Während immer mehr Israelis auswandern wollen, sehen sie sich in europäischen Ländern und den USA mit schärferen Bedingungen zum Erwerb einer neuen Staatsbürgerschaft konfrontiert. Das berichtet die israelische Zeitung »Haaretz« (online Mittwoch). Als Gründe nannte das Blatt das Erstarken rechter Regierungen und eine Reaktion auf zurückliegende Flüchtlingswellen.
Laut Zahlen des Wissenschaftlichen Dienstes des israelischen Parlaments, auf die sich »Haaretz« bezieht, verließen von 2020 bis 2024 mehr Israelis das Land, als einwanderten. 2022 waren es demnach 59.400 Emigranten, 44 Prozent mehr als im Vorjahr; 2023 gab es einen Zuwachs um 39 Prozent auf 82.800 Auswanderer. Mit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober 2023 seien die Ausreisen nochmals gestiegen.
Zugleich verschärften sich die Voraussetzungen für die Einbürgerung in den Zielländern. Dazu zählten dem Bericht zufolge etwa höhere Sprachanforderungen in Rumänien und eine von fünf auf zehn Jahre erhöhte Aufenthaltsfrist in Portugal. In Polen sei der Einbürgerungsprozess längerwierig und teurer geworden. Manche Staaten schränkten auch die Vergabe von »Goldenen Visa« ein, die eine Aufenthaltsgenehmigung an Investitionen knüpfen.
Weg nach Deutschland bleibt offen
In Deutschland sind von strengeren Einbürgerungsregeln laut der Zeitung kaum Israelis betroffen, da sich die meisten auf ein Rückkehrrecht aufgrund ihrer Familiengeschichte berufen können.
Mit Blick auf die USA gebe es seit Kriegsbeginn mehr Anfragen von israelischen Eltern, die ihre US-Staatsbürgerschaft auf ihre Kinder übertragen wollten, sagte ein mit Auswanderungen befasster Anwalt der Zeitung. Viele wollten einen »alternativen Plan« haben. Auch Anträge auf die Green Card, eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, hätten um 20 bis 25 Prozent zugenommen. - Auf Berichte von Antisemitismus und eine wachsende Verunsicherung von Juden in vielen Ländern ging der Beitrag nicht ein.