Eklat

Lieberman zurückgetreten

»Was wir jetzt tun, ist der Kauf von Ruhe ohne einen langfristigen Plan«: Avigdor Lieberman Foto: Flash90

Verteidigungsminister Avigdor Lieberman ist am Mittwoch zurückgetreten. Als Grund nannte er »die Kapitulation vor dem Terror«. Lieberman ist der Auffassung, dass die israelische Regierung sich nicht auf ein Waffenstillstandsabkommen mit der Hamas hätte einlassen dürfen. Er rief zu Neuwahlen auf.

Am Dienstag hatte Jerusalem einer Waffenruhe mit der Hamas zugestimmt. Die Mitglieder des Sicherheitskabinetts hätten sich dafür ausgesprochen, hieß es. Die Hamas und andere Terrororganisationen hatten zuvor innerhalb von zwei Tagen mehr als 450 Raketen aus dem Gazastreifen auf israelisches Kernland abgefeuert.

Die Armee hatte mit mehr als 160 Vergeltungsschlägen auf die Infrastruktur der Hamas im Gazastreifen geantwortet. Nicht genug, wie Lieberman meint. Die militärische Antwort Israels sei mehr als mangelhaft gewesen. Es handelte sich bei der jüngsten Auseinandersetzung um die größte Eskalation seit 2014.

PREIS »Was wir jetzt tun, ist der Kauf von Ruhe ohne einen langfristigen Plan«, sagte Lieberman. »Doch wir zahlen dafür einen zu hohen Preis.« Er kritisierte Premierminister Benjamin Netanjahu und andere Kabinettsminister direkt. Er habe sich außerdem dagegen ausgesprochen, dass Jerusalem es Katar erlaubt, 15 Millionen Dollar Bargeld in den Gazastreifen zu bringen, betonte er auf einer Pressekonferenz.

Lieberman meint, die militärische Antwort Israels sei mehr als mangelhaft gewesen.

Er sei überzeugt, dass das Geld direkt an die Familien von Terroristen gehe und später für den Kauf von Raketen eingesetzt werde, die dann wieder auf Israel gefeuert werden. »Ich konnte unter diesen Umständen nicht weiterhin meinen Dienst versehen und den Menschen im Süden in die Augen schauen.«

Netanjahu indes verteidigte seine Entscheidung, auf einen Waffenstillstand einzugehen und auf diese Weise einen Krieg mit der Hamas zu vermeiden. »In Zeiten des Notfalls, wenn die Entscheidungen für die Sicherheit derart bedeutend sind, kann die Öffentlichkeit nicht immer in die Erwägungen eingeweiht werden. Unsere Feinde haben um einen Waffenstillstand gebettelt, und sie wissen genau, warum.«

NACHFOLGE Bis über Liebermans Nachfolge entschieden ist, wird Netanjahu das Amt vorübergehend übernehmen. Doch die Anwärter machen ihre Ansprüche bereits geltend. Allen voran der Parteichef der nationalreligiösen Partei Jüdisches Haus, Naftali Bennett. Der hatte bereits nach den vergangenen Parlamentswahlen diesen Posten gefordert.

Damals jedoch war Netanjahu standhaft geblieben und hatte das Amt erst vergeben, als Lieberman der Regierung beigetreten war. Jetzt erhöhte Bennett den Druck und erklärte, er werde aus der Regierung aussteigen, sollte er nicht auf dem Sessel des Verteidigungsministers Platz nehmen dürfen.

Liebermans Partei Israel Beiteinu wird definitiv die Regierungskoalition verlassen. Sie hält fünf Mandate. Die Regierung des Likud hält damit weiterhin die Mehrheit – allerdings eine hauchdünne – mit 61 von 120 Sitzen. Dennoch ließen Stimmen im Likud bereits wissen, dass man nicht zu Neuwahlen aufrufen wolle. Zumindest jetzt noch nicht.

Libanon

Israel greift Hisbollah-Trainingslager an

Auf dem Gelände wurden laut israelischer Armee Anschläge geplant

 09.12.2025

Ehrenrettung

Stille, Salz und Sonnenlicht

Das Tote Meer landete auf der weltweiten Rangliste der Sehenswürdigkeiten auf dem zweitschlechtesten Platz – völlig zu Unrecht, findet unsere Korrespondentin

von Sabine Brandes  08.12.2025

Medienbericht

Donald Trump will Benjamin Netanjahu Ende Dezember treffen

Israelischen Medien zufolge soll es bei dem Treffen am 29. Dezember um die zweite Phase des Friedensplans gehen

 08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Nahost

Netanjahu: Israel bleibt in Pufferzone im Süden Syriens

Syriens Übergangspräsident al-Scharaa wirft Israel vor, »Geister zu bekämpfen«. Eine Lösung im Streit um ein Gebiet an der Grenze scheitert noch an unterschiedlichen Vorstellungen

 08.12.2025

Nahost

Katar und Türkei wollen keine vollständige Entwaffnung der Hamas

Israel vor neuen diplomatischen Manövern: Katar und die Türkei versuchen, die im ursprünglichen Gaza-Plan vorgesehene vollständige Entwaffnung der palästinensischen Terrororganisation Hamas zu verwässern

 08.12.2025

Nahost-Krieg

Israels Armeechef: Gelbe Linie bildet operative Grenze zum Gazastreifen

Laut Eyal Zamir gibt es nun einen Schutzriegel für die israelischen Gemeinden am Rand Gazas

 08.12.2025

Jerusalem

Netanjahu sieht »historischen Wandel« in Rüstungskooperation

»Nicht nur Deutschland arbeitet für die Verteidigung Israels, sondern Israel, der jüdische Staat, arbeitet 80 Jahre nach dem Holocaust für die Verteidigung Deutschlands«, sagt der Ministerpräsident

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025