Busse

Netanjahus Nein zum »Hintensitzen«

Foto: Flash 90

Premierminister Benjamin Netanjahu hat sich mit ungewöhnlich klaren Worten gegen die Diskriminierung säkularer Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln geäußert. Am Montag forderte er die Bestrafung von Personen, die Frauen benachteiligen, nachdem es in den vergangenen Tagen zu einigen Vorfällen in Israel gekommen war.

GESETZ »Der Staat Israel ist ein freies Land, in dem niemand Beschränkungen für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel vorgibt und in dem niemand vorschreibt, wo er oder sie sitzen wird«, machte er klar. »Wer das tut, verstößt gegen das Gesetz und sollte bestraft werden.«

Verkehrsministerin Miri Regev, Koalitionsmitglied und Netanjahu-Vertraute, bekräftigte seine Worte. Auch sie wolle »keine Toleranz gegenüber diesem Phänomen« und sagte, dass jeder Fall der Diskriminierung von Passagierinnen in Bussen streng behandelt werden sollte».

Sie fügte hinzu, dass zwei Fahrer wegen der jüngsten Vorfälle suspendiert worden seien, bis die Ermittlungen abgeschlossen werden. «Ich stelle noch einmal klar: Es wird keinen Ausschluss von Frauen im öffentlichen Nahverkehr geben. Punkt».

KLEIDUNG Die Verurteilungen durch die Politiker erfolgten einen Tag, nachdem ein Busfahrer einer Gruppe Teenager-Mädchen befohlen hatte, hinten zu sitzen und sich wegen ihrer angeblich unanständigen Kleidung zu bedecken. Sie trugen kurze Jeans und T-Shirts im israelischen Sommer.

In einer Videoaufzeichnung des Vorfalls, der sich auf der Linie 885 des Nateev Express von Aschdod nach Kfar Tavor ereignete, ist zu hören, wie der Fahrer die Beschwerden der Mädchen zurückweist, als ihm eines sagte, sie fühle sich von seinem Verhalten gedemütigt.

«Es wird keinen Ausschluss von Frauen im öffentlichen Nahverkehr geben. Punkt.»

verkehrsministerin miri regev

«Genug mit diesem Unsinn, du hast keine religiösen Menschen zu Hause. Du lebst in einem Kibbuz, losgelöst von der Welt. Du bist aber in einem jüdischen Staat und musst die hier lebenden Menschen respektieren», hört man den Fahrer sagen. «Dass du in einem Kibbuz lebst und so aufgewachsen bist, tut mir für dich leid», so der Mann weiter. Den mitfahrenden Jungen, die mit den Mädchen befreundet sind, befahl er, vorn im Bus zu sitzen.

MÄNNER Zwei ähnliche Vorfälle hatten sich die Woche zuvor in Aschdod ereignet. Dort weigerte sich ein Fahrer, eine Frau zu befördern, weil dieser Bus angeblich nur für ultraorthodoxe Männer bestimmt sei. In Tel Aviv beschimpfte ein Fahrer eine Passagierin, weil sie ein Tanktop trug.

Einige sogenannte Mehadrin-Busse (streng koscher), die eine Geschlechtertrennung erzwangen, um charedische Passagiere von A nach B zu fahren, in denen Männer im vorderen Teil und Frauen hinten sitzen mussten, waren in Israel früher im Einsatz. 2011 entschied der Oberste Gerichtshof, dass dies gegen den Gleichheitsgrundsatz verstößt und verbot die Praxis.

FRAGE Ebenfalls am Sonntag berichtete die Schoa-Überlebende Tzefi Erez aus Givatajim im öffentlich-rechtlichen Sender Kan, dass ein Busfahrer sie wiederholt ignoriert habe, als sie ihn fragte, ob sie sich in der richtigen Linie befinde.

Als der Ehemann der Frau den Fahrer schließlich fragte, warum er ihr nicht antwortete, gab dieser an, dass er es ablehne, mit Frauen zu sprechen. «Ich war zutiefst verletzt. Ich bin eine Holocaust-Überlebende», so die 88-jährige Erez im Fersehen. «Ich habe genug gelitten. Ich bin in den Staat Israel gekommen und plötzlich fühle ich, dass ich im Iran bin. Morgen werden sie mir sagen, ich soll mein Gesicht bedecken.»

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Gesellschaft

»Hamas hält letzte Geisel als Faustpfand«

Anti-Regierungsproteste lösen die wöchentlichen Kundgebungen zur Befreiung der Geiseln ab

von Sabine Brandes  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Gaza

Clanchef und Hamas-Gegner Abu Shabab ist tot

Der Milizanführer Yasser Abu Shabab sei am Wochenende bei einem »internen Streit« erschossen worden, heißt es

von Sabine Brandes  07.12.2025

Geschichte

Heimat für die Jeckes

Das »Museum des deutschsprachigen jüdischen Erbes« bekommt an der Universität Haifa ein neues Zuhause

von Sabine Brandes  07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Israel

Herzog: Israel entscheidet selbst über Netanjahu-Begnadigung

US-Präsident Trump hat wiederholt eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten israelischen Regierungschefs Netanjahu gefordert. Israels Staatspräsident Herzog hat eine klare Meinung dazu

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert