Reisekosten

Kein Geld für die letzte Ehre

Yuli Edelstein vor der Abreise Foto: Flash 90

100 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt waren in Südafrika, um Abschied von Nelson Mandela zu nehmen – aber nicht der israelische Premier. Obwohl sich Benjamin Netanjahu bei der südafrikanischen Regierung bereits angemeldet hatte, trat er wenige Stunden vor Abflug von seiner Reise zurück.

Der Grund: zu hohe Kosten. Etwa 1,4 Millionen Euro hätte die Reise nach Angaben seines Büros gekostet, darunter das Chartern eines Privatflugzeugs und Ausgaben für Sicherheit. Vor einer Weile war Netanjahu zur Beerdigung von Margaret Thatcher nach London gereist und hatte zu horrenden Kosten eine Schlafkabine ins Flugzeug einbauen lassen. Dafür erntete er scharfe Kritik.

Shitstorm Doch das, was nach der Absage im Internet vor sich ging, kann nur noch als Shitstorm bezeichnet werden. Netanjahu wurden Doppelmoral und Heuchelei vorgeworfen. Kurz zuvor hatte er mit seinem ausufernden Lebensstil erneut Schlagzeilen gemacht. »Hunderttausende Dollar für Kerzen, Putzfrauen und Swimmingpools in seinen Privathäusern darf der Steuerzahler berappen«, schrieb ein Blogger.

»Aber dass Israel einem herausragenden Politiker die letzte Ehre erweist, kann nicht bezahlt werden? Bibi brüskiert alle, uns Israelis und die ganze Welt.« Andere spekulierten, dass Netanjahu in Südafrika »nicht willkommen« sei und deshalb abgesagt habe. Zwar hatte Mandela die Palästinenserpolitik der Israelis oft kritisiert, das Existenzrecht des jüdischen Staates aber stets betont.

Grippe Nach Netanjahus Absage wurde erwogen, ob nicht Schimon Peres die Reise unternehmen könnte. Doch seine Ärzte hatten dem Präsidenten wegen einer Grippe striktes Reiseverbot erteilt. Schließlich wurde am Montag eine Delegation von fünf Vertretern verschiedener Parteien um Knessetsprecher Yuli Edelstein zusammengestellt, die noch in derselben Nacht abreiste.

Ein Mann verabschiedete sich auf ganz persönliche Weise: Als der Dirigent und Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra am Sonntag in Jerusalem auf die Bühne trat, hielt er zunächst einen Moment inne. Dann trat Zubin Mehta ans Mikrofon: »Wir gedenken heute eines großartigen Menschen, eines großen Staatsmannes und Afrikaners: Nelson Mandela.« Als er den Taktstock hob, um Air aus der Suite Nr. 3 von Johann Sebastian Bach zu dirigieren, wischte sich so mancher im Publikum Tränen aus den Augen.

Umfrage

Mehrheit der Palästinenser findet Angriff vom 7. Oktober richtig

Die People’s Company for Policy and Survey Research hat die Einstellungen von Palästinensern in Gaza und dem Westjordanland abgefragt

von Imanuel Marcus  30.10.2025

Sport

Mehr als ein Spiel

Fußball ist für Israelis nicht nur eine große Leidenschaft, sondern auch ein Tor zur Welt. Doch diese Verbindung ist in Gefahr

von Ruben Gerczikow  30.10.2025

Tel Aviv

Alon Ohel spielt in Comedy-Show Klavier

Bei seiner Entführung durch die Hamas vor zwei Jahren war Alon Ohel schwer am Auge verletzt worden. Mit seinem Auftritt in einer Satiresendung setzt der 24-jährige Deutsch-Israeli nun ein Zeichen der Hoffnung

 30.10.2025

Kirjat Gat

Netanjahu über Gaza: »Wir werden unser Ziel erreichen«

Bei einem Besuch in Südisrael sagt der Ministerpräsident, seine Regierung arbeite an einem Plan für Gaza – eines, das Israel nicht mehr bedrohe

 30.10.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  30.10.2025

Auswanderung

Mehr Israelis wollen einen anderen Pass

Eine wachsende Zahl von Israelis kehrt dem jüdischen Staat den Rücken. Der aktuelle Konflikt verstärkt den Exodus. Zugleich sehen sich Auswanderer vor höheren Hürden auf dem Weg zum Zweitpass

von Burkhard Jürgens  29.10.2025

Kiryat Ata

»Wie kann man sein Kind in Raten beerdigen?«

Richelle Tzarfati, Mutter der getöteten Hamas-Geisel Ofir, muss zum zweiten Mal das Grab ihres Sohnes öffnen, nachdem die Terroristen der Hamas weitere sterbliche Überreste übergeben haben

 29.10.2025

Eilat

Drei Tage Sonne, Meer und Jazz

Das diesjährige Red Sea Jazz Festival bietet eine vielfarbige Klangmischung vor der Kulisse des Hafens von Eilat

von Imanuel Marcus  29.10.2025

Jerusalem

Weltkongress der Zionisten eröffnet

Laut Präsident Isaac Herzog ist der Kongress »eine Zeit der Selbstreflexion für unsere Nation«

 29.10.2025