Er sei geschockt und habe nichts davon gewusst – der aschkenasische Oberrabbiner David Lau verfasste jetzt einen öffentlichen Brief im Zusammenhang mit der »Schwarzen Liste« für Rabbiner, in dem er seine Entrüstung darüber beteuert.
Ende der vergangenen Woche war in Israel ein Papier aufgetaucht, auf dem 160 religiöse jüdische Oberhäupter verschiedener Strömungen aus 24 Ländern der Diaspora namentlich genannt sind. Allen Aufgelisteten traue das Oberrabbinat nicht zu, die jüdische Identität von Immigranten akkurat zu bestätigen.
Heirat Die Liste wurde von dem zuständigen Beamten im Büro des Oberrabbinats verfasst, das für die Bestätigung des Judentums von Ausländern zuständig ist. Diese Bestätigung benötigen Personen, die sich für eine Heirat anmelden, über die in Israel das Oberrabbinat bestimmt. Lau meint, diese Liste hätte nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. »Es ist ohne das Wissen oder die Zustimmung des Rabbiners geschehen.
Die Folgen sind gravierend«, so Lau. Es führe verschiedenen Rabbinern und dem Oberrabbinat großen Schaden zu. »Das kann gar nicht genug betont werden.« Er ordnete an, Rabbiner Itamar Tubul, der die Liste veröffentlicht haben soll, zur Befragung und Verwarnung einzubestellen.
Nefesh B’Nefesh Aufgeführt sind hauptsächlich reformierte und konservative Rabbiner, darunter beispielsweise Rabbi Yehoshua Fass, Direktor der amerikanischen Organisation Nefesh B’Nefesh, die die Immigration von Juden aus den USA nach Israel abwickelt. Die Liste war von mehreren Medien im Internet veröffentlicht worden, nachdem ein Jerusalemer Gericht einer Petition zur Freiheit der Information stattgegeben hatte.
Im Dezember hatte das Oberrabbinat ein umstrittenes Komitee eingesetzt, das Konversionen strikt überprüfen soll. Zudem gibt es derzeit Unmut in vielen jüdischen Gemeinden im Ausland über den Eklat um die egalitäre Bet-Plattform an der Kotel.
Die war von der Regierung in Jerusalem erst genehmigt, doch nach Druck der ultraorthodoxen Parteien auf Eis gelegt worden. Lau widersprach Nachrichten, dass dies zu einem Bruch mit den Gemeinden geführt habe, und nannte sie »fake news«, denn die Mehrheit der amerikanischen Juden würde ohnehin niemals nach Israel reisen.