Eine Bibelhandschrift aus dem 14. Jahrhundert ist ab sofort in der israelischen Nationalbibliothek in Jerusalem zu sehen. Die sogenannte Schem-Tov-Bibel sei ein »monumentales Werk biblischer, künstlerischer, masoretischer und kabbalistischer Gelehrsamkeit« heißt es in einer Mitteilung der Bibliothek.
Die Handschrift stammt von dem jüdischen Gelehrten Rabbiner Schem Tov Abraham Ibn Gaon und entstand in Spanien. Sie spiegele »die intellektuelle und spirituelle Vitalität des sephardischen Judentums jener Zeit wider«, so die Bibliothek. Einzigartig sei die Kreuzung von jüdischer Mystik (Kabbala), Bibelüberlieferung (Masora) und jüdischer Kunst. Die Handschrift sei eine wichtige Quelle für das Studium jüdischer Text- und Kunsttraditionen insbesondere Spaniens. Unter anderem verweisen Anmerkungen in der Handschrift laut der Bibliothek auf verlorene Dokumente und böten die Möglichkeit, »Traditionen zu studieren, die aus den historischen Aufzeichnungen fast verschwunden sind«.
Auch christliche Inspiration
Besonders sei auch die künstlerische Ausstattung der Bibel. Arkaden, gotische Bögen und Vogel- sowie Tiermotive verwiesen auf die islamische und christliche Bildsprache der damaligen Zeit als Inspiration.
Der Künstler der Bibelhandschrift ließ sich laut Bibliothek 1315 im Land Israel nieder. Auch nach dem Tod Ibn Gaons 1330 sei das Werk mehrere Jahrhunderte im Nahen Osten verblieben. Im 17. Jahrhundert kam die Handschrift demnach nach Nordafrika, wo man ihr mystische Kräfte zugeschrieben habe.
Am Ende versteigert
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Bibel durch einen jüdischen Sammler erworben und kam nach London. Nach weiteren Besitzern wurde sie 2024 durch das britische Auktionshaus Sotheby’s versteigert. Die neuen Besitzer stellten das wertvolle Stück der Jerusalemer Nationalbibliothek als Dauerleihgabe zur Verfügung. Laut Mitteilung soll die Handschrift digitalisiert und der Weltöffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. kna