Diplomatie

König Mohammed VI. lädt Netanjahu ein

Eine Maschine der Royal Air Maroc landet nach dem ersten kommerziellen Flug auf dem Ben-Gurion-Flughafen. Foto: Flash90

Es sei ein »herzlicher und persönlicher Brief«, der in das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu geflattert ist. Darin lädt König Mohammed VI. von Marokko Israels Regierungschef zu einem Besuch in das Land ein.

Der König würdigte die Anerkennung der Souveränität Marokkos über die Westsahara durch die israelische Regierung und erklärte, dass »der Besuch neue Möglichkeiten zur Stärkung der Beziehungen zwischen den Nationen eröffnen wird«.

BOTSCHAFT Die Anerkennung tags zuvor erfolgte mehr als vier Jahrzehnte nach Marokkos Annexion der Region, um die es einen lange schwelenden Konflikt gibt. Es war eine Bedingung Marokkos für die Aufwertung seiner Vertretung in Israel zum Botschaftsstatus. Auf dem Spiel stand auch die Ausrichtung des Negev-Forums in Marokko, das mehrfach wegen der Spannungen im Westjordanland verschoben worden war.

Nach der Einladung einigten sich der Direktor des Nationalen Sicherheitsrats, Tzachi Hanegbi, und der marokkanische Außenminister Nasser Bourita am Mittwoch darauf, in naher Zukunft einen Termin für den ersten Besuch von Premierminister Netanjahu in Marokko zu vereinbaren.

»Der Besuch wird neue Möglichkeiten zur Stärkung der Beziehungen zwischen den Nationen eröffnen.«

König mohammed VI. von marokko

Obwohl die Länder in den 90er-Jahren bereits in beschränktem Rahmen diplomatische Beziehungen aufgenommen hatten, normalisierten sie ihre Beziehung erst im Dezember 2020 im Rahmen der Abraham-Abkommen. Zuvor waren Vereinbarungen mit Israel und den Golfstaaten Vereinigte Arabische Emirate und Bahrain sowie ein Verständigungsabkommen mit dem Sudan unterzeichnet worden.

Netanjahu hatte damals König Mohammed VI. für seine »historische Entscheidung« gedankt und versprach einen »sehr warmen Frieden«. Es folgten Wirtschafts- und Sicherheitsverbindungen, akademischer Austausch und reger Tourismus von Israelis in dem nordafrikanischen Land, in dem viele sefardische Juden ihre Wurzeln haben.

POLISARIO-FRONT Das Schreiben von Israels Regierungschef zur Anerkennung der Westsahara war in einer offiziellen Mitteilung des Königspalastes in Rabat veröffentlicht worden. Das Gebiet ist umstritten, da es sowohl Marokko als auch die von Algerien gesteuerte nationalistische Gruppe Polisario-Front beanspruchen.

Der Konflikt um die Kontrolle der riesigen Wüstenregion am Atlantischen Ozean brach 1975 aus, nachdem sich die spanischen Kolonialtruppen aus dem Gebiet zurückgezogen hatten. Marokko annektierte es 1979 offiziell. Es folgte ein jahrelanger Krieg gegen die Polisario-Front, die die Unabhängigkeit der Region anstrebt. Westsahara umfasst ein Wüstengebiet, das ungefähr so groß ist wie Großbritannien. Die Polisario-Front beherrscht rund ein Viertel davon, den Großteil mit wirtschaftlich bedeutenden Minen und Fischerei kontrolliert Marokko.

Der Konflikt um die Kontrolle der riesigen Wüstenregion brach bereits 1975 aus.

»Die Dynamik, die unsere Beziehungen kennzeichnet, ist beispiellos, sei es im Hinblick auf den Besuchsaustausch von Beamten und der Geschäftswelt, die Entwicklung des bilateralen Rahmens, die Diversifizierung unserer Zusammenarbeit oder die Festigung der Handelsbeziehungen«, erklärte der König in seinem Brief weiter.

GEMEINSCHAFT Er hob zudem die »starken menschlichen Verbindungen zwischen Marokko und Israel« hervor, »insbesondere durch Israels große jüdische Gemeinschaft marokkanischer Herkunft«. Dies spiele für ihn eine große Rolle bei den Beziehungen beider Staaten.  

In Israel leben rund 700.000 Menschen, deren Wurzeln in Marokko liegen. Heute umfasst die jüdische Gemeinde, die vor allem in Casablanca angesiedelt ist, noch etwa 2500 Mitglieder.

Unwetter

Wintersturm »Byron« fordert zwei Tote

Der Sturm »Byron« hält an. Regenfälle und starke Winde kosten einem Kind im Gazastreifen und einem 53-Jährigen in Israel das Leben

 11.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Gazastreifen

»Ein Arzt injizierte ihr Luft«

Der Vater der von der Hamas am 7. Oktober 2023 nach Gaza verschleppten israelischen Soldatin Noa Marciano beschuldigt einen Arzt im Al-Schifa-Krankenhaus, seine Tochter ermordet zu haben

 11.12.2025

Waffenruhe

Hamas-Auslandschef: Waffen abgeben, wäre wie Seele verlieren

Khaled Meshaal widerspricht in einem Interview den Kernforderungen von US-Präsident Trump und Ministerpräsident Netanjahu

 11.12.2025

Interview

»Ein jüdischer Film braucht keinen jüdischen Regisseur«

Leiterin Daniella Tourgeman über das »Jerusalem Jewish Film Festival«, eine Hommage an israelische Krankenschwestern und Boykottaufrufe in der Kunstwelt

von Joshua Schultheis  11.12.2025

Israel

Kibbuz will Einwohnerzahl nach Hamas-Massaker verdoppeln

Der 7. Oktober war ein tiefer Einschnitt für die Gemeinde an der Grenze zum Gazastreifen. Doch die Menschen dort denken nicht ans Aufgeben

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025

Wetter

Wintersturm Byron fegt über Israel

Israelische Rettungsdienste und kommunale Behörden im ganzen Land sind in Alarmbereitschaft. Wintersturm Byron bringt Überschwemmungen und Blitzschlag

 10.12.2025