Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Entmannung
An der Jerusalemer Klagemauer gibt es zu viele Katzen. Jedenfalls fühlen sich Besucher durch die Taschentiger gestört, etwa wenn sie bei Staatszeremonien über den feierlich ausgeleuchteten Mauervorplatz streichen. Jetzt will die Stadtverwaltung Hunderte von Westmauer-Katzen und -Katern einfangen und sterilisieren beziehungsweise kastrieren, um das Problem künftig einzudämmen. Anschließend sollen auch andere Heiligtümer von der Katzenplage befreit werden, darunter die Grabeskirche und die Via Dolorosa. Das Vorhaben findet die Zustimmung von Tierschutzorganisationen: Sie fordern umfassende Empfängnisverhütung für Straßenkatzen und -hunde, und zwar nicht nur an heiligen Orten, weil die meisten Jungtiere mangels Essen und Betreuung verenden.

enkel
Israels Gründungsväter waren redlicher als ihre Enkel. Das glauben jedenfalls die Israelis. Bei einer repräsentativen Umfrage wurden die Teilnehmer gebeten, jeden bisherigen Ministerpräsidenten als korrupt einzustufen oder ihn von diesem Verdacht freizusprechen. Das Ergebnis: Nur 2,2 Prozent der Be-
fragten glauben, dass David Ben Gurion korrupt war. Dem alten Kämpfer Jitzchak Schamir wurde dieser Makel sogar von nur 0,8 Prozent der Teilnehmer vorgeworfen, während es bei Schimon Peres 2,9 Prozent und bei Jitzchak Rabin 3,7 Prozent waren. Dagegen halten 17,8 Prozent den heutigen Regierungschef Benjamin Netanjahu für korrupt. Der »Sieger« aller Zeiten ist aber Netanjahus heute wegen Betrugs vor Gericht stehender Amtsvorgänger Ehud Olmert: Bei ihm sahen 52 Prozent der gefragten Bürger den Tatbestand der Bestechlichkeit als gegeben an.

Erfolg
In letzter Zeit war Netanjahu mit Jerusalem beschäftigt. Die Rede ist nicht von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu – obwohl die jüngste Jerusalem-Krise auch ihm viel Aufmerksamkeit abverlangte –, sondern von seinem jüngeren Sohn, dem 16-jährigen Awner Netanjahu. Der Spross gehört nämlich zu den vier Siegern des landesweiten Tanach-Wettbewerbs, dessen Fragen in diesem Jahr ausschließlich diejenigen Stellen der hebräischen Bibel betrafen, die sich mit der Heiligen Stadt befassen. Papa Bibi war mächtig stolz, bekannte aber bescheiden, er selbst hätte nur zwei der seinem Sohn gestellten Fragen richtig zu beantworten gewusst.

Essen
Immer mehr Nahrungsmittel werden in Israel auch in der Variante »koscher für Pessach« angeboten, also ohne Zutaten, die Gesäuertes enthalten. Waren seinerzeit allenfalls Kartoffelchips als Pessach-Knabberzeug verfügbar, ist es heute auch Salzgebäck und vieles andere. Nun aber fürchten die Kaschrut-Behörden, dass der eine oder andere Verbraucher im Vorfeld des Festes aus Versehen zu einem chamezhaltigen Produkt greift und dieses über Pessach zu sich nimmt. Deshalb fordern sie von den Herstellern, chamezfreie Produkte nicht nur entsprechend zu beschriften, sondern auch, sie in Verpackungen mit unverwechselbarem Pessach-Design abzufüllen.

Ehebruch
Hightech-Mitarbeiter suchen immer nach dem Neuen. Und zwar nicht nur im Beruf, sondern, wie es scheint, auch im Privatleben. Wie eine Erhebung der Tel Aviver Anwaltskammer ergab, sind Seitensprünge in der Branche häufiger als in anderen Berufen. Rund 40 Prozent aller durch Ehebruch in Gang gesetzten Scheidungen entfallen auf Hightech-Familien – ein Mehrfaches ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung. Als Hauptgrund für das häufige Scheitern der Hightech-Ehen machen Experten die langen, bis in die Nacht hineinreichenden Arbeitstage aus, die eine echte Lebensgemeinschaft oft verhindern.

Eindruck
Der Hauptmann von Köpenick hätte es nicht besser gekonnt. Jahrelang gab sich ein israelischer Bürger als »Kommandeur der Nato-Truppen in Israel« aus. Mit Hilfe einer nachgemachten Uniform, gefälschter Ausweise, eines Geländewagens mit (gefälschtem) Diplomatenkennzeichen und einer täuschend echten M-16 aus Plastik schindete der Mann Eindruck, brachte »Spenden« auf und bezauberte eine um ein Jahrzehnt jüngere Israelin so sehr, dass sie ihn ehelichte. Dann aber platzte die Maskerade. Der angebliche Nato-Offizier, der in Wirklichkeit nicht einmal in der israelischen Armee gedient hat, wurde verhaftet. Nach dem ersten Verhör erklärte ein mit dem Fall befasster Vernehmungsbeamter mit widerwilliger Anerkennung, der Hochstapler sei so überzeugend, dass man ihm selbst

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

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Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Wie nur konnte der 7. Oktober geschehen? Nach Armee und Geheimdienst setzt nun auch die Regierung eine Kommission zur Untersuchung der politischen Versäumnisse ein

von Sabine Brandes  19.11.2025

Hamburg

Block-Prozess: Israelischer Firmenchef vernommen

Die Block-Kinder sollen an Silvester 2023/24 von einer israelischen Sicherheitsfirma aus der Obhut ihres Vaters entführt worden sein. Nun hat der Firmenchef bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt

von Bernhard Sprengel, Sebastian Engel  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025