Israel

Insel im Sturm

Benjamin Netanjahu: »Ein gutes und sicheres Neues Jahr – das steht an erster Stelle«. Foto: Flash 90

Während die Welt gebannt gen Washington blickte und auf eine Entscheidung von US-Präsident Barack Obama in Sachen Syrien wartete, genoss Israel das jüdische Neujahrsfest. Überall im Land waren Festtafeln gedeckt, um die Familien saßen und sich die guten Speisen schmecken ließen. An diesem Rosch Haschana wünschte man sich nicht nur »Schana Towa« – ein gutes Neues Jahr –, sondern gleichsam ein friedliches.

Dass die Stimmung im Land recht entspannt ist, zeigten vor allem die Zigtausenden, die über die Feiertage Ausflüge in die Natur unternahmen. Die Hotels und Gästezimmer im ganzen Land waren fast alle voll belegt. Von Angst vor einer kriegerischen Auseinandersetzung war wenig zu spüren. Sogar in den Norden, etwa nach Obergaliläa und in den Golan an der Grenze zu Syrien, pilgerten die Tagestouristen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bedankte sich zum Wochenbeginn bei den Soldaten der israelischen Armee, der Polizei und anderen Sicherheitskräften für das ruhige Fest, das dem Land dank ihrer Hilfe beschert war. Dies sei nicht selbstverständlich, wenn man den Sturm betrachtet, der um Israel herum tobe.

Sicherheit »Doch«, so der Regierungschef weiter, »wir kümmern uns um Israel, die Insel der Ruhe und Sicherheit«. Diese Tatsache stamme von besonnener Politik und professionellen Aktionen, von denen nur ein Teil der Öffentlichkeit bekannt sei. Den Bürgern des Landes wünschte er: »Ein gutes und sicheres Neues Jahr – das steht an erster Stelle«.

Für mehr Sicherheit zumindest an einer Grenze sorgen im Moment die Ägypter. Das Nachbarland im Süden scheint es ernst mit der Terrorismusbekämpfung im Sinai zu meinen. Neben Panzern und Truppen, die vor wenigen Tagen in das Wüstengebiet einmarschierten, drehten Hubschrauber ohne Unterlass ihre Runden. Es heißt, Al Qaida sei sehr beeindruckt von den Maßnahmen des ägyptischen Militärs. Zudem gibt es immer mehr Anzeichen, dass sich die Beziehung zwischen Kairo und Jerusalem verbessert habe, seit Muslimbruder Mohammed Mursi vom Chefsessel geworfen wurde.

Auf den ersten Blick gut meinen könnte es auch einer, von dem man es kaum erwartet hätte. Der iranische Präsident Hassan Rohani twitterte: »Während die Sonne hier in Teheran untergeht, wünsche ich allen Juden – vor allem den persischen – ein gesegnetes Rosch Haschana.«

Netanjahu zeigte sich davon wenig beeindruckt und erklärte, dass man an Taten, nicht an Worten gemessen werde. Es sei wenig glaubwürdig, wenn jemand, der noch kurz zuvor gedroht hat, Israel auszulöschen, nun eine Festtagsbotschaft verschickt. Später dementierte der Pressesprecher, dass der Präsident des Landes diese guten Wünsche geschickt habe. »Es muss wohl ein Fan gewesen sein, der Präsident hat gar keinen Twitter-Account.«

Iron Dome Dass Israel nicht nur Zweifel am Iran hat, sondern die Syrienkrise nach wie vor mit Argusaugen betrachtet, zeigt die jüngste Verlegung eines Abwehrsystems »Eiserne Kuppel« in die Nähe von Jerusalem. Offiziell hieß es von der Armee lediglich, dass die Systeme »entsprechend der Lage aufgestellt werden«. Sechs oder sieben Eiserne Kuppeln sollen derzeit in Gebrauch sein.

Die Soldaten, die in den Stationen über die Feiertage ausharren mussten, wurden für ihren Einsatz nicht nur von ihrem Regierungschef gelobt, sondern auch von Israelis mit Neujahrswünschen und kleinen Präsenten bedacht. Besonders hoch im Kurs lagen kühle Getränke und Honigkuchen. »Ich möchte mich bedanken, dass sie für unsere Sicherheit sorgen«, sagte ein Besucher dem TV-Kanal eins. »Denn Sicherheit ist im Moment das, was wir am meisten benötigen.«

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Wie nur konnte der 7. Oktober geschehen? Nach Armee und Geheimdienst setzt nun auch die Regierung eine Kommission zur Untersuchung der politischen Versäumnisse ein

von Sabine Brandes  19.11.2025

Hamburg

Block-Prozess: Israelischer Firmenchef vernommen

Die Block-Kinder sollen an Silvester 2023/24 von einer israelischen Sicherheitsfirma aus der Obhut ihres Vaters entführt worden sein. Nun hat der Firmenchef bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt

von Bernhard Sprengel, Sebastian Engel  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025