Israel

Oberstes Gericht entscheidet

Richterin Esther Hayut Foto: Flash 90

Die Regierung muss sich vor dem Obersten Gericht verantworten. Eine Petition, die von Bürgerrechtlern eingebracht wurde, um die Regierungsfähigkeit eines Ministerpräsidenten unter Anklage infrage zu stellen, hat zu Änderungen im Koalitionsvertrag geführt. Premier Benjamin Netanjahu (Likud) und sein Koalitionspartner Benny Gantz von Blau-Weiß haben eine Überarbeitung ihres Abkommens angekündigt.

Zuvor hatten die Richter erläutert, dass der Vertrag einige Klauseln enthält, die vom Gericht niedergeschlagen werden könnten, da sie der Verfassung widersprechen. Die Petition argumentiert, dass die Vereinbarung, die eine Rotation im Amt des Ministerpräsidenten vorsieht, gesetzeswidrig sei. Kritisiert wird, dass für die Koalitionsvereinbarung grundlegende Gesetze geändert werden müssten.

PASSUS Die Richter fragten den Vertreter Netanjahus, Michael Rabilo, warum der Koalitionsvertrag vorschreibt, dass keine Gesetzgebung, die nicht mit dem Coronavirus zu tun hat, in den ersten sechs Monaten vorangebracht werden darf. Rabilo antwortete, dass dieser Punkt geändert werde und dann über Gesetzesvorschläge, sofern nötig, abgestimmt werden darf. Ebenso schlugen die Richter einen Passus nieder, der die Einsetzung von hohen Beamten im selben Zeitraum untersagt. Sie erläuterten, dass die Corona-Krise damit nichts zu tun habe und die Positionen nach drei Wahlgängen endlich besetzt werden müssten.

Am Sonntag hatte das Gericht unter dem Vorsitz der Obersten Richterin Esther Hayut neun Stunden lang über die Einbringung debattiert, ob ein Premier, der sich vor Gericht verantworten muss, eine Regierung anführen darf. Sollte das Gericht entscheiden, dass Netanjahu nicht Ministerpräsident werden darf, droht Israel die vierte Parlamentswahl seit April 2019.

ARGUMENTE Die Richter ließen allerdings bereits durchblicken, dass sie die Argumente der Petitionssteller dafür nicht überzeugend finden. Netanjahu ist in drei Fällen wegen Betrug, Untreue sowie Bestechlichkeit angeklagt. Der Prozess gegen den Likud-Vorsitzenden soll am 24. Mai beginnen. Beide Entscheidungen des Obersten Gerichts werden am Ende der Woche erwartet.

Bis Donnerstagabend muss die Knesset einen Abgeordneten benennen, der eine Koalition auf die Beine stellen will. Er hätte dafür zwei Wochen Zeit.

Umfrage

Klare Mehrheit der Palästinenser gegen Entwaffnung der Hamas

Mehr als die Hälfte der Palästinenser befürwortet die Massaker vom 7. Oktober 2023

 21.12.2025

Jerusalem

»Der weltweite Anstieg des Judenhasses ist ein globaler Notstand«

Nach dem Anschlag in Sydney fordert Israels Präsident Herzog ein hartes Durchgreifen gegen Antisemitismus

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Geiseln

Quälendes neues Geiselvideo

Veröffentlichte Clips zeigen sechs Geiseln, die acht Monate später in Gaza von der Hamas hingerichtet wurden

von Sophie Albers Ben Chamo  20.12.2025

Knesset

Umfrage: Netanjahu-Regierung ohne Mehrheit

Im Herbst 2026 wählen die Israelis ein neues Parlament. Laut einer Meinungsumfrage liegen die Parteien der amtierenden Koalition weit hinter der Opposition

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Israel

Zahl der Verkehrstoten steigt

Die Statistik verzeichnet mehr Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang denn je

 19.12.2025

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025