heute sind wahrscheinlich nur noch zwei bis drei Mitglieder am Leben, die sich in Gaza aufhalten. Die restlichen starben durch israelische Angriffe im Kampf gegen die Terrororganisation oder haben sich ins Ausland abgesetzt.

Bei den erneuten Kämpfen der israelischen Armee gegen die Hamas in Gaza nach dem Ende des Waffenstilltandes sind bereits mehrere Anführer der Terrororganisation getötet worden. Am vergangenen Sonntag starb der Leiter der Institutionen und Finanzen, Salah al-Bardawil, bei einem Angriff aus der Luft in der Nähe von Khan Yunis im Süden der Enklave. Al-Bardawil war Mitglied des politischen Armes der Terrororganisation.

Al-Bardawil war der neunte Tote unter den mindestens 17 Mitgliedern des sogenannten »Politbüros« der Terrororganisation seit Kriegsbeginn. Sechs weitere hatten Gaza vor Beginn des Krieges verlassen. Ebenfalls getötet wurden der Leiter der Verwaltung des südlichen Bereichs von Gaza, Muhammad al-Jamasi, und der ehemalige »Premierminister« der Hamas in Gaza, Essam al-Da’alis. Letzterer wurde am ersten Tag der erneuten Kämpfe bei einem Luftangriff tödlich getroffen. Er war eine der Schlüsselfiguren in der zivilen Verwaltung der Hamas.

Enge Vertraute von Hamas-Chef Yahya Sinwar getötet

Auch Yasir Herev, der für die Sicherheit des Politbüros zuständig gewesen sein soll, starb in den vergangenen Tagen bei israelischen Angriffen. Er war zudem enger Vertrauter von Yahya Sinwar, dem einstigen Leiter der Hamas im Gazastreifen.

Sinwar selbst war im Kampf mit IDF-Truppen in Rafah im Oktober erschossen worden und zufällig von Soldaten in der Ruine eines Hauses entdeckt worden. Der Oberterrorist war Anführer der Hamas in Gaza und gilt als einer der Architekten des beispiellosen Massakers der Terrorgruppe in südlichen israelischen Gemeinden am 7. Oktober 2023 mit mehr als 1200 Toten und 251 Geiseln. Nach dem israelischen Attentat auf Ismail Hanijeh in Teheran war Sinwar zum Vorsitzenden der gesamten Hamas aufgestiegen.

IDF: »Mohammed Deif initiierte, plante und führte das Massaker vom 7. Oktober aus.«

Auch ein weiterer enger Vertrauter von Sinwar, Sameh al-Siraj, ist nicht mehr am Leben. Von ihm wird angenommen, dass er vor seiner Tötung die Geheimdienst- und Cyber-Einheit der Hamas in Istanbul leitete.

Im August 2024 hatte die IDF bestätigt, einen weiteren Terroristenführer getötet zu haben. Im Juli 2024 haben Kampfjets in der Gegend von Khan Yunis angegriffen und dabei Mohammed Deif getroffen. Deif galt als besonders schwer zu fassen, da es nur wenige und veraltete Aufnahmen von ihm gab. Er war Kommandeur des militärischen Flügels und stellvertretender Kommandant der Hamas im Gazastreifen. »Deif initiierte, plante und führte das Massaker vom 7. Oktober aus«, schrieb die israelische Armee über ihn.

Auch sein Stellvertreter, Marwan Issa, ist nicht mehr am Leben. Das Gründungsmitglied der Hamas war ihr Militärchef. Jahrelang gab es auch von ihm keine eindeutigen Bilder. Doch die israelische Armee bestätigte: »Issa starb während des Krieges bei einem israelischen Luftangriff im Flüchtlingslager Nuseirat«.

Auch der Hamas-Wirtschaftsminister Jawad Abu Shamala ist tot. Er soll wenige Tage nach dem Massaker in Israel ebenfalls bei einem Luftangriff getötet worden sein. Nach Angaben der IDF habe Abu Shamala auch Sicherheitspositionen innegehabt. Mit ihm starb der Leiter des Büros für nationale Beziehungen im Politbüro, Zakaria Abu Maamar.

Hamas-Vorsitzenden Ismail Hanijeh erwischte es bei einem Besuch

Kurz darauf wurde der ehemalige Bildungsminister Osama Mazini bei einem Angriff auf sein Haus getötet. Die Mitglieder des Politbüros Dschamila Abdallah Taha al-Shanti und Rawhi Mushtaha sind ebenfalls tot.

Im Januar 2024 wurde Saleh al-Arouri, stellvertretender Vorsitzender der Hamas, bei einem israelischen Angriff auf sein Büro in einem Vorort von Beirut im Libanon getötet. Bei dem Angriff seien weitere hochrangige Hamas-Kämpfer gestorben, hieß es. Al-Arouri war zudem Gründungsmitglied des militärischen Flügels, der Kassam-Brigaden, und außerdem militärischer Befehlshaber der Hamas im Westjordanland.

Seinen Chef, den politischen Vorsitzenden der Hamas, Ismail Hanijeh, erwischte es bei einem Besuch. Einen Tag nachdem Haniyeh im Juli 2024 bei der Amtseinführung des iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian in Teheran teilgenommen hatte, kam er bei einem israelischen Anschlag ums Leben.

Während der israelische Verteidigungsminister Israel Katz bestätigte, dass Israel verantwortlich für die Tötung sei, ist immer noch unklar, wie sie vonstattenging. Angeblich soll der Hamas-Anführer und Top-Terrorist in seiner Unterkunft in einem vom iranischen Militär betriebenen Gästehaus getötet worden sein. Die Berichte reichen von einem Raketenangriff auf das Gebäude bis hin zu einem ferngezündeten Sprengsatz, der im Schlafzimmer von Hanijeh versteckt gewesen sein soll.

Auch im Libanon ist Israel bei der Bekämpfung von Terroristen aktiv. Neben vielen hochrangigen Hisbollah-Anführern schafften es Armee und Geheimdienst Israels, den im Verborgenen lebenden Generalsekretär der schiitischen Terrororganisation ins Visier zu nehmen: Hassan Nasrallah. Er starb durch einen massiven Angriff der israelischen Luftwaffe auf sein unterirdisches Hauptquartier in einem Vorort von Beirut – das Ende eines Massenmörders.

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