Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bereitet eine Reise nach Kairo vor, um dort ein weitreichendes Abkommen über die Lieferung von Erdgas an Ägypten zu unterzeichnen. US-Diplomaten seien in den vergangenen Tagen eng in die Planung eingebunden, berichten die »Times of Israel« unter Berufung auf eine hochrangige amerikanische Quelle.
Demnach soll Netanjahu bei dem geplanten Besuch mit Präsident Abdel-Fattah al-Sissi zusammentreffen – ein Treffen, das er als historischen Schritt darstellen wolle. Beobachter sehen darin auch den Versuch, sich kurz vor den nächsten Wahlen einen außenpolitischen Erfolg zuzuschreiben und innenpolitischen Kontroversen die Schlagkraft zu nehmen. Aus dem Umfeld des Premierministers kam zunächst ein Dementi.
Israels Botschafter in den USA, Jechiel Leiter, spielt laut dem Bericht eine zentrale Rolle bei den Vorbereitungen. Er koordiniere sowohl mit Washington als auch mit arabischen Staaten, nachdem der bisherige Stratege Ron Dermer sein Amt niedergelegt hatte. Für Netanjahu wäre es die erste offizielle Visite in Ägypten seit 15 Jahren.
Innenpolitisch umstritten
Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind seit Beginn des Gaza-Krieges belastet. Es gab zwei Jahre lang keine direkten politischen Kontakte, abgesehen von sicherheitsrelevanter Zusammenarbeit der Geheimdienste. Streitpunkte sind unter anderem die Lage am Grenzübergang Rafah, der Umgang mit geflüchteten Palästinensern sowie mögliche ägyptische Beiträge zu einer internationalen Stabilisierungstruppe für Gaza. Zuletzt sorgten auch Schmuggelversuche mit Drohnen für zusätzlichen Ärger.
Im Zentrum der geplanten Reise steht ein langfristiger Gasvertrag im Umfang von rund 35 Milliarden Dollar. Während beide Staaten wirtschaftlich profitieren würden, ist der Deal innenpolitisch umstritten. Energieminister Eli Cohen bremst bislang: »Ich werde Netanjahu kein Abkommen unterschreiben lassen, bevor alle Details geklärt sind, einschließlich der sicherheitspolitischen Differenzen mit den Ägyptern«, sagte er der Times of Israel.
Netanjahu hingegen sieht in dem Projekt die Chance, nach dem Krieg außenpolitische Handlungsfähigkeit zu demonstrieren und seinen Anspruch zu untermauern, Israels Energiepotenzial langfristig für die Staatsfinanzen nutzbar zu machen. ja