Fernsehinterview

»Mutige Aussagen«

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Foto: Flash 90

Die Schlagzeilen zum Wochenbeginn in Israel beherrschen einmal nicht der heimische oder US-amerikanische Wahlkampf, sondern einer, der schon fast aus den Nachrichten verschwunden war: Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. In einem Interview mit Kanal 2 des israelischen Fernsehens gab er sich versöhnlich und betonte, er werde keine dritte Intifada erlauben. Allen voran Verteidigungsminister Ehud Barak und Präsident Schimon Peres lobten ihn für seine »mutigen Aussagen«. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu indes ist der Überzeugung, dass es nichts als leere Versprechen seien.

Seine Worte reflektierten nicht seine Taten, sagte der Regierungschef. »Es geht nur darum, die israelische Öffentlichkeit in die Irre zu führen.« Zur Eröffnung der Kabinettssitzung erklärte er, dass er persönlich bereit wäre, noch heute an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nur hier könnten Abbas’ wirkliche Absichten erkannt werden.

Safed Abbas hatte am Freitag vor laufenden Kameras erklärt, er wolle die Friedensgespräche mit Israel wiederaufnehmen. Er sagte auch, dass er gern in seine Geburtsstadt Safed in Obergaliläa zurückkehren würde – jedoch lediglich als Tourist, da sich Safed in Israel befinde. »Ich glaube, dass die Westbank und Gaza Palästina sind. Der Rest ist Israel. Jetzt und für immer.« Zudem betonte er, es werde keine dritte Intifada geben, solange er an der Macht sei.

Peres bezeichnete seinen Amtskollegen daraufhin als »echten Partner für den Frieden«. Auch Barak zeigte sich von den versöhnlichen und »eindeutigen Tönen« beeindruckt. Gleichzeitig kritisierte er das Verhalten von Netanjahu und Außenminister Avigdor Lieberman gegenüber der palästinensischen Autonomiebehörde scharf. »Die jetzige Regierung hat viel zu wenig getan, um den Frieden voranzubringen.« Barak machte jedoch auch klar, dass Abbas »nicht perfekt sei« und erklärte, dessen kategorisches »Nein« zu jeglicher jüdischer Bautätigkeit im Westjordanland sei ein großes Hindernis bei den Friedensgesprächen.

Israels Außenminister erklärte am Sonntag im Armeeradio, dass seiner Meinung nach Abbas’ Worte einzig dazu dienten, der israelischen Linken bei den kommenden Knessetwahlen zu helfen. »Das sind Abbas’ Alliierte in unserem Land.«

Proteste Innerhalb der palästinensischen Gebiete sorgte das Interview für einen Aufruhr. Tausende strömten am Freitag nach der Ausstrahlung auf die Straßen der Westbank und Gaza, um dagegen zu protestieren. Kurz darauf revidierte Abbas einige seiner Sätze in der ägyptischen Zeitung Al-Hayyat: »Was ich über Safed gesagt habe, gilt für mich persönlich. Es ist nicht politisch zu verstehen und heißt nicht, dass ich das Rückkehrrecht für die palästinensischen Flüchtlinge aufgebe«.

Abbas regiert im Westjordanland, die Hamas im Gazastreifen. Deren Anführer Mahmoud Al-Zahar meinte, dass Abbas lediglich versuche, seinen Hals zu retten. »Er hat Angst, dass er so endet wie Arafat – vergiftet –, wenn er auf einer dritten Intifada besteht. So rettet er vielleicht sein Leben, aber er läuft Gefahr, seinen Ruf zu ruinieren.«

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025

Geisel-Deal

»Ein Schimmer der Hoffnung, aber wir bleiben vorsichtig«

In Doha sollen heute wohl letzte offene Fragen geklärt werden, während immer mehr Details über den möglichen Deal zwischen Israel und Hamas bekannt werden

 14.01.2025

7. Oktober

Einigung auf Geisel-Deal zum Greifen nahe 

Ein Drei-Stufen-Plan sieht Medien zufolge die Freilassung von Geiseln sowie palästinensischen Häftlingen vor. Das Weiße Haus gibt sich optimistisch, dass bald ein Deal stehen könnte

von Julia Naue  13.01.2025 Aktualisiert

Vermisst

Er hat sein Baby noch nie gesehen

Sagui Dekel-Chen wurde aus Nir Oz verschleppt

von Sabine Brandes  13.01.2025

Medienbericht

Hamas soll Antwort auf Vorschlag für Geisel-Deal gegeben haben

Die Terrororganisation habe keine Einwände eingereicht, berichtet ein saudisches Medium. Israelische Regierungsvertreter dementieren den Bericht

 13.01.2025 Aktualisiert

Nahost

Ringen um Geisel-Deal vor Trumps Vereidigung

Vermittler bemühen sich um eine Waffenruhe in Gaza sowie die Freilassung von Geiseln des palästinensischen Terrors. Gelingt vor dem 20. Januar ein Durchbruch?

 13.01.2025

»Israelphobie«

Elefant im diskursiven Raum

In seinem Buch analysiert Jake Wallis Simon, Herausgeber des »Jewish Chronicle«, den Hass auf den jüdischen Staat

von Ralf Balke  12.01.2025

Anti-Terror Kampf

20 israelische Jets gegen Huthi-Stellungen

Mit dem Angriff auf zwei Häfen und ein Kraftwerk reagiert Israel auf die permanenten Attacken aus dem Jemen

von Sabine Brandes  12.01.2025