Jerusalem

Proteste gegen abgeriegelte Knesset

»Nein zur Diktatur« – Protest vor der Knesset Foto: Flash90

Hunderte Demonstranten haben am Donnerstag vor der Knesset protestiert, um sich gegen die Schließung des Parlaments durch die Übergangsregierung auszusprechen.

In Übereinstimmung mit der Anordnung des Gesundheitsministeriums blieben die Teilnehmer größtenteils in ihren Autos und bildeten einen Konvoi.

Flaggen Sie hatten schwarze Flaggen dabei, um auf die »Bedrohung der Demokratie« hinzuweisen. Auf Schildern stand: »Nein zur Diktatur«. Die Polizei versuchte, den Protest zu unterbinden, und hinderte die Autos noch vor Jerusalem am Weiterfahren. Am Ende wurden fünf Demonstranten festgenommen.

Verschiedene Oppositionspolitiker kritisierten das Verhalten der Sicherheitskräfte scharf und warfen ihnen vor, sich an »undemokratischen Aktionen im Dienste einer nicht gewählten Regierung« zu beteiligen. Die Polizei wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass sie lediglich Gesetz und Ordnung herstelle.

Gantz lobte die Demonstranten für ihren Einsatz, »dem Versuch von Edelstein und Netanjahu zu begegnen, die Demokratie zu zerquetschen«.

Nach Einsprüchen von verschiedenen Parlamentariern, darunter dem einstigen Polizeichef von Jerusalem, Micky Levy, der jetzt für Blau-Weiß in der Knesset sitzt, ließen die Beamten den Konvoi weiterziehen.

regeln Benny Gantz von der Zentrumsunion Blau-Weiß rief die Demonstranten dazu auf, die Regeln des Gesundheitsministeriums zu beachten, doch lobte sie zugleich für ihren Einsatz, »dem Versuch von Edelstein und Netanjahu zu begegnen, die Demokratie zu zerquetschen«. Auch die Nummer zwei der Partei, Yair Lapid, »salutierte« den Fahrern des Konvois, wie er auf Twitter schrieb.

Am Tag zuvor hatte Knessetsprecher Yuli Edelstein vom Likud das israelische Parlament abgeriegelt und alle Diskussionen bis auf frühestens nächsten Montag vertagt. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass die ehrwürdigen Hallen verriegelt sind.

Präsident Reuven Rivlin warnte Edelstein, dass eine Lähmung der Knesset die Funktion des Landes einschränken könnte. »Die Corona-Krise darf nicht dazu führen, dass wir unsere demokratische Infrastruktur so stark beschädigen.«

Deckmäntelchen Die Initiatoren erklärten, dass ihr Protest dazu da sein, »Israels Demokratie zu retten«. Die, meinen sie, sei in Gefahr, von der Regierung beschädigt zu werden, »unter dem Deckmäntelchen der Kampagne gegen das Coronavirus«. Auch Blau-Weiß warf Edelstein vor, die Krise zu nutzen, um auf illegale Weise an der Macht zu bleiben. Deren Vorsitzender Gantz war vom Präsidenten mit der Bildung einer Regierungskoalition beauftragt worden.

In den neuen Direktiven, die von der Übergangsregierung in der Nacht vom Donnerstag wegen der Corona-Gesundheitskrise beschlossen worden waren, steht ausdrücklich, dass die Israelis ihre Häuser für Demonstrationen verlassen dürfen.

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025

Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Der 36-jährige Elkana Bohbot spricht zum ersten Mal über seine persönlichen Erlebnisse als Hamas-Geisel in Gaza

von Sabine Brandes  30.12.2025

Medizin

Studie aus Tel Aviv: Hautkrebs setzt Immunsystem gezielt außer Gefecht

Weltweit sterben jährlich 57.000 Menschen an Melanomen. Die neuen Erkenntnisse aus Israel könnten Medizinern helfen, diese Krebsform zu bekämpfen

 30.12.2025

Jerusalem

Knesset beschließt Gesetz gegen Versorgung von UNRWA-Einrichtungen

Israel wirft der UN-Organisation eine Nähe zur Hamas vor. Jetzt werden ihr der Strom, das Wasser und die Datenverbindungen gekappt

 30.12.2025