Brandanschlag

»Terror in jeder Hinsicht«

Brandanschlag im Dorf Douma in der Nähe von Nablus Foto: Flash 90

In der Nacht zum Freitag sind bei einem Brandanschlag ein palästinensisches Kleinkind getötet und die Familie schwer verletzt worden. Die Angreifer waren der israelischen Armee zufolge Siedler, sie bezeichnete die grausame Attacke als »jüdischen Terror«.

Am Ort des Geschehens in dem palästinensischen Dorf Douma in der Nähe von Nablus waren an den Wänden Hassgraffiti gefunden worden. Das Wort »Rache« und »Lang lebe der Messias« stand auf Hebräisch neben einem Davidstern.

Berichten zufolge sollen gegen vier Uhr morgens zwei vermummte Männer in das Dorf eingedrungen sein und Brandbomben in zwei Häuser geworfen haben. Douma liegt nur wenige Kilometer von der jüdischen Siedlung Migdalim entfernt. Eines der Häuser war leer, in dem anderen schlief die Familie Daoubasa.

Lebensgefahr Der 18 Monate alte Ali verbrannte bei lebendigem Leib, sein Bruder Achmed, Mutter Reham und der Vater Saad liegen in der Spezialabteilung für Brandverletzungen im Krankenhaus Tel Haschomer. 70 bis 90 Prozent der Hautoberfläche sind geschädigt, Achmed und Reham schweben in Lebensgefahr.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich noch am Morgen. Er sei geschockt von der grauenvollen und verwerflichen Tat. »Das ist Terror in jeder Hinsicht. Der Staat Israel geht mit Terroristen hart um, egal, wer sie sind.« Die Sicherheitskräfte wurden angewiesen, die Täter so schnell wie möglich zu finden, damit sie vor Gericht gestellt werden können.

Netanjahu sprach der Familie Daoubasa sein Mitgefühl aus und wünschte den Überlebenden eine schnelle Genesung. Politiker sämtlicher Couleur äußerten sich ähnlich und verurteilten den Mord aufs Schärfste, darunter Isaac Herzog von der Arbeitspartei und Avigdor Lieberman von Israel Beiteinu.

Die IDF bestätigte mittlerweile, dass es sich bei den Verdächtigen um »jüdische Extremisten« handele. Armeesprecher Motti Almoz sagte, ein vergleichbar schwerer Vorfall sei in den vergangenen Jahren nicht vorgekommen. »Es ist ein schweres Verbrechen, und wir behandeln es als Terrorattacke.« Die palästinensische Autonomiebehörde macht Israel für den tödlichen Angriff verantwortlich. Präsident Mahmud Abbas erklärte, dass diese Tat das palästinensische Anliegen vor dem Internationalen Strafgerichtshof noch verstärken würde. Die Hamas rief für Freitag zu einem »Tag des Zorns« auf.

Rache Am Tag vor der Tat waren in der jüdischen Siedlung Beit El im Westjordanland gewalttätige Auseinandersetzungen ausgebrochen, nachdem der Oberste Gerichtshof geurteilt hatte, illegal gebaute Strukturen abzureißen. Bei der Demolierung griffen extremistische Demonstranten die Polizei an und schworen Rache. Netanjahu versprach am selben Tag den Bau von 200 neuen Wohneinheiten in Beit El und 500 weiteren auf palästinensischem Gebiet für jüdische Israelis.

Auch die Rhetorik in der Knesset während der Aktion in der Siedlung war von Aggression geprägt. Das Mitglied der Rechtsaußen-Partei Jüdisches Haus, Motti Yogev, meinte: »Der Gerichtshof sollte demoliert werden, nicht die Häuser in Beit El«.

Yair Lapid, Vorsitzender der Partei Jesch Atid, schrieb am Freitagmorgen offensichtlich bewegt von den Geschehnissen: »Wir sind im Krieg. Wer palästinensische Babys verbrennt, erklärt den Krieg gegen den Staat Israel. Wer junge Menschen bei der Pride Parade niedersticht, eine Kirche anzündet, und auch, wer mit der Zerstörung des Obersten Gerichtshofes droht, erklärt den Krieg gegen Israel.«

Dann erzählt Lapid davon, wie sich sein Sohn im Nebenzimmer die Uniform anzieht. Der Soldat muss zu einem Not-Einsatz wegen der Attacke in Douma. Die Armee ziehe wie immer in den Krieg gegen den Feind. Doch dieses Mal komme der Feind von innen, so der Politiker der Zentrumspartei. »Deshalb sind unsere Armee all jene Menschen, die ihren Mund nicht mehr halten und still zusehen, wie der Staat Israel im Angesicht einer schwachen und zögerlichen Regierung zerbröckelt«, schreibt der Politiker. »Wir sind im Krieg. Und wir können uns nicht erlauben zu verlieren.«

Ko Pha Ngan

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