PLO

Neuer starker Mann im Westjordanland?

Husseil al-Scheich, hier im März 2025 zu Besuch beim türkischen Außenminister Hakan Fidan in Ankara Foto: picture alliance / Anadolu

Das Exekutivkomitee der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) hat Hussein al-Scheich zum Stellvertreter des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas bestimmt. Das berichtete die offizielle palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Mit dem Schritt wurde al-Scheich (64) zum potenziellen Nachfolger für den greisen Abbas (89) designiert.

Formell wurde al-Scheich Vizepräsident der palästinensischen Autonomieverwaltung sowie stellvertretender Vorsitzender der PLO, in der außer der islamistischen Terrororganisation Hamas alle maßgeblichen politischen palästinensischen Organisationen vereint sind. Abbas ist Präsident der Autonomieverwaltung und Vorsitzender der PLO.

Die Stellvertreterämter wurden erst am vergangenen Donnerstag neu geschaffen, als der Zentralrat der PLO eine entsprechende Vorlage billigte. Im Falle des Todes von Abbas könnte al-Scheich seine Nachfolge ohne neue Wahl antreten. Die bislang letzte Präsidentenwahl fand 2005 statt. Bei der bislang letzten Parlamentswahl ein Jahr später siegte die Hamas. Eine Neuwahl wurde mehrmals angekündigt, fand jedoch wegen fortwährender Streitigkeiten zwischen der Fatah-Bewegung von Abbas und der Hamas im Gazastreifen nicht statt.

Abbas ist in der Bevölkerung äußerst unbeliebt

Die von Abbas geführte Autonomieverwaltung regiert nur über Teile des israelisch besetzten Westjordanlandes. Gegen Entscheidungen und Handlungen der israelischen Militärverwaltung hat sie keine Handhabe. Abbas, der dem PLO-Gründer Jassir Arafat als Palästinenserpräsident nachfolgte, ist bei der palästinensischen Bevölkerung äußerst unbeliebt.

Lesen Sie auch

Sein Stellvertreter und potenzieller Nachfolger al-Scheich gilt als sein enger Vertrauter. Er stammt aus der Stadt Ramallah und verbachte als junger Mann wegen seiner Aktivitäten für die Fatah elf Jahre in israelischen Gefängnissen, wo er Hebräisch lernte. 2007 machte ihn Abbas zum Chef der Zivilverwaltung der Autonomiebehörde, die für Kontakte und Koordinierungen mit der israelischen Regierung zuständig ist. Seit 2022 war er Generalsekretär der PLO.

Zeichen der Mäßigung der Autonomiebehörde?

Al-Scheich wird nachgesagt, enge Verbindungen zu Israel und den USA zu haben. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur »Associated Press« im Jahr 2022 sagte er, man müsse Israel zusammenarbeiten, um die Lage der Palästinenser zu verbessern. »Ich bin kein Vertreter Israels in den palästinensischen Gebieten«, sagte er. »Wir machen die Koordinierung [mit Israel], weil dies der Auftakt zu einer politischen Lösung zur Beendigung der Besatzung ist.«

Ob die Ernennung al-Scheichs auch ein Zeichen der Mäßigung der PA sein soll, bleibt abzuwarten. Dass er tatsächlich der künftige Präsident wird, ist keineswegs sicher. Sollte der greise Abbas mit seinem Stellvertreter unzufrieden sein, könnte er ihn jederzeit wieder feuern. dpa/ja

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025

Gespräch

»Der Kampf ums Überleben dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Der Oberste Gerichtshof erwirkt einstweilige Verfügung gegen die politische Untersuchungskommission der Regierung

von Sabine Brandes  20.11.2025 Aktualisiert

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 20.11.2025 Aktualisiert

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025