Israel

Netanjahu: »Es gibt keine Politik des Aushungerns«

Palästinenser aus Gaza tragen am Sonntag Säcke mit Nahrungsmitteln zu ihren Unterkünften. Foto: picture alliance / NurPhoto

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich am Wochenende erneut gegen die zunehmende internationale Kritik an Israel in Zusammenhang mit der humanitären Lage im Gazastreifen gewehrt. Bei einer christlich-evangelikalen Konferenz in Jerusalem bestritt er Vorwürfe, denen zufolge Israel die dortige Bevölkerung aushungert – und wandte sich mit scharfen Worten gegen die Vereinten Nationen.

»Es gibt keine Politik des Aushungerns – und es gibt keinen Hunger in Gaza«, sagte Netanjahu. Ohne Israels Hilfslieferungen »gäbe es keine Bewohner mehr«. Israel habe seit Kriegsbeginn im Oktober 2023 etwa 1,9 Millionen Tonnen humanitäre Hilfe in das Küstengebiet gelassen – eine Menge, die Netanjahu zufolge dem internationalen Recht entspricht. Im Juli haben der zuständigen Behörde COGAT zufolge bisher 1684 Lkw rund 34.000 Tonnen Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht.

Der israelische Regierungschef warf internationalen Organisationen vor, Hilfslieferungen bewusst zu verzögern. Die Vereinten Nationen hätten »Ausreden erfunden«, um Hilfen nicht hinter die Kampfzonen zu bringen – obwohl es sichere Korridore gegeben habe. In diesem Zusammenhang kündigte Netanjahu die formale Einführung täglicher »humanitärer Pausen« an, in denen die Kampfhandlungen für zehn Stunden ausgesetzt werden sollen, damit Hilfsgüter verteilt werden könnten. »Die UN hat jetzt keine Ausreden mehr«, sagte er. »Hört auf, Israel absichtlich der Lüge zu bezichtigen.«

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UN: Versorgung unzureichend

Die Vereinten Nationen und unabhängige Hilfsorganisationen sehen das anders: Es seien zwar zuletzt wieder mehr Transporte genehmigt worden, doch sei die Versorgung nach wie vor unzureichend. Immer wieder komme es zu gewaltsamen Zwischenfällen bei der Verteilung.

Bei einem Besuch der Luftwaffenbasis Ramon in der Negev-Wüste erklärte Netanjahu am Sonntag: »Wir werden die Hamas eliminieren. Auf jedem Weg, den wir gehen, müssen wir weiterhin das Allernötigste an Hilfsgütern hineinlassen.«

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Auch der Sprecher der israelischen Armee, Brigadegeneral Effie Defrin, äußerte sich am Wochenende zur humanitären Lage in Gaza. Im Rahmen einer Pressekonferenz wies er die Verantwortung für die Lage der Zivilbevölkerung in Gaza zurück. Israel tue mehr für die Menschen in Gaza als die Hamas, sagte er. Letztere beschlagnahme Hilfsgüter, verstecke sie in Tunneln und verbreite gezielt Propaganda über eine angebliche Hungerkatastrophe.

Angeblich verhungerndes Kind

»Die Bilder aus Gaza sind schwer zu ertragen«, räumte Defrin ein. Doch sie seien Teil einer Kampagne. Israel halte sich an das Völkerrecht. »Wir kümmern uns mehr um die Ernährung der Bevölkerung als die Hamas es tut«, so der Armeesprecher.

Bilder eines angeblich wegen der israelischen Hilfsgüter-Politik verhungernden Kindes verbreiten sich seit Tagen in sozialen Medien. Bei dem Jungen handelt es sich um Osama Al-Rakab, der Gaza allerdings mit seinen Eltern verließ, um sich in Italien einer Behandlung gegen Mukoviszidose zu unterziehen. Sein körperlicher Zustand wird durch die Krankheit verursacht, wie aus einem Bericht des »Libero Quotidiano« und anderen italienischen Medienbeiträgen hervorgeht.

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Am Donnerstag hatte Israel internationale Journalisten zu einem Lagerplatz in Gaza gebracht, auf dem Tausende Tonnen Hilfsgüter auf Abholung durch die UN warteten. Der Vorwurf, Israel lasse die Einfuhr von Nahrungsmitteln nicht zu – oder verhindere den Import von ausreichenden Mengen –, wurde dadurch entkräftet.

Die Hamas, die den aktuellen Krieg am 7. Oktober 2023 mit Massakern und Geiselnahmen in Israel sowie Raketenattacken gegen den jüdischen Staat begann, weigert sich weiterhin, die 50 verbleibenden Geiseln freizulassen, von denen nur noch 20 am Leben sein sollen. Die Geiseln werden von den Terroristen ausgehungert und gefoltert, wie aus Berichten ehemaliger Verschleppter hervorgeht, die im Rahmen von Vereinbarungen mit den Geiselnehmern der Hamas freikamen. Viele Menschen wurden in Geiselhaft ermordet.

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