Feiertage

Pessach liegt in der Luft

Verkauf von Chametz auf dem Mahane-Yehuda-Markt in Jerusalem Foto: Flash 90

Die letzten Krümel von Chametz werden aufgefegt, viele Israelis erledigen noch eilig ihre Großeinkäufe in Geschäften und auf Märkten. Dort sind Brot, Kuchen, Nudeln und anderes Gesäuertes längst unter großen Plastikplanen verschwunden. Dafür stehen überdimensionale Packungen mit Mazzen an jeder Ecke. Aus den Häusern weht bereits der Duft von Pessach durch die Straßen. Es ist Donnerstag, und Israel bereitet sich vor. Am Freitagabend beginnt die Feierwoche mit dem festlichen Seder.

Vor Pessach wird jedes Jahr das gesamte Chametz im Land symbolisch verkauft.

Vor dem Beginn von Pessach wird jedes Jahr das gesamte Chametz im Land symbolisch verkauft. Am Morgen tat dies Präsident Reuven Rivlin in seiner Residenz mit dem sefardischen Oberrabbiner von Jerusalem, Schlomo Mosche Amar, und dem Generaldirektor des Präsidentenhauses, Harel Tubi. Gemeinsam unterzeichneten sie die Verkaufsurkunde. Wie seit zwei Jahrzehnten bereits geht auch diesmal alles Gesäuerte wieder an Hassan Jabar, einen israelischen Araber. Der verkauft eine Woche später alles wieder an seine jüdischen Nachbarn zurück.

mazzen Doch zunächst dürfen sich Juden acht Tage lang nur Mazzen und Nicht-Gesäuertes schmecken lassen. Rivlin wünschte aus diesem Anlass den Menschen in Israel und den jüdischen Gemeinden in aller Welt »ein frohes und koscheres Pessach«. Für die Soldaten in den Armeebasen gilt »koscher L’Pessach« bereits seit einigen Tagen. Um alles rechtzeitig frei von Chametz zu machen, werden dort seit Sonntag nur noch Mazzen serviert.

Eine besondere Mizwa ist es, sozial Schwächeren während der Feiertage zu helfen.

Am Freitagabend kommen die Familien traditionell zum Seder zusammen und lesen die Haggada, die die Geschichte der Juden während der Sklaverei in Ägypten und ihren Weg durch die Wüste bis zur Befreiung erzählt. »Awadim Hainu« – »Sklaven waren wir …« – singen sie. Auf den festlich gedeckten Tischen stehen die rituellen Speisen: ein Ei, das an den Neuanfang erinnert, der Lammknochen, der die Opfer im Tempel symbolisiert, die bitteren Kräuter als Zeichen der harten Zeit der Sklaverei, Salzwasser für die Tränen und Charosset, eine süße Paste aus Nüssen, Honig und Rotwein, so klebrig, dass sie glatt mit dem Zement für den Pyramidenbau verwechselt werden könnte.

mizwa Eine besondere Mizwa ist es, sozial Schwächeren während der Feiertage zu helfen und auch ihnen eine besondere Festwoche zu ermöglichen. Dafür sammeln Wohltätigkeitsorganisationen wie beispielsweise Yad Eliezer, Leket oder Chabad bereits seit Wochen haltbare Lebensmittel. Die Stadtverwaltung Tel Aviv richtete ein »Sedermobil« ein, das gut erhaltene Kleidung von Städtern abholt und an Bedürftige verteilt.

Kindergärten und Schulen sind in der Pessachwoche geschlossen, viele Israelis haben Urlaub.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Latet lebten Ende 2018 2,3 Millionen Israelis unterhalb der Armutsgrenze. »Man kann sich nicht daran gewöhnen, dass mehr als eine halbe Million Familien und mehr als eine Million Kinder arm sind«, so der Vorsitzende von Latet, Gilles Darmon. »Vielleicht hat sich die israelische Regierung daran gewöhnt. Doch die Kinder werden es nie tun.«

Kindergärten und Schulen sind in der Pessachwoche geschlossen, viele Israelis haben Urlaub. Also strömen sie bei Frühlingswetter in Naturparks, an den Strand, zu Ausgrabungsstätten und in die Museen. Etliche Stadtverwaltungen veranstalten unterhaltsame Events rund um das Fest, oft speziell für die jüngeren Familienmitglieder. Und noch etwas anderes hat in der Pessachwoche Tradition. So sicher, wie die Berge aus Mazzenpackungen zu Pessach auftauchen, so sicher sind auch die kilometerlangen Staus auf den Straßen. Da heißt es: Geduld haben und Mazzen essen.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Palästinensischer Terror

Auch Hamas-Geisel Guy Gilboa-Dalal wurde in Gaza sexuell missbraucht

Der Täter setzte ihm ein Messer an den Hals und sagte: »Wenn du jemandem davon erzählst, bringe ich dich um.«

 21.11.2025

Tourismus

Totes Meer: »Enttäuschende Sehenswürdigkeit«

Warum bekommt ein so schöner Ort eine so miese Bewertung? Welche Touristenorte stehen noch auf der wenig ruhmreichen Liste der enttäuschendsten Urlauberziele auf der Welt?

 21.11.2025

Jerusalem

Gideon Sa’ar verurteilt steigende Terror-Renten der Palästinenser

»Die Palästinensische Autonomiebehörde hat ihre Zahlungen an Terroristen nicht eingestellt. Tatsächlich verdoppelt sie diese fast«, so der Außenminister

 21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jerusalem

US-Botschafter: Radikale Siedler nicht repräsentativ für gesamte Gemeinschaft

US-Botschafter: Israel nimmt das Problem ernst und dämmt die gewalttätigen Gruppen ein

 21.11.2025

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025