Angriff

»Wie ein Kriegsverbrechen wirklich aussieht«

Der Iran hat am frühen Donnerstagmorgen offenbar mehr ballistische Raketen auf Israel abgeschossen als in den vergangenen Tagen. 20 bis 30 sollen es gewesen sein, berichtet der öffentlich-rechtliche Sender Kan. Laut dem TV-Sender Kanal 12 wurden 271 Menschen wurden schwer verletzt und viel leicht.

In Beer Sheva, im Süden des Landes, gab es einen direkten Einschlag in einem Gebäude des Soroka-Krankenhauses, das auch dafür bekannt ist, Geiseln nach ihrer Freilassung aus Gaza zu behandeln.

Einen Tag zuvor evakuiert

»Es gibt weitreichende Schäden an mehreren Gebäuden. Alle Patienten und das gesamte Personal waren in den Schutzräumen«, sagte der Generaldirektor der Klinik, Shlomi Kodesh, im israelischen Fernsehen.

Im Internet veröffentlichte Bilder zeigen eine große Explosion. Ein zur Klinik gehörendes Hochhaus wurde erheblich beschädigt. Alle Fenster gingen zu Bruch, Teile der Fassade sind zerstört. Auch im Gebäudeinneren sind die Schäden groß.

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Kan zitiert einen Arzt, laut dem der getroffene Gebäudeteil erst gestern evakuiert wurde. »Nur weil das Krankenhaus vorbereitet war, konnte eine viel größere Katastrophe verhindert werden«, zitiert »Times of Israel« den Vorsitzenden der Israelischen Ärztekammer, Zion Hagay.

Verlegung von Patienten

»Die Augen der ganzen Welt sollten heute Morgen auf das Soroka-Krankenhaus in Beer Sheva gerichtet sein, um zu verstehen, wie ein Kriegsverbrechen wirklich aussieht«, so Haggay weiter. Er fordert die internationale medizinische Gemeinschaft auf, den iranischen Angriff auf das Krankenhaus aufs Schärfste zu verurteilen. Iran greife absichtlich Zivilisten an, anders als die israelische Armee im Iran.

Seit dem Angriff werden im Soroka-Krankenhaus nur noch Notfälle behandelt. Patienten ohne Notfall wurden gebeten, auf andere Kliniken auszuweichen. Am Vormittag begann der Rettungsdienst Magen David Adom, Patienten aus der Soroko-Klinik in andere Krankenhäuser zu verlegen.

Verteidigungsminister Israel Katz verglich Ayatollah Ali Chamenei mit Hitler. Er fügte hinzu: »Ein Diktator wie Chamenei, der ein Land wie den Iran regiert und die Zerstörung des Staates Israel zu seinem erklärten Ziel gemacht hat, dieses schreckliche Ziel der Zerstörung Israels, darf nicht weiter existieren.«

Ideologischer Einfluss

»Ich vergleiche es mit dem Szenario während des Holocaust«, so Katz. »Wenn der Staat Israel und starke israelische Verteidigungsstreitkräfte damals existiert hätten und wir gewusst hätten, dass wir die israelischen Streitkräfte in einen Bunker schicken könnten, um den Feind des jüdischen Volkes, Hitler, gefangenzunehmen und seinen Plan zur Vernichtung der Juden zu vereiteln, hätten wir es getan«, sagte er.

»Wir hätten die israelischen Streitkräfte geschickt, ihn herausgeholt und eliminiert. Und genau so sehe ich die aktuelle Situation. Chamenei ist der moderne Hitler«, sagte der Minister. Irans Staatschef stehe seit Jahrzehnten an der Spitze einer mächtigen Nation und besitze großen ideologischen Einfluss. »Er nutzt ihn und sagt offen, dass er die Zerstörung Israels unterstützt.«

Chamenei mobilisiere alle verfügbaren Ressourcen, selbst auf Kosten seines eigenen Volkes, für dieses Ziel, sagte Katz. »Und heute sehen wir Beweise dafür, dass er persönlich den Befehl gibt, auf Krankenhäuser und Wohngebäude zu schießen.« Diese Angriffe auf zivile Ziele stellten keine statistische Abweichung dar, die man »wegerklären« könnte. »Er sieht sie als Teil der Mission, den Staat Israel zu zerstören.«

Ramat Gan und Tel Aviv

Auch in Holon, Ramat Gan und Tel Aviv gab es israelischen Medien zufolge wieder Einschläge. Bisher wurden 137 bei dem jüngsten Angriff Verwundete im ganzen Land in verschiedene Krankenhäuser gebracht, berichtet Magen David Adom. Mindestens sechs Menschen wurden schwer verletzt.

In Ramat Gan sei ein Gebäude komplett zerstört worden, heißt es. Nach Angaben der Feuerwehr konnten alle Bewohner des betroffenen Hauses gerettet werden. Bürgermeister Carmel Shama Hacohen sagte gegenüber Kan, dass sich nur wenige Meter vom Einschlagsort ein Kindergarten befinde. Es sei ein Wunder, dass dort nichts passiert sei.

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Präsident Isaac Herzog äußerte sich am Morgen zum Angriff auf das Soroka-Krankenhaus. Er bezeichnete die Klinik als »einen Leuchtturm des Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern«. Schutzbedürftige Zivilisten seien Ziel dieses Angriffs gewesen.

Der Präsident schrieb auf der Social-Media-Plattform X: »Ein Baby auf der Intensivstation. Eine Mutter an ihrem Bett. Ein Arzt, der zwischen den Betten hin- und hereilt. Ein älterer Bewohner eines Pflegeheims. Dies waren einige der Ziele der iranischen Raketenangriffe auf israelische Zivilisten heute Morgen.«

»Wir werden von den Tyrannen in Teheran den vollen Preis fordern«

»Das Soroka-Krankenhaus in Beer Sheva ist eines der besten Krankenhäuser Israels«, so Herzog weiter. »Es versorgt die gesamte Negev-Region und kümmert sich um Israelis aller Glaubensrichtungen sowie um unsere Nachbarn, die Palästinenser, die speziell dorthin kommen, um sich behandeln zu lassen. Seine engagierten Mitarbeiter – Juden und Araber – arbeiten in außergewöhnlicher Harmonie Seite an Seite, vereint durch die Mission zu heilen.«

»In Momenten wie diesen werden wir daran erinnert, was wirklich auf dem Spiel steht und welche Werte wir verteidigen«, schrieb Herzog.

Am frühen Nachmittag kam der Präsident zum attackierten Krankenhaus. Dort erklärte er, Israel müsse dem Iran einen »harten Schlag« versetzen, um eine bessere Zukunft für Israel und die Region zu sichern. »Wir werden alles wiederaufbauen. Das ist sicher«, versprach Herzog. »Wir werden Widerstandsfähigkeit zeigen und unser Schicksal – und das der gesamten Region – verändern.«

Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nahm Stellung und drohte dem Teheraner Regime: »Heute Morgen haben iranische Terroristen Raketen auf das Soroka-Krankenhaus in Beer Sheva und auf die Zivilbevölkerung im Zentrum des Landes abgefeuert. Wir werden von den Tyrannen in Teheran den vollen Preis fordern«, schrieb er auf X.

Das iranische Regime gab bekannt, der Angriff habe nicht dem Krankenhaus, sondern einer Militärbasis in dessen Nachbarschaft gegolten. Allerdings ist der nächste Armeestandort zwei Kilometer entfernt. ja

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