Tel Aviv

Solidarität mit Protesten in den USA

Bei der Protestkundgebung in Tel Aviv Foto: Flash90

Solidarität in Tel Aviv mit den Demonstranten in den USA: Hunderte von Israelis protestierten am Dienstagabend vor der Zweigstelle der US-Botschaft an der Hayarkon-Straße gegen Rassismus und Polizeigewalt. Sie skandierten »Black Lives Matter – überall« und »keine Gerechtigkeit, kein Frieden«.

Viele hielten Schilder mit »I can’t breathe« in die Höhe oder hatten sich die Worte auf ihre Gesichtsmasken geschrieben. Der Satz ist zum Protestslogan in den USA geworden, nachdem ein Polizist den Afroamerikaner George Floyd in Minneapolis brutal misshandelte und fast zehn Minuten auf seinem Hals kniete, bis er starb. Seine letzten Worte waren: »Bitte, bitte… Ich kann nicht atmen!«.

MASSENPROTESTE Die grauenvollen Videos von der Tat schockierten die Welt und traten in den USA Massenproteste im ganzen Land los, die meisten friedlich, doch einige auch gewalttätig. Der Polizist Derek Chauvin ist mittlerweile wegen Mord und Totschlag angeklagt, seine drei Kollegen, die beteiligt waren, haben ihren Job verloren.

Der Protest in Tel Aviv war durch Facebook organisiert worden, um sich mit den Afroamerikanern zu solidarisieren und auf Rassismus im eigenen Land aufmerksam zu machen. Einige Menschen schlossen sich spontan an, als sie am Strand oder auf der Promenade unterwegs waren. Viele Teilnehmer waren dunkelhäutige äthiopischstämmige Israelis, die persönlich Diskriminierung und Gewalt erfahren.  

Gabriel Chichester, einer der Moderatoren während des Protests und selbst dunkelhäutig, ist aus den USA nach Israel eingewandert. Er sagte, dass er sich permanent um seine »Brüder und Schwestern in der alten Heimat sorgt«. Dann las er die Namen von farbigen US-Amerikanern, die durch Polizeigewalt ihr Leben verloren. Die Liste war lang. Der letzte bislang: George Floyd. Nach jedem Namen riefen die Demonstranten: «Say their name!

Ein israelischer Vater, der zwei dunkelhäutige Kinder adoptiert hat, berichtete von seinen Erfahrungen mit alltäglichem Rassismus.

Ein israelischer Vater, der zwei dunkelhäutige Kinder adoptiert hat, berichtete von seinen Erfahrungen mit alltäglichem Rassismus: »Wohin wir auch gehen, werden meine Kinder argwöhnisch betrachtet. So, als würde ihre Hautfarbe für etwas Schlechtes, Bedrohliches stehen. Sie kennen kaum etwas anderes als Diskriminierung. Noch sind sie jung, doch ich habe furchtbare Angst um ihre Zukunft«.

ENTSCHULDIGUNG Einige nannten auch den Namen Iyad Halak als Beispiel für Gewalt gegen Unschuldige. Der autistische Palästinenser war am Samstagmorgen von Grenzpolizisten erschossen worden, weil er angeblich eine verdächtige Bewegung machte. Der betreffende Offizier ist derzeit unter Hausarrest. Verteidigungsminister  Benny Gantz hat sich offiziell für die Erschießung des 32-Jährigen entschuldigt.

Eine Aktivistin in der äthiopisch-israelischen Gemeinde, Mekdes Tereffe, erinnerte an Rassismus im eigenen Land und die Gewalt von Sicherheitsbehörden gegen Minderheiten. Im vergangenen Jahr wurde der geistig behinderte Yehuda Bigada, auch er äthiopischer Herkunft, von Polizisten erschossen.

PROTESTE Nur sechs Monate darauf starb der Teenager Solomon Tekah durch Kugeln eines Polizisten, der nicht im Dienst war. Die beiden Vorfälle hatten im vergangenen Sommer in ganz Israel zu gewalttätigen Protesten mit Zehntausenden von Teilnehmern geführt.

Rund 150.000 äthiopischstämmige Juden leben in Israel. Sie werden in der Gesellschaft oft benachteiligt, sei es bei der Arbeits- oder Wohnungssuche. Die Gemeinde gehört zu den sozial Schwächsten im Land.

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