Medizin

Krebszellen »einfrieren«

Operation bei einem Krebspatienten in den USA (Symbolbild) Foto: imago stock&people

Kann ein Harnblasenkarzinom künftig minimalinvasiv durch das Einführen flüssigen Kohlendioxids entfernt werden?

Ärzte am Rambam-Gesundheitszentrum in Haifa glauben, einen Durchbruch erzielt zu haben. Erstmals haben sie jetzt ein neues, in Israel entwickeltes Verfahren angewandt. Mit der sogenannten Kryotherapie soll es bald möglich sein, den Patienten Schmerzen zu ersparen sowie Blutungen und Infektionen der Harnwege vorzubeugen.

operationen Bislang seien vier solcher Operationen an Patienten mit oberflächlichem Blasenkrebs durchgeführt worden, so das Zentrum in einer Pressemitteilung . Alle vier hätten ohne Nebenwirkungen wieder entlassen werden können. Ob die Eingriffe erfolgreich gewesen und der Krebs besiegt worden sei, müsse man zwar noch beobachten. Weitere Operationen mit der neuartigen Behandlungsform sind aber schon jetzt geplant.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Anstatt den Tumor herauszuschneiden, sprühen wir flüssiges CO2 [in die Blase], was zu einer Vernarbung des gesunden Gewebes führt«, erklärte Isaac Hoffman, der mit seinem Kollegen Gilad Amiel im Klinikum in Haifa die Operationen durchführt. »Wir sind sehr froh, dass es uns gelungen ist, den Tumor einzufrieren, woraufhin die Krebszellen absterben, ohne dass wir sie herausschneiden müssen.«

Bei den herkömmlichen Operationsmethoden, bei denen die Krebszellen von der Blasenwand abgeschabt oder weggeschnitten werden, seien die Patienten oft anfällig für Rückfälle. Aber er erwarte, dass die Gefriertherapie die Krebszellen effektiver entferne und so die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls verringere, so Hoffman.

NEUENTWICKLUNG Schon jetzt wird die Kyrotherapie angewandt, um Krebsgeschwüre auf der Haut, Lunge oder den Nieren zu behandeln. Aufgrund der Beschaffenheit der Tumore sei es bislang aber nicht möglich gewesen, sie auch bei Blasenkrebs einzusetzen, sagte Hoffman der »Times of Israel«: »Normalerweise werden die Tumore eingefroren, indem das Gefriermittel mittels Nadeln injiziert wird, aber bei Blasenkrebs ist das nicht möglich.« Das Blasenkarzinom ist weltweit die vierthäufigste Krebsart bei Männern, bei älteren Männern sogar die häufigste.

Das israelische Unternehmen Vessi Medical hat jetzt ein Verfahren zur Anwendung der Kryotherapie bei Blasenkarzinomen entwickelt, das auf der Verwendung eines Spezialsprays zur Verabreichung des Gefriermittels beruht. Bei dieser Technik wird ein Harnröhrenkatheter in die Blase des Patienten eingeführt. Die Spitze des Katheters ist mit einem modernen optischen System ausgestattet, das es dem medizinischen Team ermöglicht, die exakte Position des Tumors zu erkennen. Nach dem Aufsprühen bildet sich Eis zwischen sowie innerhalb der Krebszellen, ohne die Blasenmuskulatur zu schädigen.

KURZE BEHANDLUNG Der Vorteil, so Hoffman, sei dabei, dass man das Legen eines Harnkatheters vermeiden könne und somit auch das Risiko einer Infektion der Harnwege verringere. Zudem müssten die Betroffenen weniger Zeit stationär verbringen. »Ziel ist es, den Patienten noch am Tag des Eingriffs aus dem Krankenhaus zu entlassen.«

Hoffman glaubt, dass die Innovation dazu führen wird, dass Patienten weniger Zeit im Krankenhaus verbringen müssen. »Wir machen den Tumor sichtbar und behandeln ihn mit einer Vereisung«, sagte er. »Ziel ist es, den Patienten noch am Tag des Eingriffs aus dem Krankenhaus zu entlassen.«

Die Forscher sehen das Hauptziel der Kryotherapie darin, das Risiko eines Tumorrezidivs zu verringern und die Chancen des Patienten auf eine vollständige Genesung zu verbessern. mth

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  30.11.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  29.11.2025 Aktualisiert

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025

Jerusalem

Koalition stoppt Zusatzhilfen für freigelassene Geiseln

In der Knesset lehnt die Regierungsmehrheit hat einen Gesetzentwurf der Opposition ab, der Betroffenen eine sofortige finanzielle Unterstützung zusichern sollte

 29.11.2025

Nachrichten

Wetter, Geiselforum, Künstliche Intelligenz

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  29.11.2025

Nahost

Siedlergruppe dringt nach Syrien ein: IDF nimmt acht Personen fest 

Mehrere Menschen überqueren die Grenze. Medien zufolge wollen sie im Nachbarland eine Siedlung gründen. Es ist nicht ihr erster Versuch

 28.11.2025

Staatsbesuch

Kanzler Merz reist am nächsten Wochenende nach Israel

Das Datum steht: Bundeskanzler Merz reist in gut einer Woche zum Antrittsbesuch nach Israel. Der Gaza-Krieg hatte die Reise verzögert, durch die Waffenruhe wird sie jetzt möglich

 28.11.2025

Wirtschaft

Wenn Krembo zum Luxus wird

Die Lebenshaltungskosten steigen weiter. Mittlerweile befürchtet ein Drittel aller Israelis, sich bald nicht mehr ausreichend Lebensmittel leisten zu können

von Sabine Brandes  28.11.2025