Fußball

Platz zwei für Müller, Podolski und Co.

Schon die kleinsten Israelis sind vom schwarz-rot-goldenen Fußball begeistert. Foto: Flash 90

Fast wie in München: Beim WM-Viertelfinalspiel am Sonntag jubelten die Fans laut bei jedem Tor, das Joachim Löws Schützlinge gegen die Argentinier erzielten. Zig Anhänger hatten sich in Trikots der deutschen Nationalelf verabredet, um sich gemeinsam das Spiel anzusehen und ein paar Gläser deutsches Weizenbier zu trinken. Doch die Fans ermutigten ihr Team nicht auf Deutsch, sondern auf Hebräisch, und der Irish Pub, in dem man sich zum Public Viewing verabredet hatte, liegt mitten in Tel Aviv. Im Land der Holocaustüberlebenden wünschen sich immer mehr Israelis in diesem Jahr einen Sieg Deutschlands bei der Fußballweltmeisterschaft.

Schwarz-Rot-Gold Es ist noch nicht lange her, da galt es als unfein, hierzulande ein deutsches Team anzufeuern. Israelis der zweiten Generation weigerten sich oft, deutsche Produkte zu kaufen und mieden das Land der Täter bei ihren Europareisen. Doch spätestens mit der WM 2010 gehört dieses Bild wohl endgültig der Vergangenheit an. Wie eine Meinungsumfrage der Tageszeitung Yedioth Ahronoth und des Dahaf-Institutes ergab, wünschen sich inzwischen 25,1 Prozent der Israelis, dass Löws Elf am Ende des Turniers die Siegestrophäe in Händen hält. Nur Holland erhielt mit 27,7 Prozent mehr Stimmen. In den Kneipen, vor Riesenleinwänden am Strand Tel Avivs und in den Häusern schämt man sich nicht mehr dafür, Özil, Müller und Co. lautstark zu unterstützen. Tageszeitungen widmen dem deutschen Fußball Titel- und Doppelseiten, auf denen attraktive, lächelnde, schwarz-rot-gold angemalte junge Damen ausgelassen den deutlichen Sieg über Argentinien feiern.

Kreativ, attraktiv Zwei Entwicklungen haben zur neuen Beliebtheit beigetragen. »Sie spielen einfach gut, nicht mehr so defensiv wie früher«, sagt Ronen Bodoni, der für Deutschland jubelt. Früher sprachen Kom mentatoren vom »Hitlerbunker«, in dem sich Deutschland bei einem wichtigen Match verschanzte: »Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten, und am Ende gewinnen immer die Deutschen«, lautete ein altes Klischee auch in Israel. Heute geben viele jedoch, zu, dass die Bundeskicker kreativen Fußball spielen.

Doch nicht nur vom deutschen Fußball sind die Israelis angetan. Seit langem gilt die Bundesrepublik als einer der wichtigsten Verbündeten. Kanzlerin Angela Merkel gehört zu den beliebtesten ausländi- schen Politikern, im Goethe-Institut in Tel Aviv platzen die Deutsch-Kurse aus allen Nähten, Berlin ist längst beliebtes Ausflugsziele junger Israelis geworden. Kein Wunder, dass am Mittwoch zum Halbfinale gegen Spanien Tausende Anhänger der deutschen Nationalelf auf den Straßen und in den Kneipen Tel Avivs erwartet werden – die meisten von ihnen gebürtige Israelis.

Hochzeit des Jahres

Hochzeit des Jahres

Daniel Peretz und Noa Kirel haben sich getraut

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Gesellschaft

Familienforum für Geiseln schließt seine Pforten

Nach mehr als zwei Jahren des unermüdlichen Einsatzes der freiwilligen Helfer »ist der Kampf vorbei«

von Sabine Brandes  24.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Sderot

Zweitägiges iranisches Filmfestival beginnt in Israel

Trotz politischer Spannungen will das Event einen Dialog zwischen Israelis und Iranern anstoßen

von Sara Lemel  24.11.2025

Jerusalem

Israel billigt Einwanderung Tausender Inder mit jüdischen Wurzeln

Die Regierung verspricht sich davon eine Stärkung des Nordens – auch nach den Folgen des jüngsten Kriegs

 24.11.2025

Gaza/Jerusalem

Hamas spähte Social-Media-Profile von IDF-Soldaten aus

Zu den Zielen der Terroristen gehörte es, Armeeanlagen zu kartieren, Schwachstellen zu identifizieren und den Umgang mit israelischen Kampfpanzern zu erlernen

 24.11.2025

Militär

»Die IDF haben ihren Kernauftrag am 7. Oktober nicht erfüllt«

Generalstabschef Eyal Zamir sagte, die israelische Armee sei einer tiefgehenden Untersuchung all dessen verpflichtet, »was an diesem schrecklichen Tag geschehen ist«

 24.11.2025

Beirut

Israel tötet Hisbollah-Anführer

Haitham Ali Tabatabai, der Generalstabschef der Terrororganisation, war Ziel eines israelischen Luftangriffs

 24.11.2025