NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat am Sonntagabend in Tel Aviv ein neues Kontaktbüro für sein Bundesland – mit 18 Millionen Einwohnern ist Nordrhein-Westfalen das bevölkerungsreichste in Deutschland – eröffnet. Zuvor hatte Laschet den israelischen Präsidenten Reuven Rivlin getroffen und die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht.
Toleranz Rivlin nannte Laschet »einen großen Freund Israels« und betonte die Freundschaft zwischen beiden Ländern. Die Botschaften für den Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Hass, die Rivlin während seines jüngsten Deutschlandbesuchs gehört hatte, hätten ihn berührt und seien außerordentlich wichtig. »Wir dürfen keine Toleranz gegenüber jeglicher Form von Antisemitismus zeigen. Unsere Geschichte hat uns dies aufgetragen. Es ist unsere Verpflichtung, es sind unsere Werte.«
Laschet, der vor seinem Treffen mit Rivlin Yad Vashem besucht hatte, sagte, dass er dort den Beweis für das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesehen habe. »Es bewegt uns noch heute. Das Wachsen der extremen Rechten in Deutschland erfüllt mich mit Scham, nur 75 Jahre nach Auschwitz.« Der Ministerpräsident versprach ein entschlossenes Vorgehen gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus.
»Dies ist ein Schritt, der die Verbindung zwischen dem Wirtschaftssektor beider Länder und Völker weiter stärkt.« Israels Staatspräsident Reuven Rivlin
In Bezug auf die Zukunft freue er sich, dass man eine Wirtschaftsdependance eröffne, um die Beziehungen zwischen Israel und Nordrhein-Westfalen zu stärken. »Dies ist ein Schritt, der die Verbindung zwischen dem Wirtschaftssektor beider Länder und Völker weiter stärkt«, bestätigte Rivlin.
Arlozorov-Straße Am Sonntagabend wurde das Büro des Landes Nordrhein-Westfalen für Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Jugend und Kultur an der Arlozorov-Straße in Tel Aviv feierlich eröffnet. Mit der Dependance der Staatskanzlei will die Landesregierung die bilateralen Beziehungen in allen Bereichen der Länderkompetenzen vertiefen. Das Büro wird in enger Kooperation mit dem Auswärtigen Amt und der Deutschen Botschaft in Tel Aviv arbeiten.
Der Leiter des neuen Büros ist der ehemalige Nahost-Journalist und Israel-Experte Gil Yaron. Yaron sagte, dass NRW und Israel hiermit ihre Freundschaft bestätigen. »Außerdem kommt mir meine schizophrene Geschichte zugute«, scherzte er. »Ich bin in Haifa geboren, in Düsseldorf aufgewachsen und habe fast mein ganzes erwachsenes Leben in Israel gelebt. Das passt also.« Untergebracht ist das Büro zunächst in einem modernen Coworking-Space im Zentrum von Tel Aviv, in dem auch zahlreiche Start-up-Unternehmen sitzen.
Fußballmannschaft Der Ministerpräsident war mit einer Delegation aus mehreren Wirtschafts-, Kirchen- und Gesellschaftsvertretern aus NRW in Israel. Zwei seiner Minister, Integrations- und Familienminister Joachim Stamp und Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner, sowie Gisela Weisweiler, die Witwe des einstigen Fußballtrainers Hennes Weisweiler, gehörten der Delegation an. Weisweiler hatte dafür gesorgt, dass 1970 das erste Spiel einer deutschen Fußballmannschaft in Israel nach dem Holocaust angepfiffen wurde.
Ministerpräsident Armin Laschet sagte: »Kein anderes Land pflegt so kontinuierliche, so enge und freundschaftliche Beziehungen zu Israel wie Nordrhein-Westfalen. Das neue Büro in Tel Aviv wird die zahlreichen Aktivitäten unseres Landes in Israel bündeln, unser Land vor Ort präsenter machen und neue Ideen für die Zusammenarbeit entwickeln. Es soll auch zu einem Begegnungsort für Wirtschaft, Bildung, Forschung und Kultur werden. Zugleich ist die Einrichtung ein klares Signal der Wertschätzung an unsere Freunde in Israel.«
Für Nordrhein-Westfalen ist es das einzige Büro im Ausland mit diesem umfassenden Auftrag.
mesusa Für Nordrhein-Westfalen ist es das einzige Büro im Ausland mit diesem umfassenden Auftrag. »Und mir war es besonders wichtig, dass es in Israel entsteht.« Laschet erzählte davon, dass kurz zuvor die Mesusa von einem Rabbiner gesegnet wurde: »Das Büro eines deutschen Bundeslandes erhält einen jüdischen Segen in Israel – welch große Freude.« Und auch hier betonte er seine Verpflichtung, Antisemitismus zu begegnen. »Dafür müssen wir immer neue Impulse für unser Zusammenleben geben.«
Einer dieser Anstöße war das Treffen zwischen den beiden Enkeln des legendären israelischen Staatsgründers David Ben Gurion und dem Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, der denselben Namen trägt. 1960 hatten sich die beiden Politiker im Hotel Waldorf Astoria in New York getroffen. »Es war der erste diplomatische Kontakt zwischen den beiden und ein historisches Treffen«, erinnerte der Ministerpräsident. »Und ihre Enkel treffen sich heute hier – was für ein schönes Zeichen für diesen Tag.«