Nahost

Jerusalem zu weiterer Erhöhung des Drucks auf die Hamas bereit

In Gaza kaufen Bewohner auf einem Markt ein, während Israel den Druck erhöht. Nach 514 Tagen will der jüdische Staat endlich alle Geiseln nach Hause holen. Foto: picture alliance / Anadolu

Nach dem Stopp der Hilfslieferungen in den Gazastreifen ist Israel zur weiteren Erhöhung des Drucks auf die Terrororganisation Hamas bereit, da es die weiterhin von den Terroristen gehaltenen Geiseln nach 514 Tagen endlich nach Hause holen will.

Um eine Verlängerung der ersten Phase des Abkommens über die Waffenruhe und die Freilassung aller Geiseln zu erreichen, könnte als Nächstes eine erneute Umsiedlung der Bewohner aus dem Norden in den Süden des abgeriegelten Gazastreifens folgen, berichtete der israelische Sender Kan. Falls das nichts brächte, ist die Kappung der Stromversorgung im gesamten Küstenstreifen eine Option.

Als letzte Maßnahme sei die Rückkehr zum Krieg vorgesehen, diesmal mit schweren Bomben, die von der vorherigen US-Regierung zurückgehalten worden waren. Die israelische Führung hat nach Informationen des Senders in den vergangenen Wochen einen entsprechenden Plan für »maximalen Druck« auf die Hamas ausgearbeitet. Diese hat nach israelischen Informationen noch 24 israelische Geiseln und 35 Leichen von Verschleppten in ihrer Gewalt.

Die »Jerusalem Post« zitierte unterdessen namentlich nicht genannte israelische Beamte, wonach man der Terrororganisation noch einige Tage Zeit gebe, um eine Einigung über die Freilassung weiterer Geiseln zu erzielen. »Wenn wir sehen, dass die Verhandlungen nicht in gutem Glauben geführt werden, werden wir zu den Kämpfen in Gaza zurückkehren«, hieß es.

»Verheerende Folgen«

UN-Generalsekretär António Guterres appellierte an Israel und die Hamas, jede Anstrengung zu unternehmen, um neuerliche offene Feindseligkeiten zu vermeiden. Die Lieferungen humanitärer Hilfsgüter für die rund zwei Millionen Palästinenser in dem Küstengebiet müssten sofort wieder aufgenommen werden, und die Freilassung der aus Israel verschleppten Geiseln weitergehen. »Wir müssen Hilfe hereinbekommen und die Geiseln raus holen. Die Waffenruhe muss halten«, sagte UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher.

Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen verurteilte Israels Vorgehen. Erneut schneide Israel die Bevölkerung von Hilfsgütern ab und setze den Zugang zu humanitärer Hilfe als Druckmittel ein, erklärte die Nothilfekoordinatorin Caroline Seguin. »Das ist inakzeptabel und wird verheerende Folgen haben.«

Lesen Sie auch

Allerdings hatte Israel seit Beginn des Krieges für die Einfuhr von 1,3 Millionen Tonnen Hilfsgütern gesorgt. Als inakzeptabel sieht Israel die von der Hamas begangenen Massaker vom 7. Oktober 2023 an sowie die Weigerung der palästinensischen Terroristen, alle Geiseln freizulassen, während sie aber ein Ende des von ihnen selbst begonnenen Krieges fordern, um sich neu gruppieren und Israel erneut angreifen zu können.

»Eindeutige Verletzung«

Auch Ägypten, Katar und Jordanien verurteilten den Stopp der Hilfslieferungen. »Es kann nicht erlaubt oder akzeptiert werden, dass humanitäre Hilfe als Waffe für kollektive Bestrafung und Aushungerung eingesetzt wird«, sagte der ägyptische Außenminister Badr Abdellaty in Kairo. »Dies wird als eine eklatante und eindeutige Verletzung des humanitären Völkerrechts betrachtet«, hieß es.

Ähnlich äußerten sich Katar und Jordanien. Dieser Schritt erhöhe das Risiko einer »Explosion der Situation« im Gazastreifen und im Westjordanland, zitierte die israelische Nachrichtenseite »ynet« das jordanische Außenministerium. Ägypten und Katar vermitteln mit den USA zwischen Israel und der Hamas.

Die Hamas lehnt eine von Israel geforderte Verlängerung der ersten Phase der Waffenruhe bislang ab. Die israelischen Geiseln könnten nur durch die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über die zweite Phase der Vereinbarung freikommen, hieß es. Diese zweite Phase des dreistufigen Abkommens sieht die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gegenzug für ein dauerhaftes Ende des Krieges vor.

Intensives Training

Israel besteht jedoch auf dem Kriegsziel einer völligen Zerschlagung der Hamas, die weitere Massaker im Stil des 7. Oktobers bereits angekündigt hat. Laut israelischen Medien trainiert die Armee des Landes bereits intensiv für einen möglichen Wiederbeginn des Krieges im Gazastreifen.

Die Hamas habe »Positionen für einen dauerhaften Waffenstillstand vorgelegt, die völlig inakzeptabel sind«, schrieb Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu auf der Plattform X. Israel habe den Stopp der Hilfslieferungen in den Gazastreifen beschlossen, »weil die Hamas die Lieferungen stiehlt und die Menschen in Gaza daran hindert, sie zu bekommen«.

Damit »finanziert sie ihre Terrormaschine«, schrieb Netanjahu und bedankte sich bei US-Präsident Donald Trump für dessen Unterstützung. Man werde weitere Schritte ergreifen, wenn die Hamas die Geiseln weiter festhalte. dpa/ja

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Unwetter

Wintersturm »Byron« fordert zwei Tote

Der Sturm »Byron« hält an. Regenfälle und starke Winde kosten einem Kind im Gazastreifen und einem 53-Jährigen in Israel das Leben

 11.12.2025

Gazastreifen

»Ein Arzt injizierte ihr Luft«

Der Vater der von der Hamas am 7. Oktober 2023 nach Gaza verschleppten israelischen Soldatin Noa Marciano beschuldigt einen Arzt im Al-Schifa-Krankenhaus, seine Tochter ermordet zu haben

 11.12.2025

Waffenruhe

Hamas-Auslandschef: Waffen abgeben, wäre wie Seele verlieren

Khaled Meshaal widerspricht in einem Interview den Kernforderungen von US-Präsident Trump und Ministerpräsident Netanjahu

 11.12.2025

Interview

»Ein jüdischer Film braucht keinen jüdischen Regisseur«

Leiterin Daniella Tourgeman über das »Jerusalem Jewish Film Festival«, eine Hommage an israelische Krankenschwestern und Boykottaufrufe in der Kunstwelt

von Joshua Schultheis  11.12.2025

Israel

Kibbuz will Einwohnerzahl nach Hamas-Massaker verdoppeln

Der 7. Oktober war ein tiefer Einschnitt für die Gemeinde an der Grenze zum Gazastreifen. Doch die Menschen dort denken nicht ans Aufgeben

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025

Wetter

Wintersturm Byron fegt über Israel

Israelische Rettungsdienste und kommunale Behörden im ganzen Land sind in Alarmbereitschaft. Wintersturm Byron bringt Überschwemmungen und Blitzschlag

 10.12.2025