Nachruf

Im Geiste Jabotinskys

Benzion Netanjahu sel. A. Foto: Flash 90

In den meisten Medien außerhalb Israels wurde Benzion Netanjahu, der am Montag dieser Woche im Alter von 102 Jahren gestorben ist, vor allem als »Vater des israelischen Ministerpräsidenten« bezeichnet. Dabei war Netanjahu senior eine große Persönlichkeit eigenen Ranges. 1910 in Warschau geboren, machte er mit seiner Familie zehn Jahre später Alija. An der Hebräischen Universität Jerusalem studierte er Geschichte und promovierte später in den USA. Dort war Benzion Netanjahu auch Sekretär von Zeev Jabotinsky, dem Führer der nationalliberalen zionistischen Revisionisten. Jabotinskys politische Vision blieb für Netanjahu zeitlebens Richtschnur seines Denkens und Handelns.

Opus Magnum 1949 nach Israel zurückgekehrt, wurde er Herausgeber der Encyclopedia Hebraica und profilierte sich als einer der weltweit angesehensten Historiker des Judentums. Vor allem sein Opus Magnum The Origins of the Spanish Inquisition gilt als Meilenstein. In dem 1.400 Seiten umfassenden Werk wies Benzion Netanjahu anhand jahrzehntelangen Quellenstudiums nach, dass bereits die Judenverfolgung im Spanien des 15. und 16. Jahrhunderts unter der Parole »limpieza del sangre« (Reinheit des Blutes) im Wesentlichen rassistisch begründet war und nicht religiös.

Eine persönliche Tragödie war für Benzion Netanjahu der Tod seines ältesten Sohnes Jonathan, der bei der Befreiung der israelischen Geiseln in Entebbe 1976 als Kommandeur der israelischen Spezialeinheit fiel. Trost fand er in der Karriere von Jonathans Bruder Benjamin. Der würdigte seinen Vater vor zwei Jahren bei der Feier zu desssen 100. Geburtstag: »Du, Vater, hast mich gelehrt, die Realität richtig zu sehen, zu verstehen, was sie beinhaltet, und daraus die nötigen Schlüsse zu ziehen.« mjw

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025