Angriff

»Wie ein Kriegsverbrechen wirklich aussieht«

Der Iran hat am frühen Donnerstagmorgen offenbar mehr ballistische Raketen auf Israel abgeschossen als in den vergangenen Tagen. 20 bis 30 sollen es gewesen sein, berichtet der öffentlich-rechtliche Sender Kan.

In Beersheva, im Süden des Landes, gab es einen direkten Einschlag in einem Gebäude des Soroka-Krankenhauses, das auch dafür bekannt ist, Geiseln nach ihrer Freilassung aus Gaza zu behandeln. Allein dort wurden sechs Menschen schwer verletzt und 42 leicht.

Einen Tag zuvor evakuiert

»Es gibt weitreichende Schäden an mehreren Gebäuden. Alle Patienten und das gesamte Personal waren in den Schutzräumen«, sagte der Generaldirektor der Klinik, Shlomi Kodesh, im israelischen Fernsehen.

Im Internet veröffentlichte Bilder zeigen eine große Explosion. Ein zur Klinik gehörendes Hochhaus wurde erheblich beschädigt. Alle Fenster gingen zu Bruch, Teile der Fassade sind zerstört. Auch im Gebäudeinneren sind die Schäden groß.

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Kan zitiert einen Arzt, laut dem der getroffene Gebäudeteil erst gestern evakuiert wurde. »Nur weil das Krankenhaus vorbereitet war, konnte eine viel größere Katastrophe verhindert werden«, zitiert »Times of Israel« den Vorsitzenden der Israelischen Ärztekammer, Zion Hagay.

»Die Augen der ganzen Welt sollten heute Morgen auf das Soroka-Krankenhaus in Beersheva gerichtet sein, um zu verstehen, wie ein Kriegsverbrechen wirklich aussieht«, so Haggay weiter. Er fordert die internationale medizinische Gemeinschaft auf, den iranischen Angriff auf das Krankenhaus aufs Schärfste zu verurteilen. Iran greife absichtlich Zivilisten an, anders als die israelische Armee im Iran.

Seit dem Angriff werden im Soroka-Krankenhaus nur noch Notfälle behandelt. Patienten ohne Notfall wurden gebeten, auf andere Kliniken auszuweichen.

Sechs schwer und rund 30 leicht verletzt

Auch in Holon, Ramat Gan und Tel Aviv gab es israelischen Medien zufolge wieder Einschläge. Bisher wurden 137 bei dem jüngsten Angriff Verwundete im ganzen Land in verschiedene Krankenhäuser gebracht, berichtet Magen David Adom. Mindestens sechs Menschen wurden schwer verletzt.

In Ramat Gan sei ein Gebäude komplett zerstört worden, heißt es. Nach Angaben der Feuerwehr konnten alle Bewohner des betroffenen Hauses gerettet werden. Bürgermeister Carmel Shama Hacohen sagte gegenüber Kan, dass sich nur wenige Meter vom Einschlagsort ein Kindergarten befinde. Es sei ein Wunder, dass dort nichts passiert sei.

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Präsident Isaac Herzog äußerte sich am Morgen zum Angriff auf das Soroka-Krankenhaus. Er bezeichnete die Klinik als »einen Leuchtturm des Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern«. Schutzbedürftige Zivilisten seien Ziel dieses Angriffs gewesen.

Der Präsident schrieb auf der Social-Media-Plattform X: »Ein Baby auf der Intensivstation. Eine Mutter an ihrem Bett. Ein Arzt, der zwischen den Betten hin- und hereilt. Ein älterer Bewohner eines Pflegeheims. Dies waren einige der Ziele der iranischen Raketenangriffe auf israelische Zivilisten heute Morgen.«

»Wir werden von den Tyrannen in Teheran den vollen Preis fordern«

»Das Soroka-Krankenhaus in Beerscheva ist eines der besten Krankenhäuser Israels«, so Herzog weiter. »Es versorgt die gesamte Negev-Region und kümmert sich um Israelis aller Glaubensrichtungen sowie um unsere Nachbarn, die Palästinenser, die speziell dorthin kommen, um sich behandeln zu lassen. Seine engagierten Mitarbeiter – Juden und Araber – arbeiten in außergewöhnlicher Harmonie Seite an Seite, vereint durch die Mission zu heilen.«

»In Momenten wie diesen werden wir daran erinnert, was wirklich auf dem Spiel steht und welche Werte wir verteidigen«, schrieb Präsident Herzog.

Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nahm stellung und drohte dem Teheraner Regime: »Heute Morgen haben iranische Terroristen Raketen auf das Soroka-Krankenhaus in Beersheva und auf die Zivilbevölkerung im Zentrum des Landes abgefeuert. Wir werden von den Tyrannen in Teheran den vollen Preis fordern«, schrieb er auf X.

Das iranische Regime gab bekannt, der Angriff habe nicht dem Krankenhaus, sondern einer Militärbasis in dessen Nachbarschaft gegolten. Allerdings ist der nächste Armeestandort zwei Kilometer entfernt. ja

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