Krieg

Sie suchte das Überleben - sie fand den Tod

Die kleine Nastia bekam in Israel eine Leukämie-Behandlung.

Krieg

Sie suchte das Überleben - sie fand den Tod

Nastia Borik, ein krebskrankes Mädchen aus der Ukraine, stirbt mit vier Familienangehörigen bei einem Raketenangriff des Iran auf Zentralisrael

von Sabine Brandes  19.06.2025 15:12 Uhr

Es ist eine schier unfassbare Tragödie. Es war im Dezember 2022, als die junge Mutter Maria Peshkurova mit ihrer damals vierjährigen Tochter Nastia Borik und drei weiteren Familienangehörigen nach Israel kam. Sie flohen aus dem Krieg in der Ukraine – und um Nastia, die an Leukämie erkrankt war, in einem israelischen Krankenhaus eine lebensrettende Behandlung zu ermöglichen. Vor vier Tagen schlug eine iranische Rakete in das Wohnhaus der Familie in Bat Yam ein. Alle fünf Menschen, die Schutz in Israel gesucht hatten, starben. Auch die kleine Nastia.  

Am Mittwoch veröffentlichte Israel erstmals die Namen der Opfer des Anschlags. Bei dem Angriff starben vier weitere Menschen, etwa 100 wurden dabei verletzte.

Die Leiche der Mutter wird noch unter den Trümmern gesucht

Die Familie stammt aus Odessa. Nastia wurde neben ihrer Mutter von ihrer Großmutter Lena Peshkurova (60) und ihren beiden Cousins ​​mütterlicherseits, Konstantin Tutevich und Ilya Peshkurov, begleitet. Konstantin war neun Jahre alt und ging in die dritte Klasse, Ilya, ein 13-Jähriger, besuchte die siebte Klasse einer Schule in Bat Yam, einem Vorort von Tel Aviv.

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Nach der Leiche von Nastias Mutter, der 30-jährigen Maria Peshkurova, wird nach wie vor gesucht. Die Rettungskräfte gehen davon aus, dass sie unter den Trümmern des eingestürzten Hauses begraben ist.

Großmutter Lena war mit nach Israel gekommen, um Tochter Maria und ihrer Enkelin zu helfen. Sie brachte zwei weitere Enkelkinder, Konstantin und Ilya, mit, um dem Angriffskrieg Russlands in ihrem Heimatland zu entfliehen.

Präsident Herzog: »Sie waren Zivilisten. Flüchtlinge. Eine Familie, die an der Hoffnung festhielt. Bei lebendigem Leib verbrannt von den Raketen der Ayatollahs.«

Nastjas Vater, Artem Borik, dient in der ukrainischen Armee an der Front gegen Russland, berichtete die israelische Tageszeitung Yediot Acharonot. Sowohl er als auch der Ehemann der Großmutter befinden sich noch in der Ukraine und konnten nicht nach Israel einreisen, da das Land Männern unter 60 Jahren die Ausreise verweigert.

Der Vater hatte in der Ukraine Spenden für die Behandlung seiner Tochter gesammelt. Nach der ersten Behandlung hatte das kleine Mädchen den Blutkrebs überwunden. Doch die Krankheit kehrte zurück. Selbst eine Knochenmarktransplantation half nicht gegen die akute lymphatische Leukämie.

Nachdem der Tod bestätigt worden war, erklärte die ukrainische Botschaft in Israel: »Am 14. Juni wurden fünf ukrainische Staatsbürger, darunter drei Minderjährige, bei einem massiven iranischen Raketenangriff auf Israel getötet. Eine Rakete traf ein Wohnhaus in der Stadt Bat Yam. Ukrainische Diplomaten stehen in engem Kontakt mit der Polizei und anderen Behörden, um die Leichen der Verstorbenen zu identifizieren und ihre Überführung zu organisieren.«

Weitere vier Menschen sterben

Bei dem direkten Einschlag in das mehrstöckige Haus wurden darüber hinaus die israelischen Staatsbürger Michael Nachum (61), Meir Voknin (53), Bella Ashkenazi (90) und Efrat Saranga (44) getötet.

»Das siebenjährige ukrainische Mädchen Nastia Borik kam aus Odessa nach Israel, um in einem der besten Krankenhäuser Israels lebensrettende Behandlung zu erhalten. Sie suchte ihr Leben«, schrieb Präsident Isaac Herzog am Mittwoch.

»Sie waren Zivilisten. Flüchtlinge. Eine Familie, die an der Hoffnung festhielt. Bei lebendigem Leib verbrannt von den Raketen der Ayatollahs – gezielt auf unschuldige Menschen abgefeuert«, so Herzog weiter. »Wir trauern mit Nastias Vater und mit allen, die sie liebten und kannten.«

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