Ägypten

Kein Kommentar

Mursi-Anhänger in Kairo Foto: dpa

Morgen wäre Menachem Begin 100 Jahre alt geworden. Die jüngsten Ereignisse in Ägypten und auf der Sinai-Halbinsel sind ein Grund mehr, seiner zu gedenken: Denn Begin war es, dem es als erstem Regierungschef Israels gelang, einen Friedensvertrag mit einem arabischen Nachbarland zu schließen – mit Ägypten. 1979 wurde der Vertrag unterzeichnet, und der »Falke«, wie Begin genannt wurde, wurde gemeinsam mit dem ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Souveränität Das Abkommen hat lange gehalten, dazu hat auch der langjährige ägyptische Präsident Hosni Mubarak beigetragen. So verhasst er bei seinem eigenen Volk war – für Israel war er ein stabiler Partner. Mit Bildung der neuen Regierung vor rund einem Jahr unter Mohammed Mursi änderte sich das Verhältnis der beiden Länder. Zwar erklärte Mursi, er wolle den Friedensvertrag einhalten, doch kappte Ägypten etwa die Erdgasversorgung Israels. Nun ist Mursi abgesetzt und in Haft, die derzeitige Militärregierung herrscht mit eiserner Hand: Bei der Auflösung verschiedener Protestcamps von Mursi-Unterstützern im ganzen Land sollen hunderte Menschen getötet worden sein. Der Ausnahmezustand wurde verhängt.

Die unvorhersehbaren Entwicklungen in Ägypten – kommt es zu einem Bürgerkrieg, zu Neuwahlen oder bleibt das Militär an der Macht? – ist ein großes Thema in der israelischen Öffentlichkeit. Allgemein ist Ratlosigkeit auszumachen, wie man sich im Falle eines Falles verhalten soll. Seitens der Regierung reagiert man zwar ebenfalls besorgt auf die Vorkommnisse im Nachbarland, ein offizielles Statement gab es bisher jedoch nicht. Man wolle sich keinesfalls in die ägyptische Politik einmischen, hieß es nur. In der Tageszeitung Yedioth Ahronoth gibt Jossi Shain, Politologe an der Universität Tel Aviv, US-Präsident Barack Obama eine Mitschuld an den Entwicklungen im Nahen Osten: Seine Politik sei kurzsichtig, ohne Ziel und ohne Führungswillen. Er habe auf der ganzen Linie versagt.

Sinai Auch die Vorkommnisse auf der Sinai-Halbinsel an der Grenze zu Israel werden eher heruntergespielt, trotz des Raketenangriffs auf Eilat in der Nacht zum Dienstag. Dieser wurde vom israelischen Militär mit dem Abwehrsystem »Iron Dome« entschärft. Verteidigungsminister Mosche Yaalon unterstrich gleichzeitig, dass Israel die Souveränität Ägyptens respektiere und überzeugt sei, dass die dortigen Sicherheitskräfte »das Terroristennest, das auch Ägyptens Sicherheit gefährdet«, ausheben würden.

Israel habe zwar immer ein besonders gutes Verhältnis zur ägyptischen Armee gehabt, befinde sich jedoch trotzdem in einer Zwickmühle, stellte die Jerusalem Post dazu fest. Der Sinai sei sicherheitspolitisch die Achillesferse Ägyptens. Es sei bekannt, dass das Land die Lage dort nicht unter Kontrolle habe. Israel könne dort jedoch nicht offiziell eingreifen. Doch Souveränität hin oder her, resümiert die Zeitung, »sind Menschenleben bedroht, muss das israelische Militär eingreifen«.

Notstand

Jom-Haazmaut-Feiern wegen Feuer abgesagt

Im Umkreis von Jerusalem sind schwere Waldbrände nicht unter Kontrolle zu bekommen. Straßen werden gesperrt und Wohnorte geräumt. Die Feiern zum Unabhängigkeitstag werden abgesagt

 30.04.2025

Israel

Arbel Yehoud musste Geiselhaft barfuß überstehen - auch im Winter

Die 29-Jährige hat in der Ruine ihres Hauses im Kibbuz Nir Oz ein Interview gegeben und grausame Details aus ihrer Gefangenschaft geschildert

 30.04.2025

Raanana

Randale bei israelisch-palästinensischem Gedenken an Opfer

Bei Tel Aviv greifen ultrarechte Aktivisten Zuschauer einer Gedenkfeier sowie Polizisten an. Auch in Tel Aviv kommt es zu einem Vorfall

 30.04.2025

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025