Bei einem Terroranschlag an der Ramot-Kreuzung im Norden Jerusalems sind am Montag sechs Menschen getötet worden. Mindestens 21 Personen sollen verletzt worden sein, mehrere von ihnen schwer.
Drei der Todesopfer sind laut »The Jerusalem Post« Rabbiner. Das Blatt berichtete, zwei Verletzte seien nach ihrem Transport ins Krankenhaus gestorben.
Augenzeugen zufolge eröffneten mindestens zwei Bewaffnete das Feuer auf Passanten und Fahrzeuge. Nach Berichten des israelischen Fernsehsenders Kanal 12 bestiegen die Attentäter zuvor einen Bus der Linie 62 und schossen auf Fahrgäste. Andere Verletzte erlitten Schusswunden im Umfeld der Kreuzung.
Die beiden Terroristen wurden von einem Soldaten und einem bewaffneten Kollel-Studenten getötet. Der Soldat gehört der ultraorthodoxen Hasmonean-Brigade an. Der Bereich wurde großräumig abgesperrt, zahlreiche Rettungsteams versorgten die Verletzten und brachten sie in Krankenhäuser der Hauptstadt.
Das Ramot-Kreuz gilt als einer der meistbefahrenen Verkehrsknotenpunkte am nördlichen Stadteingang Jerusalems. Zur Zeit des Anschlags herrschte dort dichter Verkehr, viele Autos und Busse waren unterwegs.
Gezielter Terrorangriff
Die Polizei sprach von einem gezielten Terrorangriff. Nach palästinensischen und israelischen Angaben stammten die beiden 20 und 21 Jahre alten Täter aus den palästinensischen Orten Katana und Al-Kubeiba, die im Westjordanland nördlich von Jerusalem liegen.
In den vergangenen Monaten ist es in Jerusalem und im Westjordanland immer wieder zu Anschlägen gekommen. Die Sicherheitsbehörden warnen seit Wochen vor einer angespannten Lage und verstärkten Aktivitäten palästinensischer Terrorzellen.
Am Mittag (Ortszeit) besuchten Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, den Tatort. Netanjahu sagte: »Wir befinden uns im Krieg, einem intensiven Krieg gegen den Terrorismus an mehreren Fronten.« Er sprach den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus und wünschte den Verletzten eine schnelle Genesung.
Auch sprach der Ministerpräsident von großen Erfolge gegen terroristische Regime und terroristische Organisationen, die erzielt worden seien. »Der Krieg geht jedoch weiter – sowohl im Gazastreifen, wo wir die Hamas wie versprochen zerschlagen und unsere Geiseln, alle unsere Geiseln, befreien werden, als auch – leider – in Jerusalem.«
»Strenge Maßnahmen«
»In Judäa und Samaria haben wir sehr strenge Maßnahmen ergriffen«, erklärte Netanjahu. »Die ISA, die IDF und die israelische Polizei haben in diesem Jahr Hunderte von Terroranschlägen vereitelt, aber – leider – nicht heute Morgen. Wir sind jetzt auf der Suche und riegeln die Dörfer ab, aus denen die Mörder kamen. Wir werden alle festnehmen, die ihnen geholfen und sie entsandt haben, und wir werden noch strengere Maßnahmen ergreifen.«
Der israelische Außenminister Gideon Sa›ar sagte bei einem Besuch in Ungarn, die Attentäter seien aus Gebiet unter Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde gekommen. Dies beweise einmal mehr, dass ein palästinensischer Staat »nur ein Ziel hätte, die Auslöschung des Staates Israel«. Er warf der Palästinensischen Autonomiebehörde, die Teile des Westjordanlandes verwaltet, vor, sie unterstütze Terror und habe »einen Staat nicht verdient«.
Der Chef der PLO, Mahmud Abbas, verurteilte »jegliche Angriffe auf palästinensische und israelische Zivilisten« sowie »alle Formen von Gewalt und Terrorismus«, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa, berichtete. Gleichzeitig erklärte Abbas, Sicherheit und Stabilität in der Region könnten nur durch ein Ende der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete, einen Stopp von »Taten des Völkermords« im Gazastreifen sowie von »Terrorismus der (israelischen) Siedler im gesamten Westjordanland« erzielt werden.
Präsident Isaac Herzog kommentierte den Terroranschlag am Vormittag:
»Ein schmerzhafter und schwieriger Morgen. Unschuldige Zivilisten, Frauen, Männer und Kinder wurden in einem Bus in Jerusalem von abscheulichen und bösartigen Terroristen brutal und kaltblütig ermordet und verletzt. Angesichts dieser Barbarei wurden wir Zeugen außergewöhnlicher Heldentaten, die noch mehr Opfer unter Unschuldigen verhindert haben«, so der Präsident.
»Dieser schockierende Anschlag erinnert uns einmal mehr daran, dass wir gegen das absolut Böse kämpfen. Die Welt muss verstehen, womit wir es zu tun haben, und dass der Terror uns niemals besiegen wird. Mein Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen, und ich bete für die vollständige und schnelle Genesung der Verletzten.«
Die israelische Botschaft in Berlin reagierte mit einer Erklärung auf X. »Wieder einmal zeigt sich: Dieser Terror richtet sich gegen unschuldige Zivilisten – gegen das Leben selbst«, hieß es darin. »Wir trauern um die Opfer und stehen an der Seite ihrer Familien. Terror darf niemals siegen.« im/ddk