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Protest, Radar, Exporte

Protest gegen die Schabbat-Busse Foto: Flash 90

Protest
Vor drei Wochen begannen in Tel Aviv auch am Schabbat die Busse zu rollen. Das Angebot der Stadt wird von großen Teilen der Bevölkerung begrüßt, die Nachfrage war so groß, dass die Verwaltung jetzt sogar noch mehr öffentliche Verkehrsmittel einsetzen will. Inzwischen schlossen sich auch umliegende Gemeinden wie Ramat Gan und Givatayim an. Doch manche wollen nicht einsteigen. Ultraorthodoxe Demonstranten blockierten am vergangenen Freitag mehrere Straßen in Bnei Brak, einer Stadt südlich von Tel Aviv, in der überwiegend streng religiöse Israelis leben. Darunter war auch die Schnellstraße Nummer vier. Die Polizei leitete den Verkehr um und wies Autofahrer an, geduldig zu sein. Tel Aviver Busse befahren auf ihren Routen keine Viertel oder Orte mit hauptsächlich orthodoxer Bevölkerung.

Radar
Zum ersten Mal wird das Radarsystem der Raketenabwehr »Eiserne Kuppel« an einen Nato-Staat verkauft. Die Regierung in Jerusalem gab an, ein Geschäft mit der Tschechischen Republik abgeschlossen zu haben. Es soll einen Wert von rund 100 Millionen Euro und eine Laufzeit von acht Jahren haben. Das Radarsystem ist mit den Verteidigungsanlagen der Nato kompatibel und kann alle eingehenden Geschosse erkennen. Es wird von der Firma Elta Systems hergestellt, einer Tochter von Israel Aerospace Industries.

Besuch
Abdallah Chatila, Schweizer Geschäftsmann mit libanesischen Wurzeln, war bei Präsident Reuven Rivlin zu Gast. Chatila hatte internationale Aufmerksamkeit erregt, als er vor zwei Wochen Nazi-Devotionalien bei einer Auktion aufkaufte, damit sie nicht in die Hände von Hitler-Verehrern gelangen. Die Dinge sind der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem übergeben worden. »Ihre Spende ist in dieser Zeit von immenser Bedeutung, da manche versuchen, die historische Wahrheit zu leugnen«, so Rivlin. »Die von Ihnen erstandenen Dinge werden helfen, das Andenken an den Holocaust zu wahren, auch wenn es keine Überlebenden mehr gibt.« Chatila nannte es »eine große Ehre, hier zu Besuch zu sein«. Er habe zunächst gedacht, dass er die Gegenstände zerstören sollte. »Doch dann habe ich verstanden, dass ich dieses Recht nicht habe. Jetzt bin ich froh, dass sie in Yad Vashem angekommen sind. Ich habe Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie wichtig dies für das jüdische Volk ist.«

Mücken
Studenten der Ben-Gurion-Universität wollen Mücken den Garaus machen – ganz ohne Pestizide. Im Rahmen des internationalen Wettbewerbs iGEM, bei dem es um synthetische Biologie geht, nutzten sie eine ältere Forschungsarbeit ihrer Uni. Damals hatte man festgestellt, dass männliche Mücken das Bakterium BTI im Verdauungstrakt tragen. Die Studenten fanden heraus, dass sie, sobald aktiviert, ein Gift produzieren, das ausschließlich Mückenlarven abtötet. Ihre Methode, genannt FlyGEM, funktioniert durch die Vermehrung von Mücken. Das Weibchen transferiert die Bakterien auf die Eier, die schlüpfenden Larven sterben. Das Team der BGU hat bereits ein Patent angemeldet. Die Leiterin des Teams, Mey Tal Banar, ist überzeugt: »Es ist eine gezielte, innovative Methode, die die heutigen Methoden der Mückenkontrolle ersetzen kann.«

Exporte
Trotz der andauernden Regierungskrise wird erwartet, dass israelische Exporte auf ein Rekordhoch ansteigen. Lagen sie 2018 bei 109 Milliarden US-Dollar, werden für Ende dieses Jahres 114 Milliarden erwartet. Das Wirtschaftsministerium erklärte, dass dies durch eine Erhöhung der Dienstleistungen um zwölf Prozent, vor allem im Hightech-Bereich, zustande kam. Dazu gehören die Verkäufe von Software und Computerlösungen sowie Forschung und Entwicklung. Dies habe die geringeren Verkäufe von Waren ausgeglichen. In diesem Sektor waren die Zahlen aufgrund eines verlangsamten Welthandels, eines schwachen Diamantenmarkts sowie des starken Schekels gesunken.

Fund
Fragmente eines besonderen Mosaiks sind bei Ausgrabungen einer Synagoge in der antiken Siedlung Majdolina in den Golanhöhen gefunden worden. Das Gotteshaus soll vom ersten bis zum dritten Jahrhundert aktiv gewesen sein. Das Mosaik stellt Fußabdrücke von Tieren dar. Nach Angaben der Archäologen der Universität Haifa ist dies der älteste farbige Fußbodenbelag in dieser Gegend. Als die Synagoge vor einigen Jahren gefunden wurde, galt sie als Sensation. Denn Wissenschaftler hatten zuvor angenommen, das jüdische Leben in der Region habe nach dem ersten römisch-jüdischen Krieg des Jahres 67 geendet. Der Fund jedoch bewies, dass es danach noch weiter andauerte.

Jerusalem

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