Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Oberrabbiner Mordechai Eliyahu Foto: Flash 90

Abschied
Am Montag dieser Woche verstarb der frühere sefardische Oberrabbiner Israels, Mordechai Eliyahu. Er wurde 81 Jahre alt. Eliyahu galt als einer der geistigen Führer der religiöszionistischen Bewegung, war unter Aschkenasen wie

Sefarden gleichermaßen anerkannt. Er wurde 1929 in Jerusalem geboren, 1983 zum Oberrabbiner ernannt und hatte diese Position bis 1993 inne. Tausende gaben ihm auf dem Weg vom Jerusalemer Stadtviertel Kiryat Moshe zum »Har Hamenuchot«-Friedhof am Montagabend das letzte Geleit.

Anwälte

Der jüdische Traum vom Anwaltsberuf stirbt in Israel nicht aus. Trotz eines geradezu grotesken Überangebots produzieren Universitäten und vor allem nichtuniversitäre Fachakademien immer mehr Rechtsbeistände. Inzwischen, so die neueste Berufsstatistik, ist einer von 170 Israelis ein Rechtsanwalt. Nach Ende des zur Neige gehenden Studienjahres wird es sogar einer von 163 sein. Das ist Weltrekord und deutlich mehr – nach all den amerikanischen Fernsehserien, die in Anwaltskanzleien spielen, mag man es gar nicht glauben – als in den USA, wo ein Anwalt immerhin 272 Bewohner betreut. Die Briten begnügen sich mit einem Anwalt pro 400 Einwohnern, in Japan steht das Verhältnis gar bei eins zu 8.000. Die größte Anwaltsdichte herrscht übrigens in Tel Aviv, wo drei von einhundert Stadtbewohnern eine Anwaltsrobe im Schrank haben.

Amtseignung
Frauen-Power? Bloß nicht. Nach Meinung des Stadtrabbiners der West-Bank-Siedlung Elon More, Eljakim Lewanon, dürfen Frauen in keine öffentlichen Ämter gewählt werden. Deshalb hat der Schriftgelehrte Bewohnerinnen des Ortes auch gedrängt, sich nicht für die neu zu besetzende Position des Stadtvorstehers zu bewerben. Frauen, so der Rabbiner, dürfen nämlich keine Macht ausüben. Mit seiner These stieß Lewanon, der der nationalreligiösen und nicht der ultraorthodoxen Strömung angehört, unter seinen Schäfchen durchaus auf Widerspruch. Die Siedleraktivistin Daniela Weiss – selbst religiös und ehemalige Stadtvorsteherin der Ortschaft Kedumim – erinnerte ihn daran, dass Frauen bereits in der Antike Prophetinnen waren und herausragende Positionen innerhalb des jüdischen Volkes inne hatten.

Abgaben
Unter dem Druck der Moderne sind bisher drei Viertel der 262 israelischen Kibbuzim vom Gleichheitsprinzip abgerückt und zahlen ihren Mitgliedern nach Rang und Leistung gestaffelte Gehälter. Viele Kollektivdörfer haben ihre Betriebe an gewerbliche Investoren verkauft und die dabei erzielten, zum Teil hohen Gewinne unter den Mitgliedern aufgeteilt. Auch der Wohnungsbesitz wurde weitgehend privatisiert. Jetzt melden sich die Finanzämter zu Worte und brummen den Vermögenden unter den Genossen, die nunmehr über hohes Einkommen, ein Eigenheim und Geldanlagen verfügen, gesalzene Steuerbescheide auf. Die Kibbuzverwaltungen wurden angewiesen, genauen Aufschluss über die Lohn- und Eigentumsverhältnisse der Mitglieder zu geben. Wie man weiß, hat der Kapitalismus eben auch seine Schattenseiten.

Aschenbecher
Schon mal am Tel Aviver Strand auf eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe getreten? Jetzt soll damit Schluss sein. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung will eine Bürgerinitiative die Strandraucher mit Einweg-Aschenbechern ausstatten, die sie beim Verlassen des Strandbereiches in einen Mülleimer werfen können. Laut einer von den Initiatoren durchgeführten Umfrage wird die neue Entsorgungsalternative auch von den meisten Rauchern begrüßt. Schließlich finden auch sie die Kippen unattraktiv – wenn jemand anders sie im Sand vergraben hat. Falls sich das Pilotprojekt bewährt, sollen weitere Küstenstädte zum Mitmachen bewogen werden. Eine zweifelsohne begrüßenswerte Aufwertung des Strandvergnügens.

