Jom Haschoa

Israel hält inne

Wenn das Leben für einen Moment stillsteht: Jom Haschoa in Jerusalem Foto: Flash 90

Zwei Minuten stand das Land heute um 10 Uhr still. Landesweit waren Sirenen zu hören. Die Menschen in Israel gedachten der sechs Millionen Opfer des Nationalsozialismus. In der zentralen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem begann anschließend eine Zeremonie im Beisein von Staatspräsident Schimon Peres, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und US-Außenminister John Kerry.

Am Abend zuvor um 20 Uhr hatte am selben Ort die zentrale Zeremonie begonnen. Besonderer Fokus an diesem Tag der Erinnerung liegt auf dem Aufstand im Warschauer Ghetto, der vor genau sieben Jahrzehnten stattgefunden hat. Zeitgleich entzündeten Überlebende der Schoa im Massuah-Institut für Holocaust-Studien des Kibbuz Jitzchak sechs Kerzen als Symbol für die sechs Millionen Toten. Die Männer und Frauen wurden von ihren Enkelkindern und einer Ehrengarde der israelischen Armee begleitet.

Mut Präsident Schimon Peres betonte in Yad Vashem, dass das Schicksal der Juden im Zweiten Weltkrieg niemals vergessen werde. »Keine Macht kann uns vom dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte trennen. Wir sind dadurch weniger geworden«, sagte er, »doch wir haben unseren Mut nicht verloren.«

Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte, dass das jüdische Volk niemals mehr andere mit seinem Schicksal betrauen sollte. »Von den Tiefen des Holocaust sind wir zur Spitze Zions aufgestiegen«, sagte Netanjahu. »Aber der mörderische Hass auf die Juden ist nicht aus der Welt verschwunden, er ist schlicht durch mörderischen Hass auf den jüdischen Staat ersetzt worden. Was sich aber geändert hat, ist unsere Fähigkeit, uns selbst zu verteidigen.« Zum Abschluss verkündete der Premier: »Niemals mehr wird es einen weiteren Holocaust geben.«

Noch während die Staatsmänner die Worte sprachen, versetzten Sirenen im israelischen Süden die Menschen in Angst und Schrecken. Palästinensische Extremisten im Gazastreifen hatten mehrere Raketen auf das Kernland abgefeuert. Verletzt wurde dabei niemand.

Antisemitismus Bereits am Sonntagabend begannen die Holocaust-Gedenkfeiern zum Jom Haschoa, die bis Montagabend dauern. Noch heute leben 192.000 Menschen, die den Konzentrationslagern entkommen konnten, in Israel. Die Tageszeitung Yedioth Ahronoth berichtete am Sonntag, dass jeden Monat 1000 von ihnen sterben.

Zum Jom Haschoa hat das Kantor Center for the Study of Contemporary European Jewry an der Universität Tel Aviv am Sonntag den jährlichen Antisemitismus-Report veröffentlicht. Danach nehmen judenfeindliche Übergriffe weltweit zu. 2012 gab es rund ein Drittel mehr physische Angriffe gegen Juden und jüdische Einrichtungen als im Vorjahr. Vor allem in Westeuropa, Nordamerika und Australien sei nach zwei Jahren des Rückgangs eine Zunahme der Übergriffe festzustellen. Die meisten Übergriffe gab es mit 200 Vorfällen in Frankreich. Der Bericht hält insgesamt 686 Vorfälle fest. (mit epd)

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025