Italien hat nach angeblichen Angriffen auf der Höhe der griechischen Insel Kreta eine Fregatte zum Schutz der privaten Flotte von Schiffen mit Gaza-Hilfslieferungen entsandt. Die »propalästinensischen« Aktivisten wollen die israelische Seeblockade der von Palästinensern bewohnten Küstenregion durchbrechen und so ihre Hilfsgüter überbringen.
Wie der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto in Rom angekündigt hat, soll das Schiff »Fasan« der italienischen Marine bei etwaigen Rettungsaktionen helfen. Zuvor hatte Italiens Außenminister Antonio Tajani Israel dazu aufgerufen, die Sicherheit der Flotte zu gewährleisten. Auf den ungefähr 50 Boote der Flotte mit dem Namen Global Sumud Flotilla (GSF) seien auch »italienische Staatsbürger sowie Mitglieder des Parlaments und des Europäischen Parlaments«, wie Tajani erklärte.
Ebenso versprach auch Spanien Hilfe. Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte die Entsendung eines Schiffs an, für den Fall, dass die Flotte Unterstützung brauche oder ein Rettungseinsatz nötig sei. Ein Hochsee-Patrouillenboot werde am Donnerstag in Cartagena ablegen und zur Flotte aufschließen.
Explosionen auf Videos
Die Aktivisten an Bord der GSF klagen über Angriffe mit Drohnen und Blendgranaten sowie nächtliche Ausschüttung von Chemikalien. In einer Pressemitteilung der GSF warf die Aktivistengruppe der israelischen Regierung und den israelischen Streitkräften eine »alarmierend gefährliche Eskalation« vor. Eine offizielle Bestätigung von Seiten Israels liegt jedoch nicht vor.
Die Flottille gab an, dass 15 Drohnen in geringer Höhe geflogen seien und die Schiffe der Flotte im Laufe der Nacht mehrmals überflogen hätten. Zudem hätten offenbar Drohnen »unidentifizierte Objekte« auf zehn der Boote abgeworfen und Schäden verursacht. Ein Video, das auf der Instagram-Seite der Flotte veröffentlicht wurde, zeigt eine Explosion, die den Angaben zufolge vom Schiff »Spectre« aus gefilmt wurde. Crosetto verurteilte Angriffe allgemein »aufs Schärfste«, machte aber niemanden dafür verantwortlich. UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese warf Israel auf X vor, an Land Völkermord zu begehen und sich auf See gesetzlos zu verhalten.
Nach Angaben einer anderen Sprecherin an Bord wurden mindestens zwei Schiffe beschädigt. Die halbamtliche griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete hingegen unter Berufung auf die Küstenwache, ein Patrouillenboot der europäischen Grenzschutzagentur (Frontex) habe keine Schäden festgestellt.
Abba-Songs als Funkstörer
Ein Sprecher der Flottille behauptete außerdem, ihre Funkgeräte seien von »gegnerischen Kommunikationssystemen« gekapert worden, um Musik der schwedischen Popband ABBA abzuspielen. Der Sprecher bezeichnete dies als eine »psychologische Operation«. Die GSF wirft Israel zudem vor, eine koordinierte Hetzkampagne gegen die Flottille zu starten, nachdem israelische Beamte sie als »Hamas-Flottille« bezeichnet hatten.
Der israelische Minister für Diaspora-Angelegenheiten, Amichai Chikli, veröffentlichte kürzlich einen Bericht, der Verbindungen zwischen den Anführern der Flottille und den Terrororganisationen Hamas und Muslimbruderschaft aufzeigen soll.
Flottille geweigert, in Aschkelon anzulegen.
Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums bekräftigte, Israel werde «alle notwendigen Schritte unternehmen, um eine Einfahrt (der Flotte) ins Kampfgebiet zu verhindern und um jeden Verstoß gegen eine rechtmäßige Seeblockade zu stoppen». Nach Angaben des israelischen Außenministeriums wurde der jedoch Flottille die Möglichkeit geboten, Aschkelon anzulegen und dort die Hilfsgüter abzuladen. GSF lehnte ab und setzte ihre Fahrt in Richtung Gazastreifen fort. Das Außenministerium bezeichnete diesen Schritt als »illegalen Weg – das Eindringen in ein Kampfgebiet und die Verletzung der rechtmäßigen Seeblockade«.
Am 10. September meldete die Flottille bereits zwei weitere Drohnenangriffe, während sie in einem tunesischen Hafen vor Anker lag. Die tunesische Regierung untersuchte die Vorfälle und stellte fest, dass es sich wahrscheinlich um versehentliche Brände gehandelt hatte.
Die Boote waren mit Hunderten Aktivisten an Bord vor rund drei Wochen aus Barcelona gestartet. Die Aktion ist nach Angaben der Organisatoren die bisher größte ihrer Art. dpa/ja