Autos
Dafür, dass Israel keine eigene Automobilindustrie hat, ist das kleine Land im Bereich der Kfz-Technologie sehr rührig, und zwar nicht nur bei der Einführung elektrischer Pkw oder bei elektronischen Fahrerhilfssystemen. Wie jetzt bekannt wurde, interessiert sich der französische Kfz-Hersteller Peugeot für den von der israelischen Firma NewH konzipierten neuartigen Wasserstoffmotor. Dabei wird der Wasserstoff bedarfsgerecht aus einer besonderen Lösung gewonnen und zeitpunktgenau in die Treibstoffzelle eingespeist. Dadurch wird der Explosionsgefahr vorgebeugt. Wenn die praktische Entwicklungsphase positiv verläuft, will Peugeot bereits Mitte des kommenden Jahres ein mithilfe der israelischen Technologie gebautes wasserstoffbetriebenes Auto vorstellen.

Askese
Der Knessetabgeordnete Karmel Schama will das gesetzliche Mindestalter für den Geschlechtsverkehr von 14 auf 16 Jahre anheben. Nun gibt es eine Reihe von Ländern, in denen Sex unter 16 untersagt ist, doch wird der Vorschlag gerade in Israel weitgehend irrelevant sein. Religiöse Juden sowie eine fromme beziehungsweise traditionelle Mehrheit der Araber halten sich mit dem intimen Beisammensein auch ohne Gesetz bis zur Eheschließung zurück. Unter der weltlich-jüdischen Jugend dagegen wartet der Großteil jetzt schon nicht allzu lange auf Sex. Schätzungen zufolge haben mehr als jeder zweite weltliche Jüngling und vier von zehn gleich gesinnten Backfischen bereits vor dem 16. Geburtstag voll ausgewachsene sexuelle Erfahrungen gemacht. Ob sich das per Ukas ändern lässt, darf man – von der Nachweisproblematik ganz zu schweigen – bezweifeln.

Korruption

Wie geht es weiter im Prozess gegen Netanjahu?

Während sich Premier Netanjahu auf neue Anhörungen vorbereitet, kritisiert der Generalstaatsanwalt einen neuen Gesetzesentwurf, der es der Koalition ermöglichen würde, den Prozess gegen den Premier unendlich zu verzögern

 26.10.2025

Nahost

Ist der Krieg wirklich vorbei?

Während Experten in Israel Bedenken äußern, ob das Gaza-Abkommen umgesetzt werden kann, zeigen sich die Amerikaner vom Erfolg überzeugt

von Sabine Brandes  26.10.2025

Waffenstillstand

»Hotel Hamas« mit 5 Sternen

Aus israelischer Haft freigelassene Terroristen sollen neben ahnungslosen Touristen in ägyptischer Luxusherberge urlauben

von Sabine Brandes  26.10.2025

Waffenruhe

Trump warnt Hamas: »Ich beobachte das sehr genau«

Zwei Wochen nach Inkrafttreten der Waffenruhe befinden sich noch immer Leichen von Geiseln in Gaza. Trump droht nun der Hamas. Die sieht sich weiterhin als Machtfaktor

 26.10.2025

Tel Aviv

Rubio: Israel muss sich mit Gaza-Friedenstruppe wohlfühlen

Eine internationale Friedenstruppe soll im Gazastreifen für Sicherheit sorgen. Bei einem Besuch des US-Außenministers in Israel wird klar, dass es auch in dieser Frage Hürden zu überwinden gibt

 24.10.2025

Jerusalem

Marco Rubio über Gaza-Deal: »Wir machen gute Fortschritte«

Nach Vizepräsident Vance hat sich auch der US-Außenminister mit Ministerpräsident Netanjahu getroffen. Ihm zufolge hat der Friedensplan für Präsident Trump »oberste Priorität«

 24.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  24.10.2025

Israel

Eingeschränkte Einsatzfähigkeit: Armee braucht dringend Geld

Laut Armeeführung reichen die aktuellen Bestände, Produktionskapazitäten und logistischen Reserven nicht aus, »um eine längere militärische Konfrontation zu tragen«

 24.10.2025

Geiseldeal

Israel: Hamas könnte zehn Geisel-Leichname übergeben

Die Terroristen nutzen die Waffenruhe israelischen Geheimdiensten zufolge bisher, um wieder aufzurüsten

 24.10.2025