Yad Vashem

Proteste gegen Ernennung von Effi Eitam

Effi Eitam während der Gush-Katif-Konferenz 2017 in Tel Aviv Foto: Flash 90

Die geplante Ernennung des nationalreligiösen Politikers und Generals Ephraim »Effi« Eitam (68) zum Direktor der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem sorgt für breite Kritik. »Wir werden keine Ernennung zur Regierung bringen, die nicht Teil eines umfassenden Abkommens ist, das die politische und staatliche Stabilität zum Nutzen der Bürger Israels gewährleistet«, erklärte das Parteienbündnis »Blau-weiß« des Verteidigungsministers und alternierenden Ministerpräsidenten Benny Gantz laut der Zeitung »Haaretz« (Donnerstag).

DROHUNG Der Koalitionspartner von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu droht mit einer zumindest vorläufigen Blockierung der Ernennung. Hintergrund ist ein Streit um die Besetzung mehrerer Schlüsselpositionen, darunter des Generaldirektors des Justizministeriums sowie des Leiters der Haushaltsabteilung des Finanzministeriums. Inhaltlich wollte sich das Parteienbündnis laut Bericht nicht zu dem Kandidaten positionieren.

Der für Yad Vashem verantwortliche Minister für höhere Bildung und Wasserversorgung, Zeev Elkin, warnte vor einer Lähmung der Gedenkstätte und vor deren wirtschaftlichem Zusammenbruch, sollte Eitams Ernennung verhindert werden.

BRIEF Auch international hat die geplante Ernennung Eitams zum neuen Vorsitzenden von Yad Vashem ausgelöst. Bislang hätten 750 Wissenschaftler sowie Mitarbeiter jüdischer Museen und Gedenkstätten einen Protestbrief unterzeichnet, teilte einer der Initiatoren, Hanno Loewy, Direktor des jüdischen Museums Hohenems in Österreich, am Mittwoch mit. Auch Holocaust-Überlebende hatten die geplante Ernennung von Effi Eitam kritisiert. Ein Sprecher von Yad Vashem wollte sich nicht äußern.

Einer der Unterzeichner ist Hanno Loewy, Direktor des jüdischen Museums Hohenems in Österreich.

Der bisherige Vorsitzende von Yad Vashem, Avner Schalev, geht zum Jahresende in den Ruhestand. Sein möglicher Nachfolger Eitam hatte in der Vergangenheit die Vertreibung der meisten Palästinenser aus dem Westjordanland und die Entfernung israelischer Araber aus dem Parlament in Jerusalem gefordert. Außerdem gilt er als Unterstützer der Siedlerbewegung.

AFFÄRE Während des ersten Palästinenseraufstands Intifada (1987 bis 1993) war Eitam Kommandeur einer israelischen Kampfeinheit. Vier seiner Soldaten wurden damals Medienberichten zufolge verurteilt, weil sie einen palästinensischen Gefangenen getötet hatten. Eitam selbst wurde nicht verurteilt, die Affäre überschattete jedoch seine spätere Karriere als nationalreligiöser Politiker.

Yad Vashem (»Denkmal und Name«) in Jerusalem ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt. Sie wurde 1953 auf Beschluss des israelischen Parlaments gegründet. Die Einrichtung gilt als unpolitisch und als wichtiger moralischer Kompass.

In dem Protestbrief heißt es unter anderem, Yad Vashem wolle nicht nur an den Holocaust erinnern, sondern auch Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung in der Gesellschaft insgesamt bekämpfen. Diese wichtige Aufgabe drohe nun »einem unverhohlen rechtsextremistischen und historisch ungebildeten Politiker« in die Hand gegeben zu werden. dpa

Nachrichten

Väter, Gaza, Abriss

Kurzmeldungen aus Israel

von Imanuel Marcus, Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Tel Aviv

Sorge vor weiteren Anschlägen auf jüdische Ziele weltweit

Laut »Chadschot 13« warnt der Mossad vor »vor einem beispiellosen Anstieg von Zusammenschlüssen zur Durchführung von Terroranschlägen gegen Juden und Israelis im Ausland durch Iraner und Palästinenser«

 16.12.2025

Tel Aviv

Nach Anschlag von Bondi Beach: IDF verschärfen Sicherheitsregeln für Soldaten im Ausland

Unter anderem rät die Einsatzführung der Streitkräfte Soldaten davon ab, ihre Zugehörigkeit zur Armee offenzulegen

 16.12.2025

Diplomatie

US-Gesandter Barrack führt Gespräche in Jerusalem

Vor dem Fristende zur Entwaffnung der Hisbollah besucht der US-Gesandte Barrack die israelische Hauptstadt

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Australien

15 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Zwei Attentäter schießen auf Juden, die sich am Bondi Beach in Sydney zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  15.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Terror

Herzog: »Grausamer Angriff auf Juden« in Sydney

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich zu dem Angriff auf eine Chanukka-Feier in Australien mit vielen Toten und Verletzten

 14.12.2025