Die israelische Regierungsmehrheit hat einen Gesetzentwurf der Opposition abgelehnt, der freigelassenen Geiseln und den Familien ermordeter Entführungsopfer sofortige finanzielle Unterstützung zusichern sollte. Die Initiative stammte von Pnina Tamano-Shata (Partei »Blau-Weiß«), die ein Hilfspaket in Höhe von vier Millionen Schekel vorgesehen hatte. Die »Times of Israel« und andere israelische Medien berichteten.
Tamano-Shata warf der Koalition nach der Abstimmung vor, sie habe den Betroffenen »den Rücken gekehrt«. Viele Familien seien gezwungen, private Spendenaufrufe zu starten, um Lücken in der staatlichen Versorgung zu schließen. Auch Ex-Generalstabschef Gadi Eizenkot, Gründer der neuen Partei »Yashar«, sprach von einem »moralischen Versagen«.
Das Forum der Geiselfamilien reagierte ebenfalls empört. Die Entscheidung zeige erneut, dass die Bedürfnisse der ehemals Verschleppten nicht ausreichend berücksichtigt würden. In ihrer Erklärung erinnerte die in Auflösung befindliche Gruppe daran, dass der Staat am 7. Oktober sein Schutzversprechen nicht erfüllt habe – und es bis heute versäume, die Verantwortung für die Betroffenen konsequent zu übernehmen.
Enttäuschung unter Freigelassenen
Mehrere ehemalige Geiseln schilderten ihre Lage öffentlich. Eliya Cohen, im Februar freigekommen, kritisierte die geringen staatlichen Leistungen, die nach seiner Zeit in der Hamas-Gefangenschaft gezahlt worden seien. Er sprach von einer »demütigenden« Situation und beklagte, dass die Unterstützung kaum die grundlegenden Lebenshaltungskosten decke.
Ein weiterer früherer Gefangener, Rom Braslavski, hatte bereits zuvor ähnliche Vorwürfe erhoben. In einem Facebook-Beitrag berichtete er, binnen zwei Jahren Haft lediglich 60.000 Schekel erhalten zu haben – sowie eine monatliche Zahlung, die deutlich unter dem landesweiten Durchschnittseinkommen liege. Braslavski war im Oktober aus der Gewalt des Palästinensischen Islamischen Dschihad freigelassen worden.
Seit Beginn der Waffenruhe im Oktober hat die Hamas 20 Geiseln lebend freigelassen und die Leichname von 25 weiteren Opfern übergeben. Die sterblichen Überreste zweier Geiseln – eines israelischen Soldaten und eines thailändischen Staatsbürgers – befinden sich weiterhin in Gaza. im