Angela Merkel

Sie gewann die Herzen der Israelis

Angela Merkel beim Abschiedsempfang von Botschafter Shimon Stein 2007 in Berlin Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel ist 70 geworden. Ich gratuliere ihr von ganzem Herzen und wünsche ihr, was immer sie sich wünscht – und vor allem eine gute Gesundheit!

Ich lernte Frau Merkel kennen, als ich Anfang 2001 mein Amt als israelischer Botschafter in Berlin antrat. Sozialisiert in der DDR, hatte Frau Merkel sich weder intensiv mit den deutsch-israelischen Beziehungen und deren Hintergrund noch mit der Schoa befasst. Damit machte sie sich erst im Laufe der Zeit vertraut.

Diese Themen sowie die Konflikte in Nahost, insbesondere der zwischen Israelis und Palästinensern, waren Gegenstand von vielen Gesprächen, die ich im Laufe der Jahre mit Frau Merkel geführt habe. Kennengelernt habe ich eine Politikerin, die neugierig war, die die Fähigkeit besaß, zuzuhören und interessante Fragen zu stellen.

Nicht nur Worte, sondern auch Taten

Bewundert habe ich ihren Umgang mit den jeweiligen israelischen Ministerpräsidenten – keine leichte Aufgabe. Nicht umsonst hat Frau Merkel die Herzen der Israelis gewonnen.

Unter Freunden: Angela Merkel bekam 2011 die Ehrendoktorwürde der Universität Tel AvivFoto: picture alliance / REUTERS

Der Höhepunkt der Anerkennung der besonderen Beziehungen beider Länder war ihre Aussage, dass Israels Sicherheit Teil der deutschen Staatsräson sei. Eine Aussage, die sie 2007 vor der UNO-Vollversammlung getätigt und 2008 vor der Knesset wiederholt hatte, und die seitdem Anlass zu Fragen und Diskussionen bot – darüber, was sie damit meinte und welche Schlussfolgerungen daraus für die deutsche Politik entstünden.

Für mich war die symbolische Aufwertung des deutschen Bekenntnisses zu Israel, jenseits der operativen Konsequenzen, von Bedeutung. Ihr Bekenntnis zu Israel hat Frau Merkel nicht nur in Worten, sondern auch in Taten zum Ausdruck gebracht.

Wer kannte Angela Merkel wirklich?

Nicht minder wichtig war für sie das jüdische Leben in Deutschland. Sie sah es als ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich Juden in Deutschland zuhause fühlen. Keine leichte Aufgabe vor dem Hintergrund des zunehmenden Antisemitismus. »Sie kennen mich«, sagte Frau Merkel gern. Doch ob man sie wirklich richtig kannte, bleibt eine offene Frage.

Abseits der Bilanz ihrer Amtszeit und des Erbes, das sie hinterlassen hat, bin ich voller Bewunderung für ihren politischen Werdegang. Eine Selbstverständlichkeit war das nicht. Ich freue mich, dass ich die Gelegenheit hatte, Frau Merkel kennenzulernen.

Der Autor war von 2001 bis 2007 Botschafter Israels in Deutschland. Derzeit ist er am Institut für nationale Sicherheitsstudien (INSS) der Tel Aviv Universität tätig.

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert